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WÜRZBURG
Eine Spezialklinik bietet „sicheren Hafen“
Hoher Besuch: Die 14-jährige Isolde Schraut gab Professor Marcel Romanos und dem  Bezirkstagspräsidenten Erwin Dotzel (von links) die Erlaubnis, ihr Zimmer anschauen zu dürfen. Mit von der Partie war auch ihre Mutter Ruth Schraut.
Foto: FRANZ NICKEL | Hoher Besuch: Die 14-jährige Isolde Schraut gab Professor Marcel Romanos und dem Bezirkstagspräsidenten Erwin Dotzel (von links) die Erlaubnis, ihr Zimmer anschauen zu dürfen.
Von unserem Mitarbeiter Franz Nickel
 |  aktualisiert: 11.12.2019 20:21 Uhr

Bisher gab es in Bayern kein Krankenhaus für schwer- und mehrfach behinderte Kinder und Jugendliche mit psychischer Erkrankung. Das hat sich mit der Eröffnung der Klinik am Greinberg geändert: In dieser speziellen Einrichtung in Würzburg werden künftig 15 Betroffene behandelt. Kaum in Betrieb genommen, ist das Haus voll belegt.

„Ich bin sehr glücklich, dass wir nun mit dieser Klinik eine Versorgungslücke – zumindest für Nordbayern – schließen können“, sagte Bezirkstagspräsident Erwin Dotzel während der Einweihungsfeier. Schließlich gehe es um das „Recht auf angemessene medizinische Versorgung“ für alle.

„Wir schließen mit dieser Klinik eine Versorgungslücke.“

Erwin Dotzel Bezirkstagspräsident

Die Klinikeröffnung sei das Ende eines langen Weges, der vor zwölf Jahren bereits begann. Damals hatten Professor Andreas Warnke von der Kinder- und Jugendpsychiatrie sowie die Leiter der Würzburger Einrichtungen für Menschen mit Behinderung auf den Notstand aufmerksam gemacht: Kinder und Jugendliche mit zusätzlichen psychischen Erkrankungen mussten „quer durch die Bundesrepublik gefahren werden“, weil ihnen in Bayern keine adäquate Versorgung geboten werden konnte. „Uns im Bezirkstag war klar, dass wir helfen mussten.“

Nach jahrelangen Verhandlungen und der Suche nach einem geeigneten Standort wurde im Juni 2007 mit den örtlichen Kostenträgern eine Vorvereinbarung über ein künftiges Budget abgeschlossen. Im Januar 2008 fasste der Bauausschuss des Bezirkstags schließlich den Grundsatzbeschluss zur Errichtung dieser Spezialeinrichtung.

Die Klinik verfügt nun nicht nur über zwei Pflegestationen mit 15 vollstationären Plätzen, sondern auch über den dazugehörigen Diagnose-, Therapie-, Arztdienst- und Versorgungsbereich. Es zeichne sich ab, dass der im Jahr 2009 prognostizierte Kostenrahmen von 6,4 Millionen Euro wegen der Baukostensteigerungen „leicht nach oben angepasst“ werden müsse, so der Bezirkstagspräsident. Der Freistaat übernimmt rund 5,8 Millionen Euro.

Während der Feier überreichten Margret und Robert Krick eine Spende von 100 000 Euro für den Verein „Menschenskinder“, die zweckgebunden zu Gunsten der Spezialklinik verwendet werden sollen. „Dieses Angebot ergänzt die schon vorhandenen Einrichtungen“, sagte Oberbürgermeister Georg Rosenthal – und fügte hinzu, dass die Blindeninstitutsstiftung das Grundstück für die Klinik am Greinberg unentgeltlich zur Verfügung stellte. Die Nähe zur Blindeninstitutsstiftung sowie zum Universitätskrankenhaus bezeichnete er als äußerst positiv.

Ministerialdirigent Gerhard Knorr vom bayerischen Gesundheitsministerium gestand, dass die Realisierung der Klinik „alles andere als ein Selbstläufer“ gewesen sei. Dies habe jedoch unter anderem daran gelegen, dass man „krankenhausplanerisches Neuland“ betrat. Es sei ein detailliertes und genau passendes Konzept entwickelt worden.

Professor Marcel Romanos, der seit Anfang April die Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie der Uniklinik leitet, verwies auf die lange Warteliste der Klinik. Die Verwirklichung der Einrichtung sei auch eine „moralische und ethische Verpflichtung“ gewesen. In dem Krankenhaus erhielten die jungen Patienten nicht nur Verständnis und Hilfe, so Romanos. Die Klinik soll für sie auch „ein sicherer Hafen“ sein. Der Bezirk Unterfranken ist der Träger, die Universitätsklinik als Partner das „ausführende Organ“.

Wegen der vielfältigen Beeinträchtigungen der Patienten sei es unabdingbar, „individuelle Therapieformen zu entwerfen“. Das interdisziplinäre Team biete dafür die besten Voraussetzungen, so Romanos. Er entschuldigte die Abwesenheit des von allen Seiten gelobten Konzeptentwicklers und vor wenigen Wochen in Ruhestand gegangenen Professors Andreas Warnke.

„Diese Klinik ist ein sichtbares Zeichen für die Inklusion“, also für die Teilhabe von Menschen mit Behinderung in allen Bereichen der Gesellschaft, sagte Hans Schöbel vom Zentrum für Körperbehinderte stellvertretend für die Würzburger Einrichtungen und Schulen. Durch das Modellprojektes würden „die große Not der Patienten und ihrer Angehörigen“ sowie der manchmal überforderten Einrichtungen für Menschen mit Behinderung anerkannt.

(huGO-ID: 18984083)  100000-Euro-Spende (mit von links): Robert Krick, Bezirkstagspräsident Erwin Dotzel, Margret Krick und Prof. Marcel Romanos.   FOTO Franz Nickel
| (huGO-ID: 18984083) 100000-Euro-Spende (mit von links): Robert Krick, Bezirkstagspräsident Erwin Dotzel, Margret Krick und Prof. Marcel Romanos. FOTO Franz Nickel
 
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