
Infolge der Säkularisation wäre womöglich auch das Käppele verloren gegangen. "Es waren die Laien, die diese Kirche gerettet haben", betonte Bischof Franz Jung beim Pontifikalgottesdienst zum 200. Jubiläum der Kirchweihe der Marienwallfahrtskirche am Würzburger Nikolausberg in der voll besetzten Barockkirche, heißt es in einer Pressemitteilung des Ordinariats Würzburg, der folgende Informationen entnommen wurden.
Viele Kirchen, Klöster und Kunstschätze seien im Bistum Würzburg nach 1803 durch das staatliche Einziehen kirchlicher Besitztümer für immer verschwunden. "Dass die Wallfahrt zum Käppele nicht zum Erliegen kam und die Kirchweihe zwar erst viele Jahre später, aber überhaupt stattfand, ist sicher das Verdienst der Maria-Schmerz-Bruderschaft, die diese seit ihrer Gründung im Jahr 1754 pflegt", hob Bischof Jung in seiner Predigt hervor.
Erstes Exemplar eines neuen Buches überreicht
Acht neue Mitglieder nahm Präses Franziskaner-Minorit Bruder Josef Fischer im Gottesdienst in die 950 Mitglieder starke Maria-Schmerz-Bruderschaft auf. Ein Empfang im früheren Klostergarten schloss sich an. Bei dieser Gelegenheit überreichten Wolfgang Weiß, Vorsitzender des Würzburger Diözesangeschichtsvereins, und Privatdozent Johannes Sander Bischof Jung das erste Exemplar eines neuen Buches über das Käppele. Es ist in der Reihe "Quellen und Forschungen zur Geschichte des Bistums und Hochstifts Würzburg" erschienen und ist die erste wissenschaftliche Gesamtdarstellung zu Wallfahrt, Architektur und Kunst des Käppele. Vier Jahre lang durchforstete Sander nach eigenem Bekunden dafür Quellen im Würzburger Diözesanarchiv. Bischof Jung dankte ihm für die mühevolle und akribische Arbeit. "Die Fotos aus dem Käppele entsprechen leider dem aktuellen Zustand, aber vielleicht können wir ja in fünf Jahren einen ergänzenden Bildband herausgeben", sagte Weiß mit einem Augenzwinkern.
In seiner Predigt hob der Bischof hervor, die Eleganz und Schönheit des Käppele erfüllten ihn mit Dankbarkeit und Staunen. Als Wallfahrtsort sei die Kirche auf dem Berg über Würzburg, wie jede Wallfahrt, letztlich ein göttliches Geschenk. Ähnlich wie in der biblischen Erzählung von Jakobs Traum von der Himmelsleiter, an deren Fuß der Himmel die Erde berührt, finde sich auch am Ende der Treppenstufen hinauf zum Käppele eine "Pforte des Himmels". Dort lade die "Wohnung Gottes" zum Verweilen und zum Gebet ein. Als Protektor der Maria-Schmerz-Bruderschaft wisse er sich mit den vielen Menschen verbunden, die seit Jahrhunderten mit ihren persönlichen Anliegen zum Käppele kommen, um vor dem Gnadenbild der schmerzhaften Gottesmutter zu beten.
Dankbar für die Patenschaften und Initiativen
Ähnlich wie König David im Buch der Chronik überwältigt war vom Spendenaufkommen des Volks Israel für den Bau des Tempels in Jerusalem, sei er als Bischof dankbar für die vielen Menschen und Initiativen, die mit Patenschaften, Benefizkonzerten, Spendenaufrufen und dem Beantragen staatlicher Mittel die notwendigen Gelder für die Innenrenovierung zusammentragen. "Da kann ich mit König David nur beten: Gott Israels, erhalte diesen Eifer", sagte Bischof Jung.
Dem Gottesdienst vorausgegangen war eine Prozession von der Pfarrkirche Sankt Burkard über die Treppenanlage mit den Kreuzwegstationen hinauf zum Käppele. Dabei trug Ludwig Lannig, Vorsitzender der Maria-Schmerz-Bruderschaft, Gedanken zu den sieben Schmerzen Mariens vor. Er erinnerte daran, dass, wie Maria damals, auch heute viele Menschen von ungerechten Urteilen, Einsamkeit oder Vertreibung betroffen seien. Musikalisch wurde die Prozession vom Jugendblasorchester Kürnach begleitet. Im Gottesdienst musizierten Solisten, Chor und Orchester unter der Leitung von Dekanatskantorin Anke Willwohl. Die Ministrantinnen und Ministranten kamen vom Käppele, aus Sankt Burkard sowie Lengfeld-Sankt Laurentius.



