Menschen aus dem ganzen Bundesgebiet und aus dem Ausland hatten am 26. Oktober 1992 in Würzburg von der Politikerin Abschied genommen. Unter ihnen waren viele Prominente der Friedensbewegung wie der Fernsehjournalist Franz Alt. Der evangelische Pfarrer Jörg Zink, ein langjähriger Wegbegleiter Kellys, nannte sie eine "Jeanne d'Arc unserer Tage".
Rätselhaftes Drama
Petra Kelly wurde an der Seite ihrer früh verstorbenen Halbschwester Grace Patricia begraben. Eine Woche vor der Beerdigung waren die 45-Jährige und und ihr Gefährte in Politik und Privatleben Gert Bastian in ihrem Reihenhaus im Bonner Vorort Tannenbusch tot gefunden worden. Nach den Ermittlungen der Polizei hatte der 69 Jahre alte Ex-General zuerst seine schlafende Lebensgefährtin und dann sich selbst erschossen. Als Todestag stellten die Ermittlungsbehörden den 1. Oktober 1992 fest. An diesem Tag hatte es einen letzten telefonischen Kontakt mit Bekannten gegeben.
Motive und Hintergrund des privaten Dramas wurden nie abschließend geklärt. Entgegen einigen Spekulationen ging die Polizei davon aus, dass Petra Kelly nicht freiwillig aus dem Leben geschieden ist.
Der Name Petra Kelly stand weltweit für die 1980 in Deutschland gegründete Partei der Grünen. Gleichzeitig galt sie als Sprachrohr der internationalen ökologischen und gewaltfreien Bewegung. Im Mittelpunkt ihrer Arbeit stand die Förderung der Menschenrechte besonders für unterdrückte Völker. Zuletzt engagierte sie sich intensiv für das von China besetzte Tibet. Dem Bundestag gehörte sie von 1983 bis 1990 an.
Den Nachlass der Politikerin aus mehreren tausend Aktenordnern und über 5000 Büchern haben die Grünen mit Unterstützung der Eltern Kellys in einem "Petra-Kelly-Archiv" zusammengefasst. Unter dem Dach der Heinrich-Böll-Stiftung wurde 1997 die Petra-Kelly-Stiftung gegründet, ein bayerisches Bildungswerk für Demokratie und Ökologie, angelehnt an die politischen Ziele der Grünen.
Vorbild für Opposition der DDR
Der Stein auf dem Grab Kellys wurde an ihrem ersten Todestag gesetzt. Geschaffen haben ihn zwei Bildhauer aus Salzuflen, die die Politikerin zwar nicht persönlich kannten, aber von ihrem Engagement beeindruckt waren. Die damalige Bundessprecherin von Bündnis 90/Die Grünen bezeichnete die Verstorbene bei der Feier am 1. Oktober 1993als ein Vorbild für die Opposition und die Bürgerrechtsbewegung in der ehemaligen DDR. Die Persönlichkeit von Petra Kelly sei nicht nur ein Symbol für Kraft und Wachheit gewesen. "Sie war auch gefeit gegen die Bürokratisierung der Seele."