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WÜRZBURG
Ein nachdenklich stimmender Abend
Der neue Mitschüler Alev (Luis Leisterer) und die hochintelligente Außenseiterin Ada (Leonie Flöttmann) in der Aufführung von „Spieltrieb“ in der Theaterwerkstatt.
Foto: Theaterwerkstatt | Der neue Mitschüler Alev (Luis Leisterer) und die hochintelligente Außenseiterin Ada (Leonie Flöttmann) in der Aufführung von „Spieltrieb“ in der Theaterwerkstatt.
Von unserem Mitarbeiter manfred Kunz
 |  aktualisiert: 24.03.2016 03:33 Uhr

Was ist gut, was ist böse, was ist richtig, was falsch? Um diese Frage kreist Juli Zehs im Oberstufen-Milieu eines Gymnasiums angesiedelter Romanerfolg „Spieltrieb“ aus dem Jahr 2004. Regisseurin Christina Katarina Strobel hat Bernd Studlars Bühnenversion diese Stoffes in der Würzburger Theaterwerkstatt inszeniert – und mit einem phantastischen Darsteller-Team zu einem packenden Theaterabend werden lassen.

Dabei liefert das Stück durchaus Material für kontroverse Diskussionen, führt es doch eine zeitgenössische „Jugend ohne Gott“ vor Augen, der Moral nichts, die moderne Spieltheorie dagegen alles gilt. Als radikaler Vertreter dieser Spieltheorie entpuppt sich der neue Mitschüler Alev (Luis Leisterer), ein eiskalter, aalglatter und eloquenter Machtmensch. In der hochintelligenten Außenseiterin Ada (Leonie Flöttmann) findet er die passende Mitspielerin für seine perfide Überführung der angelesenen Theorie in die schulische Praxis. Sie schaffen sich eine Welt, in der sie das Sagen haben und die Regeln aufstellen.

Zu ihrem Opfer bestimmen sie den Sport- und Deutschlehrer Smutek (Konstantin Wappler), der in seiner freiwilligen Laufgruppe bereits näheren Kontakt zu Ada aufgenommen hat. Gemeinsam erpressen sie den Pädagogen, verstricken ihn in seine sexuellen Begierden und zwingen ihn immer tiefer in ein perfides Spiel, das einzig den erbarmungslosen Gesetzen der Unmoral folgt. Auch der anfangs mit Ada befreundete Mitschüler Olaf (Jakob Suranowsky) und der zunächst von ihr respektierte Geschichtslehrer Höfling (Uwe Bergfelder) können das immer weiter eskalierende Treiben nicht stoppen. Allein der sich gottgleich gebärdende Alev kann das Spiel beenden – und als er es schließlich tut, gerät die Situation vollends außer Kontrolle.

Strobel bringt in ihrer Inszenierung die kurzen und kürzesten Szenen in schneller Folge auf die leicht schräge, von einem großflächigen Frauenbildnis bedeckte Bühnenfläche und und gewährt dabei allen Figuren das gleiche Maß an Empathie.

Auch wenn in der gegenüber dem Roman deutlich gekürzten Stückfassung nicht jede Handlung psychologisch stimmig und nachvollziehbar ist, machen die Schauspieler daraus mit großer Leidenschaft und bewundernswerter Intensität einen gleichermaßen heftig beklatschten wie nachdenklich stimmenden Abend mit Bravos für Leonie Flöttman und Konstantin Wappler in den beiden Hauptrollen.

„Spieltrieb“ wird in der Theaterwerkstatt Würzburg bis zum 15. Mai gezeigt. Karten-Telefon (09 31) 5 94 00.

 
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