Am 15. September 1700, also vor 320 Jahren, starb André Le Nôtre, der Gartenarchitekt König Ludwigs XIV., in Paris. Seine Entwürfe prägten den Stil des französischen Barockgartens. Der Gartentyp galt bald als Vorbild für die fürstlichen Anlagen links und rechts des Rheins. Im barocken Schlossgarten von Weikersheim ist dieser französische Einfluss sichtbar. Am Todestag des Gartenarchitekten, am 15. September um 14.30 Uhr, können Gäste bei der Sonderführung „Höfische Gartenlust - Ein Spaziergang durch den Schlossgarten“ den Schlossgarten erleben, heißt es in einer Pressemitteilung der Schlösserverwaltung.
Ausdruck königlicher Macht
Für seinen Garten in Versailles engagierte König Ludwig XIV. von Frankreich 1662 den Gartenarchitekten André Le Nôtre, geboren am 12. März 1613, ein Meister seines Faches. Ausgestattet mit Architekturkenntnissen war dieser nach seinem Kunststudium rasch Erster Gärtner eines hohen Adligen geworden und schuf eine beeindruckende Gartenanlage beim Schloss Vaux-le-Vicomte. Die Anforderungen des Sonnenkönigs an Le Nôtre waren hoch – der Garten seiner Residenz sollte alle anderen in den Schatten stellen.
Bei der Gestaltung der Anlage beschäftigte Le Nôtre mehrere hundert Arbeiter: Es mussten Kanäle gegraben, Brunnen ausgehoben und Erdreich bewegt werden. So wurde der Barockgarten ein ganz und gar künstliches Gebilde – die Zähmung der Natur durch eine strenge Ordnung sollte die absolutistische Macht des Königs zeigen. Am 15. September 1700 starb André Le Nôtre in Paris. Sein Einfluss auf die europäische Gartenkunst blieb über seinen Tod hinaus bestehen.
Barocke Kunst im Garten
Disziplinierte Regelmäßigkeit und unaufhörliche Abwechslung – das war das Grundprinzip des französischen Barockgartens. Dabei war die Optik von einer Symmetrie geprägt, die Schloss, Garten und Umgebung umfasste und ein architektonisches Gesamtkonzept ergab. Ein typisches Gestaltungselement waren die Beete. Sie wurden mit kunstvoll angelegten Ziermustern aus in Form geschnittenen Sträuchern und bunten Kiesflächen angelegt – Broderien genannt, da sie zierlichen Stickereien, französisch „broderie“, glichen.
Auch im beschaulichen Weikersheim zeigten die Entwürfe und Anlagen Le Nôtres Wirkung. Graf Carl Ludwig von Hohenlohe-Weikersheim hatte auf seinen Reisen französische Gärten gesehen und wollte ab 1708 den Schlossgarten entsprechend gestalten. Zeitgenossen berichten, er habe „die Anlage des vortrefflichen weltberühmten Garten-Werks allhier gemachet“. Die Gliederung des Gartens erfolgte durch ein großes Achsenkreuz. Die ruhigen Wegflächen fanden einen Ausgleich in der verspielten Ornamentik der Broderien. Mit Springbrunnen, Beeten und unzähligen Figuren folgte die Anlage des barocken Gartens der französischen Gartentheorie. Die intensive Pflege verschlang ungeheure Geldsummen – aber schließlich musste die repräsentative Gartenanlage einem Barockfürsten würdig sein.
Unterhaltung im Garten
Für die höfische Unterhaltung im Garten sorgte eine Vielzahl von Pavillons, Wasserspielen und Naturtheatern, Menagerien und Labyrinthen. Ebenfalls unterhaltsam waren die vielen Skulpturen, die die Gartenanlagen in Versailles ebenso wie in Schwetzingen oder Weikersheim prägten. Die Figuren erzählten häufig die Geschichte von Helden und Göttern aus der antiken Mythologie – deren Tugenden dem barocken Herrscher zugeschrieben wurden. Im Weikersheimer Schlossgarten ist das Figurenprogramm fast vollständig erhalten.
Weitere Termine für Sonderführungen sind am 19 und 20. September, jeweils um 11 Uhr, sowie am 22. September um 14.30 Uhr. Die Teilnehmerzahl bei den Führungen ist beschränkt, eine Anmeldung unter Tel.: (07934) 992950 ist erforderlich.