14 Monate lagen zwischen dem Baubeginn und dem Einzug in den neuen Erweiterungsbaus an der Giebelstadter Grundschule. Ein sportlicher Rahmen, doch noch lange nicht das Ende aller Baustellen in der Giebelstadter Schulstraße. Bei der Einweihungsfeier herrschte Freude über ein gleichermaßen gelungenes wie zukunftsweisendes Projekt.
760 Quadratmeter Nutzfläche entstanden in dem neuen Anbau; Platz, nach dem sich die Schule lange gesehnt hatte. Ein ausgedehntes Betreuungsangebot und steigenden Schülerzahlen hatten das alte Schulhaus eng werden lassen. Es gab keinen Speiseraum, kein Musikzimmer mehr und keine ausreichenden Verfügungsräume, in die sich die Gruppen der Nachmittagsbetreuung hätten zurückziehen können. Rektorin Barbara Bartsch erinnerte an die vielen Kompromisse, zu denen Lehrer und Kinder aus Platzmangel gezwungen waren.
Kindlichen Bedürfnissen angepasst
Dem ist nun abgeholfen. An den Plänen, die Jürgen Schrauth vom Karlstadter Büro Haase & Bey gefertigt hat, und dem zugrunde liegenden pädagogischen Konzept haben sowohl Lehrer und Gemeinderäte, wie auch Eltern und Schulsozialarbeit, tatkräftig mitgewirkt. Das Ergebnis sei ein Gebäude, das den Bedürfnissen der Kinder und den Anforderungen einer modernen Schulerziehung gleichermaßen gerecht wird, sagt Bartsch.
Auch die Raumsituation im Altbau sei jetzt deutlich entspannter. Es gibt Gruppenräume, einen großen Lesesaal, einen Raum zum Entspannen und sogar ein "Wutzimmer", in dem die Schüler an gepolsterten Wänden oder dem Boxsack überschüssige Energie abreagieren können. Kernstück ist die auch für Veranstaltungen nutzbare Mensa.
Hoher Energiestandard
Das Außergewöhnliche am neuen Schulhaus verbirgt sich hinter einer unscheinbaren Türe: die Energiezentrale. Der Erweiterungsbau entstand im Rahmen eines bundesweiten Pilotprogramms "Bildungsgebäude im Effizienzhaus Plus Standard". Das heißt: Das Gebäude soll sich soweit wie möglich selbst mit Energie versorgen. Energiespar-Technik wie LED-Beleuchtung, Niedertemperatur-Heizung und besonders gut isolierte Außenwände des Holzrahmenbaus sind Voraussetzung dafür.
Die Wärme stammt aus einer Solaranlage und zwei Wärmepumpen, den erforderlichen Strom produziert eine Photovoltaikanlage auf dem Dach. Gepaart mit großen Pufferspeichern soll die Anlage in der Jahresbilanz mehr Energie erzeugen, als das Gebäude verbraucht. Auch die Heizanlage des Altbaus wurde integriert. Architekt Jürgen Schrauth rechnet damit, dass das Schulgebäude während der Sommermonate tatsächlich autark bleibt. Lediglich an kalten Wintertagen muss nachgeheizt werden.
Begleitung durch die TU Dresden
Ob die Rechnung aufgeht, wollen Fachleute der TU Dresden beweisen. Zwei Jahre lang begleiten sie das Pilotprojekt, optimieren die Energiezentrale und veröffentlichen ihre Ergebnisse. Schließlich soll das Modellprojekt als Lehrbeispiel für Tausende künftiger Schulhäuser in der ganzen Republik dienen.
Ein Sonderlob bekamen Gemeinde und Planer deshalb von der stellvertretenden Landrätin Karen Heußner (Grüne). Und auch Landtagsabgeordneter Volkmar Halbleib (SPD) sieht es als "gutes pädagogisches Zeichen", Kinder auf praktische Weise mit Themen wie Klimaschutz und Energieeffizienz vertraut zu machen. Gerade im ländlichen Raum sei es wichtig, für Kinder eine ideales Umfeld zu schaffen, meinte Landtagsabgeordneter Manfred Ländner (CSU). Der Markt Giebelstadt setze dabei die richtigen Schwerpunkte.
Zehn Prozent Mehrkosten
2,7 Millionen Euro hat der Erweiterungsbau gekostet, so Bürgermeister Helmut Krämer. Exakt die Summe, die der Architekt bereits im Jahr 2016 errechnet hatte. "Das ist alles andere als selbstverständlich", so Krämer. 1,07 Millionen Euro hat der Freistaat Bayern dazu aus Fördermitteln beigesteuert. Weitere 130 000 Euro kamen vom Bund für den hohen Energiestandard. Architekt Schrauth schätzt, dass die Kosten damit rund zehn Prozent höher sind als bei einem nach Mindeststandards errichteten Gebäudes sind. Mehrkosten, die sich durch die eingesparte Energie in wenigen Jahren amortisieren sollen.
Insgesamt hat die Gemeinde nach den Worten des Bürgermeisters damit in den zurückliegenden acht Jahren rund sechs Millionen Euro in die Grundschule investiert und davon 2,2 Millionen Euro als Förderung erhalten. 1999 war der Altbau aus dem Jahr 1974 bereits um einen Anbau erweitert worden. 2010 folgte die Generalsanierung. "Wir sind damit gut auf ein weiteres Wachstum unserer Gemeinde vorbereitet", meint Krämer.
Schulumfeld bleibt Baustelle
Aber das Schulumfeld wird Baustelle bleiben. Das Gelände zwischen Schulumfeld und Neubaugebiet hat die Gemeinde vollständig überplant. Die alte Schulturnhalle soll abgerissen werden. An ihre Stelle tritt eine neue Dreifach-Sporthalle. "Für die Kinder ist das auch spannend zu sehen, wenn die Bagger fahren", so Krämer weiter.
Pfarrerin Christine Schlör und Gemeindereferentin Monika Oestemer spendeten dem neuen Schulgebäude den kirchlichen Segen. Der Freude über ihre moderne Schule gaben die Kinder verschiedener Klasse in ihren Liedern Ausdruck.