Wir leben in kriegerischen Zeiten. Da liegt es nahe, dass auch die Theatermacher dieses Thema aufgreifen. Die Würzburger Theaterwerkstatt hat dafür das älteste erhaltene Theaterstück der Welt ausgesucht, nämlich "Die Perser" des griechischen Dramatikers Aischylos (525-456 v. Chr.). Das Stück stammt aus dem Jahr 472 v. Chr. und erzählt von der Niederlage der Perser gegen die Griechen in der Seeschlacht bei Salamis acht Jahre vorher.
Interessanterweise hat Aischylos keine Lobpreisung auf die Sieger verfasst, sondern beschreibt die Ereignisse aus der Sicht der vernichtend geschlagenen Perser. Er berichtet von Schmerz, Trauer und Klage, zumeist aus Sicht der zurückgelassenen Königsmutter Atossa, die auf die Rückkehr ihres geschlagenen Sohnes Xerxes wartet. Genau diese Momente des Verlustes und der Trauer hat das Inszenierungs- und Darsteller-Trio Tobias Schmidt, Johannes Kern und Jannik Pitt in den Mittelpunkt ihrer Interpretation gerückt.
Verse erzählen von der blutigen Schlacht der Schiffe
Deshalb gesellen sich zum leicht gekürzten Aischylos-Text die Poesie und die Lieder des frühgriechischen Sängers und Kitharaspielers Timotheos aus Milet, der in den überlieferten 240 Versen ebenfalls von der blutigen Schlacht der Schiffe erzählt. Diese in altgriechisch gesungenen Klagelieder verstärken nochmals die eindringliche dramatische Wirkung der Inszenierung. Und dass es hier nicht allein um rund 2500 Jahre zurückliegende historische Ereignisse handelt, sondern um Folgen eines Krieges, die uns auch heute in unserem innersten Menschsein treffen und erschüttern, verdeutlicht das technisch aufwändige Bühnenbild von Markus Rakowsky. Insgesamt 16 Computer-Monitore verschiedener Größe , die um drei virtuelle Bunkerarbeitsplätze gruppiert sind, bilden die Kommandozentrale eines Cyber-Schlachtfeldes, auf dem ein für uns Zuschauer undurchsichtiger Krieg geführt wird.
In schwarzer Militärkleidung, darüber weite, hellbraune Kapuzenmäntel, sprechen die drei Männer im steten Wechsel alle Rollen: die Mitglieder des königlichen Ältestenrat, den Boten, der penibel die grausamsten Details des Gemetzels schildert, den Geist des Königsvaters Dareios, die Königsmutter Atossa und den physisch und psychisch zerstört heimkommenden Perserkönig Xerxes. Perfekt wechseln sie zwischen Altgriechisch und Deutsch, zwischen Prosa und Lyrik, zwischen (Klage-) Gesang und erzählender Sprache. Verstärkt durch die düster-metaphorische Lichtgestaltung von Benedikt Issing entfaltet sich eine gleichermaßen erschütternde wie ergreifende Anklage gegen den Krieg.
Vorstellungen bis zum 17. Mai. Karten: 0931/59400 oder www.theater-werkstatt.com