
Das Motto des organisierten närrischen Treibens beim Bunten Abend der Leinacher Spielvereinigung ließ es erwarten: Tatsächlich stand die Welt Kopf für sechs Stunden mit einem Programm aus deftigen Büttenreden, Sketchen, Komik, Musik und Tanz - und die Veranstaltung beinahe vor der "feindlichen Übernahme". Dabei war das Leitthema "Die Welt steht Kopf" laut Sitzungspräsidentin Ute Kettemann weniger den Politikern oder dem Weltgeschehen gewidmet als dem Leinacher Narrenvolk, das hingegen nach dem Fasching wieder völlig normal sei.
Doch schon bei der Begrüßung des Publikums zeichnete sich ab , dass sich der Abend womöglich unerwartet wie das Börsenparkett entwickeln könnte. Nach zwei Jahren Pandemie-Pause und Fasching lediglich aus der Kiste hatte sich der erst siebenjährige Jonathan Sachs angestellt, der Präsidentin den Rang streitig zu machen. So versprach klein "Dschonnessen" dem frenetischen Publikum auch im 36. Jahr des Bunten Abend hand- und hausgemachte Fasenacht. Ein Novum dabei sollte allerdings ein "Erlabrünner" Gastbeitrag sein. Die vermeintliche "Lehrstunde", die exakt 100 Aktive mit 18 Trainer- und Betreuerinnen dabei den neu formierten Erlabrunner Narrekröpf unter den Besuchern geben wollten, wurde für die Leinacher Narren allerdings zum Bumerang.

Zur Ablenkung trug freilich maßgeblich der Start zur tänzerischen Weltreise durch die Purzelgarde und im weiteren Verlauf die Zwischenlandungen der "Girlies" in Afrika, der "Teenies" in Indien, des Männerballets in Spanien sowie der Show-Lights in Griechenland bei. Zur vollkommenen "Verwirrung" landeten die X-Legs schließlich sogar auf dem Mond.
Landpomeranzen auf der Suche nach Parkplätzen
Die unkontrollierte Eigendynamik der Reiseroute bestätigte, dass das Publikum die Aufforderung von "Putzfraa" Ines Procter an das Narrenvolk, sich "das Leben mit einfachen Middeln und Erinnnerungsmomende aus d´r früheste Juchend so schöö wia möchlich zu moacha" vollkommen ignorierte.
Auf die trügerische Entwicklung des Abends hatte auch "Politesse" Christiane Schmitt keinen Einfluss. Bei ihrer beruflichen Herausforderung, auf der Straße ihr Geld verdienen zu müssen, war sie gebunden mit der Lösung der Probleme der Landpomeranzen auf der Suche nach Parkplätzen rund um den Würzburger Bischofshut, während die Stadtbevölkerung massenweise kostenlose Parkplätze vorfindet zur Erholung an den Erlabrunner Badeseen und am Volkenberg oder wie selbstverständlich den kostenlosen Shuttlebus nutzt zur Leinacher Waldweihnacht.
Winnetou und Old Shatterhand auf Rollator-Ritt
Gealtert und auf den Rollator angewiesen, befanden sich "Winnetou" Gotthard Väth und Blutsbruder "Old Shatterhand" Michael Väth bei ihrem Ritt durchs Leinachtal auf der hoffnungslosen Suche nach einem Saloon. Als letzte Generation strandete das Duo schließlich an der Tagespflege. Für das im Vortrag versteckte tiefsinnige Lokalkolorit bedurfte es beim Publikum freilich ausreichender Ortskenntnis.

Für eine Retourkutsche zu der durch Maria Anetzberger bei den Narreköpf-Sitzungen in Erlabrunn gebotenen musikalischen Ironie sorgte das Erlabrunner "Gastgeschenk" Achim Muth. Die Stimmung betreffend fühlte sich die Speerspitze der Erlabrunner Narretei im Sportheim der Spielvereinigung "fast wie dahemm - allerdings bei geschwächtem Humor im Publikum." Mit der vertraulichen Abmachung, Leinach zu zeigen, wie echte Fasenacht geht, habe ihn Sitzungspräsidentin Ute Kettemann angefleht. Mit dieser Offenbarung befand sich die Reisegesellschaft nahe dran, von der Erlabrunner Seite der interkommunalen närrischen Allianz gekapert zu werden. Deshalb waren ForFunny 5 auch desorientiert bei der Suche nach dem perfekten Sketch-Thema. Und mit einem "Stück, das nicht ins Programm passt" versuchten die Urgesteine Sitt & Ditt die Erlabrunner Anmaßungen mit Humor zu ertragen. Und nicht zuletzt zielten die "LSK" (Leinacher Schmarrköpf) auf ortsinterne Begebenheiten und Promis.
Die Beteiligten:
