Sie ist mit den "Jungen Wilden" groß geworden und heute eine der berühmtesten Künstlerinnen Deutschlands. Jetzt ist Elvira Bach von Berlin nach Würzburg gereist. In der Kunsthandlung und Bilderrahmung Franz Xaver Müller am Kardinal-Faulhaber-Platz hat sie die Eröffnung der Ausstellung "Sie lieben Bach!" mitgefeiert. Sie ist der Höhepunkt des 125-jährigen Bestehen des Familienunternehmens.
Zur Vernissage begrüßte Franz Xaver Müller, der vor kurzem 80 Jahre alt geworden, aber immer noch sehr aktiv ist, viele kunstinteressierte Freunde des Hauses. Er bedauerte es allerdings, dass die Stadt zum Jubiläum der mit Abstand ältesten Einrichtung dieser Art in der Stadt keinen offiziellen Vertreter geschickt hatte. Umso mehr freute es ihn, dass Elvira Bach auf seine Anfrage ihr Kommen spontan zugesagt habe.
Sammelleidenschaft über drei Generationen
Die Laudatio auf die Künstlerin und die Kunsthandlung hielt die Leiterin der Kunsthalle Schweinfurt, Andrea Brandl, die dem Hause Müller seit langem verbunden ist. Die Kunstexpertin würdigte die Sammelleidenschaft der Familie über drei Generationen hinweg. Großvater Franz Xaver Müller war als Glaser aus Augsburg gekommen und hatte das Unternehmen als Hofglaserei in der Karmelitenstraße gegründet. Vater Leonhard Müller hat es nach dem Krieg am heutigen Standort wieder aufgebaut.
Vom gleichnamigen Großvater habe Franz Xaver Müller die Affinität zur Grafik des 17. bis 19. Jahrhunderts geerbt, dazu ein sicheres Gespür für Qualität der Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts entwickelt, was sich in bekannten Wechselausstellungen mit illustren Namen wie Armin Müller Stahl und jetzt mit Elvira Bach widerspiegele. Einen ebenso hervorragenden Ruf habe sich Franz Xaver Müller, der 1975 das Geschäft von seinem Vater übernommen hatte, bei Künstlern und Kunstfreunden in Stadt und Land mit seiner Werkstatt für Bilderrahmung geschafften, würdigte Andrea Brandl.
Eine der bekanntesten Malerinnen Deutschlands
Zum Jubiläum sind nun drei hochkarätige Ausstellungen zu sehen. Den Auftakt machen Unikate und Grafiken von Elvira Bach, die bis zum 13. Juli zu sehen sind. Die Künstlerin stammt aus dem Taunus, geboren 1951 in der Erdbeerzeit, was sich in einigen ihrer Werke widerspiegelt. In Berlin hat sie an der Hochschule der Künste studiert. Als einzige Frau im Umfeld der neoexpressiven "Jungen Wilden" und nach ihrer Einladung zur "documenta 7" in Kassel 1972 erlangte sie rasch auch internationale Anerkennung. Die Mutter zweier Kinder avancierte zu einer der bekanntesten Malerinnen Deutschlands. Ihre kraftvollen, farbenprächtigen Frauenbildnisse hängen in Museen und Sammlungen in der ganzen Welt.
Die neoexpressionistischen Frauenbildnisse spiegeln das eigene Leben der Künstlerin wider. Ihre Themen bewegten sich zwischen Liebe und Leid, Lust und Gelüsten. Elvira Bach habe die Frau an die Rampe gestellt, ihr breite Schultern und große Hände gegeben, sie geschmückt und ihr Sinnlichkeit und Stärke zugemalt, beschrieb Andrea Brandl die Stilrichtung der Künstlerin, deren Markenzeichen, die Zigarette, in ihren Händen und auf ihren Bildern oft zu sehen ist.