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WÜRZBURG
Ein Schatz auf der Marienburg
Bearbeitet von Torsten Schleicher
 |  aktualisiert: 27.04.2023 06:43 Uhr

In seinen Sammlungen auf der Burg hütet das Museum für Franken einen einmaligen Schatz: goldene und silberne Münzen sowie Medaillen aus den Geprägen der Würzburger Fürstbischöfe von über 1200 Jahren. Viele dieser wertvollen Stücke sind – da bislang noch nicht in voller Gänze erfasst und inventarisiert – der Öffentlichkeit und der wissenschaftlichen Forschung nur teilweise bekannt.

Im 19. Jahrhundert bedeutender Schub für die Sammlung

Der aktuelle Sammlungsbestand umfasst etwa 6000 Einzelstücke. Er setzt sich aus verschiedenen Stiftungen historisch interessierter Mäzene und Erwerbungen des Museums zusammen. Ein bedeutender Zugang erfolgte zum Beispiel zu Beginn des 19. Jahrhunderts durch die Sammlung des ehemaligen Geistlichen am Stift Neumünster, Adam Hübner. Er hinterließ der Stadt nicht nur Münzen und Medaillen, sondern auch wertvolle Gemälde. Hinzu kamen Grabungsfunde wie der „Münzfund aus Röttingen“ mit über 1000 Hellern aus dem 13. Jahrhundert, der aktuell in der Archäologischen Abteilung des Museums für Franken ausgestellt ist. Nicht zuletzt ist die Münz- und Medaillensammlung des Historischen Vereins, heute Freunde Mainfränkischer Kunst und Geschichte e. V., zu erwähnen.

Vor etwa zehn Jahren begann man im Museum mit der systematischen Erschließung dieser Schätze. Als erster Bereich wurde ein Teilbestand von Würzburger Münzen und Medaillen aus der fürstbischöflichen Zeit, d. h. vom frühen Mittelalter bis zum Ende des Hochstifts 1802 erfasst. Die rund 2500 in der internen Datenbank des Museums verzeichneten Exemplare aus der bischöflichen Herrschaftsperiode reichen vom karolingischen König Ludwig dem Kind (gestorben 911) bis zur Säkularisation.

Würzburger Wirtschaftsraum reichte bis ins Baltikum

Ludwig, der letzte ostfränkische Karolinger, in Forchheim zum König erhoben, herrschte vor allem in Bayern und Franken. Die in seiner Zeit geprägten Münzen zeigen, dass der Würzburger Wirtschaftsraum im Fernhandel bis nach Frankreich sowie in die skandinavischen und baltischen Länder, weniger nach Süden, reichte.

Doppeldukat, im Wert von 2 Dukaten, mit Porträt des Bischofs Friedrich Karl von Schönborn, 1729.
Foto: Museum für Franken | Doppeldukat, im Wert von 2 Dukaten, mit Porträt des Bischofs Friedrich Karl von Schönborn, 1729.

Ab 1000 gibt es öfters anonyme Münzen, die nicht eindeutig zuzuordnen sind. Vermutlich handelt es sich um erste bischöfliche Prägungen. Das früheste, aus deren Münzbetrieb sicher zu bestimmende Stück stammt von Bischof Bruno (Regierungszeit 1034–1045), dem Erbauer des Würzburger Domes. Hier ist der Name verzeichnet. Würzburger Prägungen in Gold liegen erst aus dem 14. Jahrhundert vor. Gerhard von Schwarzburg (Regierungszeit 1372–1400), der in der Winterschlacht von Bergtheim 1400 durch seinen Dompropst Johann von Egloffstein das Heer der Stadt Würzburg und ihrer Verbündeten vernichtend schlug, ließ für kurze Zeit Würzburger Goldgulden prägen. Da Gold knapp und der Ankauf von außen teuer war, wurden dann Goldmünzen erst wieder am Ende des Mittelalters geschlagen.

Ab der Neuzeit waren die Münzen aufwändiger gearbeitet

In der Neuzeit nach 1500 wurden die Münzen und Medaillen aufwändiger, mit mehr Details und erheblich größer gearbeitet. Besonders repräsentative Stücke gab man gerne zu Geschenkzwecken aus.

Goldene Münzen und Medaillen wohl geordnet.
Foto: Ulrich Wagner | Goldene Münzen und Medaillen wohl geordnet.

Der im Wert kaum zu beziffernde Gold- und Silberschatz des Museum ruht, sicher verwahrt, in Metallschränken verteilt auf einer Vielzahl von großflächigen Schubladen. Allein die bisher verzeichneten Goldmünzen umfassen rund 300 Einzelstücke. Jede Münze und Medaille ist heute in einer maßgerechten, säurefreien Schachtel abgelegt.

Schatzkammer im Randersackerer Turm

Die 774 ins Netz gestellten und somit öffentlich einsehbaren Stücke werden kontinuierlich weiter ergänzt. Seit Mai 2012 bietet das Museum einen Online-Zugang zu einem Teil der Prägestücke an. Am Computer zu Hause können so die einzelnen metallenen Kunstwerke betrachtet werden. Jedes Stück wurde farbig eingescannt, präzise beschrieben, datiert, vermessen und gewogen sowie mit Inschrift erfasst.

Eine Goldmedaille des Bischofs Christoph Franz von Hutten.
Foto: Ulrich Wagner | Eine Goldmedaille des Bischofs Christoph Franz von Hutten.

Insgesamt wird dem interessierten Bürger ein Blick auf eine Kunstgattung ermöglicht, die in landläufigen Ausstellungen in der Regel nur selten zu sehen ist. Suchfunktionen bieten die Möglichkeit, nach Nominal (Nennwert), dem Hersteller, nach Material oder nach Literaturzitaten zu forschen. Anregungen und Wünsche zum Online-Katalog können über online@museum-franken.de mitgeteilt werden.

Um den beeindruckenden Glanz kunstfertig geschlagener Münzen und aufwendig gegossener Medaillen unmittelbar zu erfahren, wird ein Besuch in der Abteilung „Würzburger Stadtgeschichte“ im Fürstenbaumuseum auf der Festung sehr empfohlen. Dort im Randersackerer Turm, der Schatzkammer des Museums, liegen diese repräsentativ ausgewählten Kunststücke aus über 1200 Jahren Würzburger und mainfränkischer Geschichte.

Text: Ulrich Wagner

Die älteste Würzburger Münze aus der Zeit Ludwigs des Kindes, ein silberner Denar, wurde um 900 n. Chr. geschlagen. Sie zeigt eine Kirche mit Kreuz und die Umschrift WIRZIBVRC CIVIT(AS).
Foto: Ulrich Wagner | Die älteste Würzburger Münze aus der Zeit Ludwigs des Kindes, ein silberner Denar, wurde um 900 n. Chr. geschlagen. Sie zeigt eine Kirche mit Kreuz und die Umschrift WIRZIBVRC CIVIT(AS).
Goldgulden von 1506, geprägt unter Lorenz von Bibra (reg. 1495-1519). Der quadrierte Wappenschild zeigt für das Herzogtum Franken den fränkischen Rechen, als Familienwappen 2 Mal den Bieber, für das Hochstift Würzburg das Rennfähnlein.
Foto: Museum für Franken | Goldgulden von 1506, geprägt unter Lorenz von Bibra (reg. 1495-1519). Der quadrierte Wappenschild zeigt für das Herzogtum Franken den fränkischen Rechen, als Familienwappen 2 Mal den Bieber, für das Hochstift ...
Schwere Silbermedaille mit Ansicht der Stadt Würzburg, 1764.
Foto: Wagner. Ulrich Wagner | Schwere Silbermedaille mit Ansicht der Stadt Würzburg, 1764.
 
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