
Das Gefühl und die Duselei fühlen sich gut an. Nach langen Dialogen und intensiven Gesprächen sind sich Sportreporter Mitch und sein ehemaliger Soziologieprofessor Morrie einig. So einig, dass sie sich Jahre nach Studienzeiten mit einer Liebeserklärung voneinander verabschieden.
Die Tragikomödie "Dienstags bei Morrie" von Mitchell Albom ist die letzte Eigenproduktion, die im KuZu des Theaters Chambinzky über die Bühne geht. Seit 2010 war der kleine, gut ausgestattete Kellerraum Treffpunkt vieler Theaterfans, Talentschmiede mancher Schauspieler und Regisseure, Raum für neu entdeckte Stücke und für durchweg gute Unterhaltung.
Gespickt mit ironischem Humor und Wahrhaftigkeit
Für diesen besonderen Augenblick haben sich die Macher ein starkes Stück ausgesucht. "Dienstags bei Morrie", der Bestseller-Roman von Mitchell Albom, wurde 1999 in den USA mit Hank Azaria und Jack Lemmon fürs Fernsehen verfilmt und mit vier Emmies ausgezeichnet. Es ist ein Zwei-Personen-Stück, aus dem man mit einem lachenden und einem weinenden Auge nach Hause geht. Denn er ist gespickt mit ironischem Humor, mit Wahrhaftigkeit und Lebensweisheiten - ist tiefsinnig und tieftraurig,
Mitch hat Karriere gemacht. Beim Radio, beim Fernsehen, bei der Printpresse. Sein Versprechen, mit seinem ehemaligen Professor, bei dem er immer dienstags das Seminar "Der Sinn des Lebens" besucht hat, in Verbindung zu bleiben, hat er vergessen. Bis er sich 16 Jahre später erinnert, nachdem er den "Coach", wie er ihn in Studienzeiten genannt hat, eines Tages im Fernsehen sieht.
Professor Morrie Schwartz hat ALS, jene unheilbare Krankheit, die zu Muskellähmung führt. Mitch macht sich mit schlechtem Gewissen auf den Weg. Eine gute Tat, meint er, mit der er seine Schuldigkeit getan hat. Das Treffen ist von großer Freude des Professors und von totaler Hektik des Besuchers geprägt. Trotzdem kommt Mitch wieder….
Gespräche in einer Intensität, die gefangen nehmen
Unter der bis ins Detail stimmigen Regie von Hanna Franke entwickeln die Gespräche der ehemaligen Campus-Berühmtheit mit dem seinerzeit mit zerbeulten Wagen und ewiger Kippe im Mund gekennzeichneten Karrieremann in einer Intensität, die gefangen nimmt. Gerd Eickelpasch (Professor) und Alexander Renner (Journalist) verkörpern mit imponierendem Schauspielkönnen Charaktere, die unter die Haut gehen. Eickelpaschs Körpersprache, seine Mimik, sein verschmitztes Lächeln und sein Witz berühren und entspannen. Und Renner ist der schlaksige Erfolgstyp, der sich seine Lebensphilosophie zusammengebastelt hat, scheinbar auf den Leib geschrieben. Leicht und schwermütig gleichermaßen - unbedingt sehenswert!
