Im März organisierte der Arbeitskreis Kultur Zell am Main einen Literaturabend mit Erhard Löblein im Kulturkeller. Vieles hat der Zeller Bürger, Autor, Maler und Musiker schon erlebt. Von apokalyptischer Ekstase bis zu großem Leid und Verlust. Genauso vielfältig wie seine Lebenserfahrungen spiegelte sich Löbleins literarisches Werk in seinem abendfüllenden Programm wider. Begonnen hatte er die Veranstaltung jedoch nicht mit Literatur, sondern mit seiner Musik am E-Piano – mit Klängen und Melodien, deren Töne zu Musik gewordene Worte und Geschichten zu sein schienen. Teils eigenwillige, teils sanfte, teilweise spontan improvisierte Stücke erklangen und begrüßten die Gäste. Aus seinem literarischen Schaffen gewährte er dann Einblicke in seine "Kopfgewächse und Bauchgefühle" – in seine Gedanken, Ideenwelt, Erinnerungen und Seele. Ein Wortreich eines erlebnisreichen Lebens.
Der erste Auszug aus der Kurzgeschichte "Im Aber-Land" führte die Zuhörer in die bedrückende Zeit des Nationalsozialismus, die Löblein selbst, als Kind und Zeuge dieser Zeit, erlebt und die ihn stark geprägt hat. Immer wieder findet man autobiografische Züge in den Charakteren seiner Figuren. Löblein kommunizierte mit dem Publikum und zeigte sich erschüttert über die Tatsache, wie sich die schlimmsten Zeiten – mit aufflammendem Antisemitismus und den brutalen Kriegen in der Welt – zu wiederholen scheinen. Weitere meist ernste Texte aus den Büchern "Anthologie der Poesie", "Lasst die Lyrik nicht baden gehen", "Sentenzen" und "Utopia – Land, das nirgends ist" folgten.
Die zweite Hälfte werde lustiger, versprach der Autor und las u. a. aus seinen "Hundert Limericks". Die Gäste belohnten Erhard Löblein für seine abwechslungsreiche Lesung mit viel Applaus und Lob. So endete der Literaturabend in freundschaftlicher Atmosphäre mit einem kunst- und kulturinteressierten Publikum sowie mit neuen wie alten Bewunderern. Für den erfahrenen Autor war es eine lebenswerkwürdigende und lebensenergiespendende Veranstaltung, die er in der Zukunft auch in Zell zu wiederholen gedenkt.
Von: Sabine Pichler (Kultur- und Öffentlichkeitsarbeit, Markt Zell a. Main)