Ein neues Qualitätserlebnis für Wanderer in Stadt und Landkreis Würzburg ist das Ziel: Der Zweckverband Naherholung hat in seiner jüngsten Sitzung einen Experten für Wandertourismus damit beauftragt, ein Konzept für ein Wanderwege-Netz in Stadt und Landkreis Würzburg zu erstellen.
„Wanderer wollen in kurzer Zeit ein Erlebnis haben. Der Trend geht hin zu kürzeren Wegen und Halbtagestouren“, erläuterte Wander-Experte Hans Georg Sievers aus Emmendingen. Er hat im Auftrag des Zweckverbands die Wanderwege im Landkreis teilweise begangen und genau unter die Lupe genommen. Das Ergebnis: Die Region sei „ein Schnittpunkt vieler Einflussbereiche“, so Sievers. Unter anderem gebe es eine ganze Anzahl von Fern-Wanderwegen, die durch Würzburg führen oder hier beginnen. Dazu kommen von ortsansässigen Vereinen angelegte Touren und kurze, örtliche Wanderwege.
Es sind gerade die kurzen Wege, die den Bedürfnissen der meisten Wanderer am meisten entsprechen: „Die Touren werden kürzer, trotzdem sollen sie Höhepunkte bieten und müssen außerdem perfekt ausgeschildert sein.“ Gerade bei der Beschilderung hapert es in der Region an vielen Stellen. Es gebe hervorragend markierte Wege, aber auch Touren, die überhaupt nicht markiert und damit auch nicht auffindbar seien“, betonte Sievers: „Leider schlägt beim Wanderer vor allem das durch, was nicht funktioniert. Im Landkreis Würzburg kann man sich nicht darauf verlassen, dass alles gut ist.“
Potenzial wird noch nicht gut genug genutzt
Wegweiser und Markierungen hat er in allen möglichen Formen und Größen gefunden, außerdem fehlen vielerorts klar gekennzeichnete Ausgangs- und Zielpunkte von Wanderwegen. Positive Ausnahmen sind laut Sievers der europäische Kulturweg im Gramschatzer Wald und eine Reihe von Touren im südlichen Main-Dreieck. Das Fazit des Experten: Die Region hat eine gute Landschaft und eine gute Basis mit vielen schönen Wegen, nutzt dieses Potenzial aber noch nicht gut genug. „Man müsste etwas tun, um das benutzerfreundlicher zu gestalten“, sagte Sievers.
Er hat dem Zweckverband vorgeschlagen, die zehn bis 15 attraktivsten Wege in einer Broschüre zusammenzufassen und zu bewerben. Diese müssten dann aber sehr gut markiert und mit einer landkreisweit einheitlichen Beschilderung versehen werden: „Das muss für den Blick eines ortsfremden Wanderers geeignet sein.“ Außerdem sollten Knotenpunkte zwischen verschiedenen Routen geschaffen, weil viele Wanderer sich eine Vernetzung der Wege wünschen. Die bestehende interaktive Wanderkarte im Internet sollte laut Sievers verbessert und zu einem Informationsportal ausgebaut werden – als Beispiel nannte er das Tourenportal „TraumRunden“ im Kitzinger Land (https://regio.outdooractive.com/oar-kitzingen/de/).
Nicht das Rad neu erfinden
Im Idealfall lassen sich die Routen dann auf das Smartphone herunterladen. Es gibt allerdings auch Gegenden, in denen der Empfang schlecht ist, auch der Akku kann unterwegs mal leer werden – daher ist die von Sievers immer wieder erwähnte gute Beschilderung wichtig: „Verlaufen ist im Ggensatz zu früher mega-out“, betonte der Experte. Außerdem gibt es auch Wanderer, die auf ihren Touren bewusst auf das Handy verzichten und sich auf die Markierungen und Wegweiser angewiesen sind.
„Wir müssen nicht das Rad neu erfinden. Auf die bestehenden Wege kann man aufbauen. An einigen Stellen gibt es auch einfaches Verbesserungspotenzial“, fasste Sievers seine Expertise zusammen. Die Zweckverbandsversammlung hat ihn nach seinem Gutachten einstimmig damit beauftragt, ein Konzept zu erstellen.