zurück
WÜRZBURG
Eine Hilfsaktion, damit Klim kein Invalide wird
Konstantin Schmid hofft, genug Geld zusammenzubekommen, damit der fünfjährige Klim zur Operation nach Würzburg fliegen kann.
Foto: Pat Christ | Konstantin Schmid hofft, genug Geld zusammenzubekommen, damit der fünfjährige Klim zur Operation nach Würzburg fliegen kann.
Pat Christ
Pat Christ
 |  aktualisiert: 27.04.2023 03:40 Uhr

Klim Klimenko würde so gern wieder richtig laufen können. Auch träumt der Fünfjährige davon, wieder ganz normal mit den anderen Kindern zu spielen. Das ist ihm aufgrund einer Kriegsverletzung momentan nicht möglich. „Eine Operation im Würzburger König-Ludwig-Haus könnte ihm jedoch helfen“, sagt Konstantin Schmid, ein deutschstämmiger Ukrainer, der seit 1994 in Würzburg lebt. Seit Jahresbeginn sammelt Schmid Spenden für den kleinen Klim: „Denn ich möchte nicht, dass er ein Invalide wird.“

Vom Krieg gezeichnet

Klim wuchs als ganz normaler Junge im ukrainischen Kramatorsk heran. Doch als er drei Jahre alt war, passierte etwas Schreckliches. Dort, wo Klim mit seiner Familie wohnte, kommt es seit Frühjahr 2014 immer wieder zu kriegerischen Auseinandersetzungen. Die Menschen müssen stets damit rechnen, dass plötzlich Bomben fallen. So war es auch an jenem 10. Februar 2015, an dem sich Klims Leben änderte. Er war mit seiner Mutter unterwegs, als die beiden unter Beschuss russischer Grad-Raketen gerieten.

„Als zum zweiten Mal geschossen wurde, warf sich Klims Mutter über ihren Sohn“, schildert Schmid. Die junge Frau starb durch Granatensplitter. Nachbarn sahen, was passiert war, bargen den kleinen Klim und brachten ihn ins Krankenhaus. Das Kind überlebte, war allerdings schwer an Beinen, Kopf und an den Armen verletzt. Diese Verletzungen konnten in der Ukraine nicht behandelt werden. Über eine Hilfsorganisation gelang es, Klim eine Klinikbehandlung in Würzburg zu finanzieren.

Besuch im Krankenhaus

So lernte Konstantin Schmid den Jungen und seinen Vater Oleksandr Klimenko im Juni vergangenen Jahres kennen: „Ich übersetzte, während Klim im Krankenhaus war.“ Der Junge wurde zunächst in der Uni-Klinik behandelt und später in der Orthopädischen Klinik König-Ludwig-Krankenhaus untersucht. Die Sprengstoffverletzung, stellte man dort fest, führt zu einer korrekturbedürftigen Fehlstellung des rechten Beins. Eine Operation würde wahrscheinlich knapp 14 000 Euro kosten. So viel Geld hat Klims Familie nicht. Deshalb versucht sie derzeit, Spenden für die Behandlung ihres Sohnes zusammenzubekommen.

Mit Flug, Reha und Aufenthalt des Vaters während Klims Behandlung in Würzburg sind laut Konstantin Schmid um die 20 000 Euro notwendig. 2500 Euro konnten bisher gesammelt werden. Ukrainische Hilfsorganisationen lehnten allerdings eine weitere Unterstützung ab. Deshalb begann Schmid im Januar, gemeinnützige Initiativen in und um Würzburg anzuschreiben. Lange mit nur mäßigem Erfolg. Lediglich der unterfränkische Bezirksverband der Arbeiterwohlfahrt sicherte ihm zu, Klims Vater während der Krankenhausbehandlung eine kostenlose Unterkunft in einer ihrer Einrichtungen anzubieten.

Verein „Hinsehen & Helfen“

Mit dem Verein „Hinsehen & Helfen“ aus Rain im schwäbischen Landkreis Donau-Ries, in dem sich Sebastian Weidner aus Marktheidefeld engagiert, fand Schmid im März eine Organisation, die bereit war, für Klim ein Spendenkonto einzurichten. „Da wir es uns zum Ziel gemacht haben, Menschen, die in Not geraten sind, zu helfen, haben wir sofort beschlossen, den kleinen Klim und seinen Vater zu unterstützen“, sagt Weidner. Anliegen der Vereinsmitglieder sei es, Klim wieder „ein einigermaßen normales Leben zu ermöglichen“.

Dass er nach langem Suchen endlich auf „Hinsehen & Helfen“ gestoßen ist, erleichtert Konstantin Schmid sehr. Der kleine Klim, für den er vor knapp einem Jahr dolmetschte, ist ihm ans Herz gewachsen. Schmid möchte nicht, dass es dem Jungen immer schlechter geht – was der Fall wäre, würde er nicht behandelt: „Die Fehlstellung der Beine wirkt sich schleichend auf die inneren Organe aus.“ Auch die Splitter im Kopf des Jungen haben Konsequenzen. Sie führen dazu, dass Klims Sehvermögen abnimmt.

Spendenkonto: Wer für den kleinen Klim spenden möchte, kann dies über ein Hilfskonto von „Hinsehen und Helfen“ bei der Deutschen Bank unter folgender Bankverbindung tun: IBAN: DE48 7207 0024 0033 0860 02, BIC: DEUTDEDB720, Verwendungszweck „Hilfe für Klim“. Nähere Informationen über „Hinsehen und Helfen“ gibt es im Internet unter hinsehen-und-helfen.de/index.php/impressum.

Geschichtlicher Hintergrund

Krim-Krieg: In der Region Donbass im Osten der Ukraine herrscht seit dem Frühjahr 2014 Krieg. Separatistische Kräfte, die von Russland unterstützt werden, kämpfen gegen ukrainische Einheiten. Im September 2014 einigten sich die Vertreter der Ukraine und Russlands unter Vermittlung der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) im „Minsker Protokoll“ auf einen Waffenstillstand. Die Vereinbarungen werden allerdings nur schleppend umgesetzt. Im Februar 2015 kam es deshalb zu einem „Maßnahmenpaket zur Implementierung der Minsker Vereinbarungen“. Die vereinbarte Waffenruhe aber wird nach wie vor nicht eingehalten. Mehr als 9500 Menschen kamen in dem ostukrainischen Konflikt bisher ums Leben.
 
Themen & Autoren / Autorinnen
Würzburg
Pat Christ
Arbeiterwohlfahrt
Deutsche Bank
Hilfsmaßnahmen
Invaliden
König-Ludwig-Haus
Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top