
Er ist ein "Champion Tree", zählt zu den größten und schönsten seiner Art in Deutschland, doch der Lederhülsenbaum stand für einen Neubau im Weg. Doch statt ihn zu fällen, ging am Montagmorgen auf dem Grünen Campus der Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) in Veitshöchheim eine spektakuläre Verpflanzaktion über die Bühne.
Bekanntlich erteilte der Haushaltsausschuss des Bayerischen Landtags Anfang Dezember 2021 die Projektgenehmigung für den auf 19,2 Millionen Euro veranschlagten Neubau des Institut für Bienenkunde und Imkerei der LWG. Damit lagen die Voraussetzungen für den Beginn der Vergabeverfahren der Bauleistungen vor.
Spatenstich für 4. April geplant
Der Institutsneubau entsteht oberhalb des Schul- und Verwaltungsgebäudes auf der Fläche zwischen Wohnheim und Technikzentrum mit Erschließung über die Einfahrt zur LWG in der Birkentalstraße. Nachdem die Planungsphase weitestgehend abgeschlossen ist und auch schon die Ausschreibungen durch sind, hat die ortsansässige Firma Straub bereits mit der Rodung begonnen. Der offizielle Spatenstich, so ein LWG-Mitarbeiter, ist für den 4. April geplant.

Für die Baumaßnahme abgerissen wird auch das vor dem Technikgebäude stehende Gewächshaus, wo die Baustelleneinrichtung Platz finden soll. Weichen müssen davor auch der aus Nordamerika stammende über sechs Meter hohe Lederhülsenbaum und daneben ein kleinwüchsiger aus Asien stammender Bitterorangen-Strauch. Dafür wurde jedoch nicht die Motorsäge benutzt, sondern es kam spektakuläre Technik zum Einsatz.
Schonender Transport zum neuen Standort
Möglich machte dies die bereits seit 1971 auf Großbaumverpflanzung spezialisierte Firma Opitz GmbH & Co. KG in Heideck bei Hilpoltstein mit ihrer Rundspatenmaschine Optimal 3000. Durch perfekte Abstimmung mit dem vierachsigen Trägerfahrzeug erfolgte ein schonender und sicherer Transport des Lederhülsenbaums an seinem neuen Standort im Obst-Versuchsbetrieb "Stutel" der LWG am Fuße des Thüngersheimer Scharlachbergs.

Da das Baumloch des ausgegrabenen Baumes zuvor schon in gleicher Größe mit der Rundspatenmaschine am neuen Standort im "Stutel" ausgehoben wurde, konnten der Lederhülsenbaum und später auch der Bitterorangen-Strauch dort passgenau eingesetzt werden.

Auch unter ökonomischen Gesichtspunkten ist für die LWG die Großbaumverpflanzung eine sinnvolle Alternative zur Neupflanzung von Bäumen. Die Kosten hierfür betragen bei einem Anwachserfolg von nahezu 100 Prozent nur einen Bruchteil im Vergleich zum Aufwand für die Aufzucht eines Setzlings bis zum Großbaum. Die Verpflanzung des Lederhülsenbaums und des Bitterorangen-Strauches kostet die LWG 8000 Euro.
Kein geeigneter Standort am LWG-Campus
Dr. Philipp Schönfeld (LWG-Bereichsleiter für Urbanes Grün) hätte den Lederhülsenbaum lieber auf dem über zehn Hektar großen Campus der LWG erhalten. Es hätte sich aber leider kein geeigneter anderer Standort angeboten, an dem er auf dem Gelände in Veitshöchheim als Hausbaum zur Geltung käme.
Der 1999 vor dem Gewächshaus gepflanzte Baum mit einem Stammfang von 77 Zentimeter ist in seiner Krone sehr kompakt geblieben, wurde nie geschnitten oder formiert. Er zeichnet sich durch filigrane Blätter, duftige Blüten und spektakuläre Hülsenfrüchte aus. Schönfeld bezeichnete ihn als den größten und schönsten seiner Art in Deutschland. So prangt an seinem Stamm auch die Auszeichnung "Champion Tree" der Deutschen Dendrologischen Gesellschaft (DDG). Diese zeichnet seit dem Sommer 2009 am Internationalen Tag des Baumes (25. April) einen Baum als "Champion Tree des Jahres"
Für die GaLaBau- und Gartenbau-Studierende (FR Baumschule) ist die Versetzung von Großbäumen Teil des Lehrplans. Ihnen bot sich vor Ort die seltene Gelegenheit, dies live zu erleben.



