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WÜRZBURG
Ein neues Gemälde schließt die Lücke
Im goldenen Rahmen: Kunsthistoriker Damian Dombrowski und die Neuerwerbung für die Gemäldegalerie „Der Raub der Sabinerinnen“ von Johann Christoph Fesel. Das Werk des letzten Würzburger Hofmalers schließt eine Lücke im Martin-von-Wagner-Museum.GUNNAR BARTSCH
Foto: Foto: | Im goldenen Rahmen: Kunsthistoriker Damian Dombrowski und die Neuerwerbung für die Gemäldegalerie „Der Raub der Sabinerinnen“ von Johann Christoph Fesel.
Redaktion Süd
 |  aktualisiert: 11.12.2019 19:44 Uhr

Er war Würzburgs letzter Hofmaler, in der Sammlung des Martin-von-Wagner-Museums hat er bislang jedoch gefehlt. Jetzt kann die Gemäldegalerie in der Residenz die Lücke schließen. Allerdings: Den Ankauf von Johann Christoph Fesels Werk „Der Raub der Sabinerinnen“ ist noch nicht ganz finanziert. Spender sind deshalb willkommen.

Ein Bamberger Kunsthändler hatte den richtigen Riecher gehabt: „Ein Fesel gehört nach Würzburg“, meinte er – und bot er das Gemälde, das vor wenigen Monaten bei ihm gelandet war, dem Martin-von-Wagner-Museum der Universität zum Kauf an. Bei den Verantwortlichen der Gemäldegalerie war die Freude über das überraschende Angebot groß: „Fesel war sozusagen unser Missing Link. Mit dem Ankauf dieses Gemäldes haben wir nun alle Würzburger Hofmaler lückenlos dokumentiert“, sagt Professor Damian Dombrowski, Inhaber des Lehrstuhls für mittlere und neuere Kunstgeschichte. Ab dem kommendem Jahr wird er als Direktor die Neuere Abteilung des universitären Kunstmuseums leiten – und damit die Gemäldegalerie in der Würzburger Residenz.

„Fesels Genius bestand in seiner Kombinationsgabe.“
Professor Damian Dombrowski

Der Preis ist günstig – und doch zu hoch: 8000 Euro kostet „Der Raub der Sabinerinnen“. Für ein Gemälde dieses Formats, dieser Datierung und dieses Zustands sei das sehr wenig, sagt Dombrowski. Doch zu viel für die Gemäldegalerie, um die Summe aus eigenen Mitteln zu stemmen. 2000 Euro hatten die Museumsverantwortlichen nur zur Verfügung. Erste Hilfe kam von den „Freunden der Würzburger Residenz“: Sie gaben weitere 4000 Euro für den Ankauf. Zur Finanzierung der restlichen 2000 Euro suchen Dombrowski und seine Mitarbeiter nun weitere Spender: „Jede Unterstützung ist uns willkommen, egal ob klein oder groß.“

Johann Christoph Fesel war anno 1737 in Ochsenfurt zur Welt gekommen. Sein Talent als Maler wurde früh erkannt. Im Alter von zwölf Jahren begann Fesel eine Lehre beim damaligen Würzburger Hofmaler Franz Ignatz Roth. Höchstwahrscheinlich konnte er in dieser Zeit mitverfolgen, wie Giovanni Battista Tiepolo in en Jahren 1752 und 1753 sein berühmtes Fresko im Treppenhaus der Residenz malte. Viel spricht auch dafür, dass Fesel von den Künsten des Venezianers tief beeindruckt war, berichten die Kunsthistoriker.

Mit finanzieller Unterstützung durch den Würzburger Fürstbischof Adam Friedrich von Seinsheim reiste Fesel später zu mehreren, teils mehrjährigen Studienaufenthalten nach Wien und Rom. Während einer Griechenlandreise mit einem englischen Lord zeichnete er in dessen Auftrag Altertümer. 1767 kehrte Fesel nach Würzburg zurück und übernahm 1768 die Stelle als Kabinettsmaler und Hofmalinspektor. Mit der Säkularisation 1803 endete Fesels Anstellung als Hofmaler am fürstbischöflichen Hofe. Bis zu seinem Tod am 25. Oktober 1805 stand er im Dienste des bayerischen Staates und organisierte den Abtransport des Säkularisationsguts nach München. Der 1801 datierte Raub der Sabinerinnen ist demnach ein Alterswerk.

„Christoph Fesel war keiner der ganz Großen“, sagt Damian Dombrowski. Was Fesel aus kunsthistorischer Sicht interessant macht: Er stand am Übergang zweier Epochen, auf der Schwelle vom Barock zum Klassizismus. Dies merke man den Werken an: „Fesel schwankt zwischen den beiden Stilen, er nimmt Neues auf und zeigt grundlegende Tendenzen nebeneinander.“ Das mache den Erwerb des Gemäldes auch aus Sicht der Lehre wünschenswert. So finden sich im „Raub der Sabinerinnen“ Elemente unterschiedlicher Epochen – von einer Körperhaltung wie auf Fresken in Pompeji über die Hintergrundkulisse, die von Raphael inspiriert sein könnte, bis zum gekünstelten Pathos der Personen, typisch für den französischen Klassizismus. „Fesels Genius bestand in seiner Kombinationsgabe, er konnte aus vielen Quellen ein neues Werk schaffen“, sagt Dombrowski.

Ein Abend für das neue Bild

Öffentliche Präsentation: Unter dem Motto „Ein Abend für ein Bild – ein Bild für immer“ stellt das Martin-von-Wagner-Museum Johann Christoph Fesels Gemälde „Der Raub der Sabinerinnen“ am Donnerstag, 14. November, zwischen 19 und 21 Uhr vor. Begleitet von Musik aus der Zeit um 1800, Kurzvorträgen zum Bild und einem Glas Wein können die Besucher den Maler und sein Werk näher kennenlernen. Anschließend ist das Gemälde in den Ausstellungsräumen zu sehen. Anmeldung unter Tel. (0931) 31-82283 oder per Mail: museum.na@uni-wuerzburg.de

 
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