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Grombühl
Ein weiter Weg zur Barrierefreiheit
Bei einer Diskussion der grünen Landtagsfraktion im Felix-Fechenbach-Haus ging es um das Thema Barrierefreiheit in Kunst und Kultur.
Foto: Patty Varasano | Bei einer Diskussion der grünen Landtagsfraktion im Felix-Fechenbach-Haus ging es um das Thema Barrierefreiheit in Kunst und Kultur.
Patrick Wötzel
 |  aktualisiert: 21.05.2022 02:28 Uhr

In Würzburg soll das Mainfranken Theater nach seiner Sanierung weitgehend barrierefrei sein, auch im Museum im Kulturspeicher und in der Stadtbücherei steht die Möglichkeit der Teilhabe für alle Menschen weit oben auf der Agenda. Dass es bis zur Barrierefreiheit nicht nur in der Kultur trotzdem noch ein weiter Weg ist, wurde durch Erfahrungsberichte von Menschen mit Behinderung bei einer Podiumsdiskussion der grünen Landtagsfraktion im Felix-Fechenbach-Haus deutlich.

2013 hatte der damalige Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) angekündigt, Bayern werde bis 2023 in allen Bereichen barrierefrei sein. 2018 bekräftigte sein Nachfolger Markus Söder (CSU) das Vorhaben und bezeichnete den Abbau von Barrieren als "christlichen und ethischen Auftrag". Kerstin Celina, grüne Landtagsabgeordnete für den Landkreis Würzburg und sozialpolitische Sprecherin ihrer Fraktion, will mit ihrer bayernweiten Gesprächsreihe "No Limits on tour" die Aufmerksamkeit auf die verschiedenen Bereiche des gesellschaftlichen Lebens lenken, in denen das Programm "Bayern Barrierefrei" bisher noch nicht die erhofften Verbesserungen gebracht hat.

Finanzielle Mittel fehlen

Im barrierefrei zugänglichen großen Saal des Fechenbach-Haues ging es zusammen mit Sanne Kurz, der kulturpolitischen Sprecherin der Landtags-Grünen, um den Bereich Kunst, Kultur und die Teilhabe behinderter Menschen am öffentlichen Leben. Warum das in Würzburg an den meisten Orten noch ein weit entferntes Ziel ist, erläuterte Grünen-Landtagsabgeordneter und Stadtrat Patrick Friedl: "Es krankt an den finanziellen Mitteln, die die Stadt zur Verfügung hat und die wir für die Teilhabe zur Verfügung stellen. Deswegen kommen wir mit unseren öffentlichen Einrichtungen nur sehr langsam voran."

Beispiele für fehlende Barrierefreiheit wurden bei der Veranstaltung einige genannt: Zum Beispiel ist das Kunstschiff Arte Noah über die kaum befestigte Mole am Hafenbecken hinter dem Kulturspeicher für Menschen, die auf einen Rollator angewiesen sind, praktisch nicht erreichbar.

Probleme bei Ticket-Buchung

Für die Würzburgerin Evi Gerhard, die von Geburt an auf einen Rollstuhl angewiesen ist, gehen die Probleme aber schon viel früher los, nämlich bei der Ticket-Buchung für Veranstaltungen: "Da bin ich fast immer auf eine teure Hotline angewiesen, die aber die Gegebenheiten vor Ort nicht kennt."

Ein Beispiel: Nach der Verlegung einer Veranstaltung vom Congress Centrum in die Posthalle "muss ich jetzt schon angeben, wer im Dezember meine Begleitperson sein wird, sonst können sie mir kein Ticket verkaufen", berichtete Gerhard: "Solche Probleme sind vielen Menschen, die nicht darauf angewiesen sind, überhaupt nicht bewusst."

Von links: Patrick Friedl, Kerstin Celina, Sanne Kurz und Judith Faltl .
Foto: Patty Varasano | Von links: Patrick Friedl, Kerstin Celina, Sanne Kurz und Judith Faltl .

Judith Faltl, Vorsitzende des Bayerischen Blinden- und Sehbehindertenbundes, erlebt nach eigenen Worten "vor allem bei kleinen privaten Theatern oft ein riesiges Engagement. Gleichzeitig berichtete sie von großen Musikproduktionen im Münchner Olympia-Stadion und öffentlichen Einrichtungen, die beim Blindenbund um Unterstützung bei der Suche nach Spendern oder bei der Beantragung von staatlichen Fördergeldern für die Audio-Deskription gebeten haben.

Für Faltl beginnt die Barrierefreiheit bei allen kulturellen Einrichtungen vom Open-Air-Festvial über das Museum bis zum Theater bereits beim Zugang zu den nötigen Informationen – sei es online durch möglichst barrierefreie Webseiten oder auch über die klassischen Medien: "Es will und kann nicht jeder das Internet nutzen, deswegen bin ich ein großer Fan von lokalen Radiosendern und Zeitungen."

 
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