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Fuchsstadt
Eine Million Liter Gülle ausgelaufen: 33-jähriger Verdächtiger vorläufig festgenommen
Aus einer Biogasanlage bei Würzburg sind gut 1000 Kubikmeter Gülle ausgetreten. Die Polizei spricht von Vorsatz - das Wasserwirtschaftsamt von einer Umweltkatastrophe.
Im Rottenbaurer Grund pumpt die Würzburger Feuerwehr ausgetretene Gülle aus dem Heigelsbach. Damit die Güllewelle nicht nach Würzburg fließt, wurde ein Damm im Bach angelegt.
Foto: Thomas Obermeier | Im Rottenbaurer Grund pumpt die Würzburger Feuerwehr ausgetretene Gülle aus dem Heigelsbach. Damit die Güllewelle nicht nach Würzburg fließt, wurde ein Damm im Bach angelegt.
Thomas Fritz
 |  aktualisiert: 08.02.2024 11:56 Uhr

Aus einer Biogasanlage in Fuchsstadt (Lkr. Würzburg) ist in der Nacht auf Dienstag eine gigantische Menge Gülle ausgetreten. Einem Landwirt sei dies gegen 3.45 Uhr aufgefallen, teilt Björn Schmitt vom Polizeipräsidium Unterfranken mit. Der Mann habe über den Notruf die Polizei informiert, Feuerwehren aus dem Landkreis Würzburg hätten kurze Zeit später noch versucht, die ausgetretene Jauche aufzufangen. "Einen Großteil haben sie auch geschafft", sagt Torsten Maiwald von der Berufsfeuerwehr Würzburg. Aber bei weitem nicht alles.

Die "schwarze Brühe", wie sie Dr. Klaus Maslowski vom Wasserwirtschaftsamt in Aschaffenburg beschreibt, ist abgeflossen und große Mengen davon über Entwässerungsgräben in den Fuchsstädter Bach, der Richtung Würzburg-Heidingsfeld fließt, abgelaufen. Nach ersten Schätzungen gehen die Ermittler der Wasserschutzpolizei von gut 1000 Kubikmetern Gülle aus, so Schmitt. Also gut eine Million Liter.

Maslowski hat keine guten Nachrichten: "Ein großer Teil des Baches ist biologisch tot", sagt er. Zumindest bis unterhalb der Brücke, die vom Würzburger Heuchelhof zur Bundesstraße 19 führt. Hier im Rottenbaurer Grund hat die Feuerwehr einen Staudamm errichtet, die Gülle abgepumpt und ins Würzburger Klärwerk geleitet. Die Lage habe sich gegen Nachmittag entspannt, weil ein Abtransport mit landwirtschaftlichen Fahrzeugen möglich wurde, berichtet die Würzburger Berufsfeuerwehr in einer Pressemitteilung am Nachmittag.

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Für den Bachlauf nach der Brücke geht Maslowski davon aus, dass das Gewässer geringfügig verunreinigt ist. "Die Feuerwehr hat gut reagiert", sagt der Experte. Trotzdem konnte die Umweltkatastrophe nicht verhindert werden. Denn der Schlamm würde dem Gewässer Sauerstoff entziehen. Hinzu komme, dass die Gülle viel Ammonium enthält, aus dem giftiger Ammoniak entsteht.

33-Jähriger hat mutmaßlich die Entnahmeluken vorsätzlich geöffnet

Mittlerweile ist den Ermittlern der Wasserschutzpolizei auch bekannt, wie die Gülle aus der Biogasanlage austreten konnte. Wie Polizeisprecher Schmitt mitteilt, ist davon auszugehen, dass offenbar jemand vorsätzlich zwei Entnahemeluken geöffnet hat, sodass die Gülle über einen Zeitraum von bis zu zwei Stunden austreten konnte. Die Polizei hat bereits einen Tatverdächtigen ermittelt.

Feuerwehrleute versuchen die Gülle aus dem Würzburger Heigelsbach zu pumpen.
Foto: Thomas Obermeier | Feuerwehrleute versuchen die Gülle aus dem Würzburger Heigelsbach zu pumpen.

Noch am Dienstagvormittag wurde laut Polizei ein 33-Jähriger aus dem Landkreis Würzburg festgenommen. Nach Abschluss der polizeilichen Maßnahmen sei der Tatverdächtige wieder auf freien Fuß gesetzt worden, teilte die Polizei am Nachmittag mit. Gegen ihn laufe nun ein strafrechtliches Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts einer Umweltstraftat. Das Tatmotiv sei noch unklar und Gegenstand der Ermittlungen.

Der Würzburger Bach ist die nächsten Jahre nicht zu retten

Ob die stark belastete Gülle auch in das Grundwasser eingedrungen ist, kann Klaus Maslowski nicht sagen. Denn in diesem Bereich gebe es keine Grundwasser-Messstellen. Er gehe aber davon aus, dass der größte Teil abgeflossen sei, weil das Gelände in der Umgebung der Biogas-Anlage leicht abfällig ist. Aber er könne auch nicht ganz ausschließen, dass die schwarze Brühe nicht in die Grundwasserschicht gesickert ist.

"Der Bach wird erst einmal für Jahre tot sein", sagt Maslowski. Die Natur werde, wenn die Belastung irgendwann geringer ist, wieder dafür sorgen, dass erneut Lebewesen das Gewässer besiedeln. Es könnte auch sein, dass vorher noch einmal entschlammt werden müsse.

Die Betreiber der Biogasanlage waren am Dienstag für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

 
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  • arnold.friedrich@t-online.de
    Was wollen Sie immer mit ihrer einen Kuh .
    Kuhställe unter 100 Kühen gibts doch nur noch in Heimatfilmen.
    Und das öffnen war Mutwillig. Die Schiebern der Behälter sind gesichert, lässt sich alles, egal welche Schutzmaßnahmen man trifft mit roher Gewalt öffnen.
    Zu so einem Kuhstall gehört auch ein großes Güllelager und das wird genehmigungsmäßig nicht anders behandelt wie ein Lager für Gärreste einer Biogasanlage.
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  • carola_guenther@t-online.de
    Einen solchen Vorfall jetzt für billige Polemik auszuschlachten, und aus dem beleuchteten und beheizten Wohnzimmer über Jemanden zu richten, der heute Opfer eines Sabotageanschlags wurde, lässt tief blicken!

    Wenn wir Unternehmer so behandeln, scheitert die Energiewende garantiert!
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  • carola_guenther@t-online.de
    So dramatisch der Schaden auch sein mag - jedwede Schuldzuweisung gegen den Betreiber im Speziellen oder gegen Biogas im Allgemeinen verbietet sich in diesem Fall von vornherein!

    Ganz offensichtlich liegt hier ein Fall von Sabotage vor. Welches Unternehmen kann von sich behaupten vor derart bösartigen Anschlägen gesichert zu sein?

    Der geforderte Standard ist weder sinnvoll, noch machbar, und das betrifft nicht nur Biogas! Grade im Bereich Biogas wird regelmäßig kontrolliert, die Genehmigungen sind sehr komplex, die Betreiber gut geschult!

    Im Gegenteil zolle ich dem Betreiber meinen höchsten Respekt, er hat umgehend alle Hebel in Bewegung gesetzt und nach Kräften versucht, den Schaden so klein wie irgendwie möglich zu halten!
    Was hat sich der Betreiber denn vorzuwerfen? Alle wollen die Energiewende, NUR Biogas kann bei der Dunkelflaute liefern, NUR Biogas kann Grundlast liefern, und nichts anderes ist ansatzweise so gut regelbar!
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  • SchmidJosef@t-online.de
    @Auto1234
    Für Ihre sachliche Klarstellung danke ich Ihnen!

    Biogas leistet einen wichtigen Beitrag zur Energiewende im Strommarkt.
    Und sie öffnet für die Landwirtschaft ein zusätzliches Geschäftsfeld, das für manche Betriebe zum Kerngeschäft geworden ist.

    Meiner Meinung nach verschenkt die derzeitige Anwendung dieser Technologie jedoch viele Chancen. Hier sind offensichtlich die Förderstrukturen und Entgeltrichtlinien falsch gesetzt.

    1. Viele Anlagen laufen mit über 5.000 Vollaststunden im Jahr nahezu durch,
    . statt gezielt die Lücken im Solar- und Windstromangebot auszugleichen.
    2. Nur bei wenigen Anlagen wird die Wärme tatsächlich genutzt.
    3. Die sinnvolle Verwertung von Reststoffen findet praktisch nicht statt.
    . Fast alle Anlagen laufen nur mit Mais, der extra dafür angebaut wurde.

    Damit Biogas für den Erfolg der Energiewende mehr beitragen kann, müssen diese Potentiale besser genutzt werden.
    Eine sachorientierte Diskussion dazu – in geeignetem Rahmen! – würde mich freuen.
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  • carola_guenther@t-online.de
    Einen solchen Vorfall jetzt für billige Polemik auszuschlachten, und aus dem beleuchteten und beheizten Wohnzimmer über Jemanden zu richten, der heute Opfer eines Sabotageanschlags wurde, lässt tief blicken!

    Wenn wir Unternehmer so behandeln, scheitert die Energiewende garantiert!
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  • g.dluczek@t-online.de
    Leider verstößt Ihr Kommentar gegen die Kommentarregeln (Wortwahl) auf mainpost.de. Wir haben den Kommentar deshalb gesperrt.
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  • stefan.behringer@web.de
    Der Täter gehört knallhart bestraft.
    Dümmer geht's wirklich nimmer.
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  • clubfan2@gmx.de
    In der Gülle mal ein Bad nehmen
    dass er wieder klar im Kopf wird...
    Menschen sag ich nur 🙄
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  • m.schmitt.stadtlauringen@gmail.com
    Ist ein Großteil der Kommentatoren vor mir nicht in der Lage den Artikel zu lesen oder zu verstehen?

    Zitat Artikel:
    "Wie Polizeisprecher Schmitt mitteilt, ist davon auszugehen, dass offenbar jemand vorsätzlich zwei Entnahemeluken geöffnet hat..."

    Gegen Vorsatz helfen alle Sicherheitsmaßnahmen nichts! Sollte der Vowurf zutreffen hoffe ich, dass der Betroffene für alle Schäden und für jeglichen Aufwand den Schaden zu beseitigen zur Kasse gebeten wird. Ich vermute dies endet in Privatinsolvenz.
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  • capsula@t-online.de
    Was Umweltverschmutzung betrifft, trifft der Spruch zu: Auf die bayrische Landwirtschaft könnt ihr euch verlassen! Steht auf vielen Plakaten entlang von Straßen.
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  • HeiLoe
    Der Begriff Gülle ist hier wohl nicht richtig, Gärsubstrat trifft es wohl eher, vor allem wenn die Anlage ohne tierische Gülle betrieben wird.
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  • SchmidJosef@t-online.de
    Den Schaden hat nicht die im genannten MP-Artikel beschriebene Anlage verursacht.

    Außerdem ... ist "gelesen haben" keine hinreichende Voraussetzung für "verstanden haben".

    Doch Biogas ist für Atomiker fast so böse wie Windkraft.
    Also sind Fakten egal ...
    .

    Google macht aus Dilettanten ... Diletonkel.
    Und sogar die MP-Suchfunktion liefert falsche Treffer.
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  • Maryan
    Leider nicht die erste Biogasanlage, wo Probleme macht?
    Die so sichere und umweltfreundliche Energie, das Herzstück von Frau "Künast", "leckt" schon lange.
    Eine ist mal bei Langenau explodiert, da hat es selbst einen Bagger mit 46 to zerrupft, Gebäude usw. und die Gülle hat es 800 m weit geschleudert!
    Rottenbauer bekommt da wohl einiges ab?
    Ein Gaswerk bekommt höchste Auflagen bei der Sicherheit, bei Biogas tut es eine stärkere Abdeckplane auf dem Fermenter (von der Straße aus zu sehen)!
    Ohne jetzt einmal die Ackerflächen zu erwähnen, wo für Biogas Mais als Substrat angebaut wird.
    Dadurch hat es schon mal die Pachtpreise hochgepuscht, die keine mehr zahlen kann und der Nahrungskette fehlen die Anbauflächen, egal ob Mensch oder Tier. Ob diese Energiegewinnung Zukunft hat? Hätte ich jetzt mal große Bedenken?
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  • remag
    Das Gesetz schreibt vor, das sie bis 2022 einen Erdwall oder eine andere zweite Absicherung vorhanden sein muss, und das ist schon vier Jahre lang beschlossen, aber keiner macht was.
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  • Maryan
    Im Polizeibericht steht, dass es wohl Vosatz war, es wird gegen einen 33jährigen aus dem Landkreis ermittelt. Wenn solche "Bescheuerten" unterwegs sind, hilft der Erdwall wenig, aber klar, die Sicherheit muss erhöht werden, dazu gehört auch eine Absicherung des gesamten Objektes!
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  • arnold.friedrich@t-online.de
    @Hentinger
    Nach ihrem Exp….wissen zu Corona und Windkraft, nun auch Biogas.
    Egal wo eine Biogasanlage genehmigt wird, jedes Gelände der Welt wird irgendwie über einen Graben oder Bach entwässert, außer vielleicht das tote Meer.
    Eine Biogasanlage funktioniert wie eine Kuh. Deswegen wird sie oft auch Betonkuh genannt.
    Diese wird mit Mais und Grassilage gefüttert. Eine Kuh rülpst und pupst Methan. In der Betonkuh geschieht das in dem geschlossenen Kreislauf und mit dem Gas wird per Motor Strom erzeugt. Das Endprodukt ist Gülle, wie bei der Kuh. Nur heißt dieses Biogassubstrat und stinkt fast gar nicht mehr weil das Methan ja entzogen ist.
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  • arnold.friedrich@t-online.de
    Eine Biogasanlage funktioniert wie eine Kuh!
    Wie geschrieben wird die Biogasanlage genauso gefüttert (Mais und Grassilage) wie eine Kuh gefüttert wird. Ich habe nirgends was von Gülle an Kühe verfüttern geschrieben. Und im Biogasbehälter läuft der gleiche Vorgang ab wie im Panzen der Kuh.
    Vielleicht verstehen sie es jetzt @ Hentinger
    Sie kommen doch mit immer so schlauen Link‘s in Ihren Kommentaren.
    Einfach mal googeln: Funktionsweise Biogasanlage.
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  • arnold.friedrich@t-online.de
    Sie wollen es nicht verstehen.
    Im Behälter der Biogasanlage läuft der gleiche Prozess ab wie bei der Verdauung im Magen der Kuh. Beide fressen Mais und Grassilage. Und eine Biogasanlage hat halt mal eine Größe und einen Ausstoß an Substrat wie ein Kuhstall mit 500 Kühen. Und wen jemand die Güllegrube von 500 Kühen mutwillig öffnet, dann kommt halt auch ein bisschen mehr heraus wie an der „ Endladeluke“ einer einzelnen Kuh.
    Laut Düngeverordnung darf vom 01.10 bis 01.02 keine Gülle auf Ackerflächen ausgebracht werden, dann sind die Lager bis jetzt alle voll.
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