
Im April beschoss der Stadtrat, eine Straße nach dem Würzburger Pazifisten und Romanisten Professor Franz Rauhut zu benennen. An diesem Dienstag enthüllten Familienmitglieder gemeinsam mit Oberbürgermeister Christian Schuchardt das Straßenschild. Das knapp 85 Meter lange Stück Straße, das Sander- und Sanderglacisstraße verbindet, heißt jetzt nach dem Mann, der über 30 Jahre lang jungen Männern beigestanden ist, die den Kriegsdienst verweigern wollten.
Rauhut, geboren 1898, gestorben 1988, war Professor der Romanistik an der Uni Würzburg, klein und schmächtig von Gestalt und doch nicht zu übersehen und nicht zu überhören. Er war ein Pazifist mit Leib und Seele, ein entschiedener, leidenschaftlicher Gegner jeden Militärs.
Wolfgang Bötsch nannte ihn einen Linksextremisten
Schuchardt sagte während des Festaktes, Würzburg zeige mit diesem Straßennamen seine "Sehnsucht nach einem dauerhaften Frieden für alle Menschen auf unserer Welt". Die Frage, ob er lieber rot als tot wäre, beantwortete Rauhut mit: "Weder rot noch tot." Er kämpfte gegen das Wettrüsten im Kalten Krieg, Gegner wie Würzburgs CSU-Grande Wolfgang Bötsch nannten ihn dafür einen Linksextremisten.
Schuchardt beschrieb unterm Straßenschild die politischen Gegensätze jener Zeit: Auf der einen Seite jene, die Deutschlands Remilitarisierung "als realitätsbezogen notwendig" angesehen hätten und auf der anderen Seite "Mahner" wie Rauhut, die eine Welt anstreben, "wie wir sie wollen", nämlich ohne Waffen. Von einem Spannungsfeld sprach er, das "wir mit dieser Benennung einer Straße aushalten".
Rauhut war kein politischer Taktiker
Richard Schwaderer, ein Schüler und Weggefährte Rauhuts, sprach für den Initiativkreis, der sich ab 1991 für eine Rauhut-Straße einsetzte. Das "Gespenst des Krieges" tauche wieder auf, sagte er, Politiker würden ihn wieder in ihr Kalkül einbeziehen. Umso bedeutsamer halte er Rauhuts Beispiel dafür, dass ein Wissenschaftler sein Wissen und seine Stellung nutzen kann, "um Verantwortung zu übernehmen für die Gesellschaft". Rauhut habe sich gegen den "herrschenden Diskurs" in der NS-Diktatur und während des Kalten Krieges gerichtet.
Der Professor focht für einen radikalen Pazifismus. Schwaderer berichtete von einer "aggressiven Intoleranz" gegenüber Rauhut, auch von Kollegen an seiner Universität. Rauhut aber habe sich nicht beirren lassen. Er sei kein politscher Taktiker gewesen, "er dachte in humanistischen, moralischen, nicht in politischen Kategorien". Sich dem Krieg als "fundamentalem und schrecklichstem Ausdruck der Barbarei" entgegenzustellen, sei ihm als selbstverständliche Pflicht erschienen.