
Mit Ernst Lesch, der vor wenigen Tagen im Alter von 100 Jahren verstorben ist, verliert Acholshausen einen Bürger, der durch den Fund eines Steinkammergrabes maßgeblich daran beteiligt war, dass der Name des kleinen Gaukönigshöfer Ortsteils weit über seine Grenzen hinaus bekannt geworden ist. Über das Leben des Verstorbenen erzählt dessen Sohn Arnold Lesch, der bis vor einem Jahr mit dem Vater im Haus zusammen gelebt hat, bevor für den geistig regen Senior der Umzug ins Auber Seniorenheim notwendig wurde.
Der Landwirtssohn Ernst Lesch, der am 7. Juni 1924 in Hemmersheim geboren wurde, heiratete 1954 die Acholshäuser Wirtstochter Olga Korbmann. Mit ihr betrieb er zunächst neben der Landwirtschaft auch das Gasthaus "Zum goldenen Kreuz". Die wohl aufregendste Zeit im Leben des Ehepaares Lesch und ihrer Söhne Arnold und Alfred nahm ihren Lauf, als 1970 eine Baugrube für den Neubau eines Stalls auf ihrem Hof ausgehoben wurde.
Sensationsfund bei Grabarbeiten
Der damals 13-jährige Arnold Lesch erinnert sich, wie beim Aushub plötzlich Scherben zum Vorschein kamen. "Gar nichts Großes und völlig unscheinbar" beschreibt er die Stücke, die seine Mutter zusammen gesucht hat. Während die Grabarbeiten weitergingen und der Erdhaufen höher wurde, besuchte Olga Lesch den ehemaligen Oberlehrer und Ortschronisten Hugo Wilz der seinen Lebensabend in Würzburg verbracht hat. Um ihm eine Freude zu machen, brachte sie ihm einige der Scherben mit.
Wilz, der lange Jahre in Acholshausen gelebt hatte und sich sehr für Archäologie interessierte, erkannte die Besonderheit der Fundstücke und informierte das Landesamt für Denkmalpflege. "Und daraufhin kam aus Würzburg ein Professor mit seinen Studenten und die haben den Erdhaufen und die Baugrube gründlich durchsucht", sagt Arnold Lesch über die aufwendigen Untersuchungen des Areals.
Wertvolles Ausstellungsstücke des Museums für Franken
Was bei der Grabung zu Tage gefördert wurde, das war ein Steinkammergrab aus der Zeit von etwa 1000 v. Chr. Neben zwei Bronzescheiben und den Perlen, Ziernadeln, einem kleinen Ring, einem Armband und einem Armreifen, die den Verstorbenen als Schmuckstücke beigegeben waren, erregten zahlreiche Bronzestückchen die Aufmerksamkeit der Fachleute.
Später zusammengesetzt, ergaben diese Teile einen kleinen Kesselwagen, der zu einem der bisher reichsten Grabfunde aus der Urnenfelderzeit in Unterfranken zählt. Dieses Wägelchen ist neben anderen prähistorischen Funden seit 1976 eines der wertvollsten Ausstellungsstücke des Museums für Franken - Staatliches Museum für Kunst- und Kulturgeschichte in Würzburg.
Während die 30-Pfennig Briefmarke auf der die Deutschen Bundespost 1976 den Bronzekultwagen abgebildet hat, längst der Vergangenheit angehört, findet in Acholshausen das außergewöhnliche Fundstück Verwendung als beliebtes Dorflogo. Für Arnold Lesch, der sich wie sein Bruder damals auch, "nix draus gemacht hat", was da auf dem Anwesen ausgegraben wurde, sind danach "der Alltag und die Arbeit auf dem Hof einfach weitergegangen." Seine Eltern hingegen, die beide verstorben sind, waren "schon ein bisschen stolz darauf, dass durch die Funde auf ihren Grundstück Acholshausen bekannt geworden ist."


