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BERGTHEIM
Ein Lächeln ist ein guter Anfang
Sie wollen praktische und konkrete Hilfe leisten: Die Verantwortlichen des Ökumenischen Arbeitskreises Asyl in Bergtheim (von links) Diakon Uwe Rebitzer, Sabine Triebel, Marion Hammer und Anja Königer.
Foto: I. Konrad | Sie wollen praktische und konkrete Hilfe leisten: Die Verantwortlichen des Ökumenischen Arbeitskreises Asyl in Bergtheim (von links) Diakon Uwe Rebitzer, Sabine Triebel, Marion Hammer und Anja Königer.
Irene Konrad
 |  aktualisiert: 02.03.2015 18:54 Uhr

Mit ihrem Anliegen sind die drei Frauen – Marion Hammer, Anja Königer und Sabine Triebel – nun an die Öffentlichkeit gegangen: Sie wollen, dass in Bergtheim eine Willkommenskultur für Asylbewerber entstehen.

Seit Oktober 2013 gibt es in Bergtheim eine „dezentrale Unterkunft für Asylbewerber“. Aktuell sind dort 55 Frauen, Männer und Kinder untergebracht, die vor allem in Familienstrukturen leben.

Vor einem guten halben Jahr wurde vom Bergtheimer katholischen Pfarrgemeinderat ein „Arbeitskreis Asyl“ gegründet. Die Mitglieder des zuständigen Sachausschusses „Ökumene-Familie-Soziales“ sind auf die evangelische Kirchengemeinde zugegangen. Inzwischen sind Kontakte geknüpft, Aktionen durchgeführt und Formen der Zusammenarbeit zwischen den beiden Kirchengemeinden geschaffen worden.

„Uns ist deutlich geworden, dass die Ortsbewohner ein berechtigtes Interesse am Thema und unserer Arbeit haben und dass es Menschen gibt, die uns unterstützen wollen“, beschreibt Sabine Triebel den Grund für einen Informationsabend im Pfarrheim. Gut 40 Frauen und Männer waren hierzu gekommen.

„Unsere Basis ist die christliche Nächstenliebe“, beschrieb Pfarrer Helmut Rügamer den ökumenischen Gedanken. Dass unter der Leitung von Diakon Uwe Rebitzer bereits in den Dörfern der Pfarreiengemeinschaft „Volk Gottes an Pleichach und Main“ eine Nachbarschaftshilfe aufgebaut wurde, macht die praktische Arbeit leichter. Die dort geschaffenen Strukturen greifen auch beim Arbeitskreis Asyl.

„Wir wollen nicht urteilen, sondern den Menschen sehen.“
Sabine Triebel und Anja Königer Arbeitskreis Asyl

Anhand von Schautafeln und Tabellen erläuterte Marion Hammer zunächst Daten und Fakten zum Asylverfahren. Es ging um Begriffe wie Erstantrag, persönliche Anhörung, Zuständigkeitsprüfung, soziale Leistungen, Glaubwürdigkeit, Aufenthaltsstatus oder Flüchtling. 173 000 Menschen haben 2014 in Deutschland einen Asylantrag gestellt. Mehr als zwei Drittel der Anträge wurden abgelehnt.

„Uns geht es heute nicht um eine politische Diskussion. Wir wollen nicht urteilen, sondern den Menschen sehen“, wiesen Sabine Triebel und Anja Königer auf die psychische Situation der Asylbewerber hin. Sie hatten Geschichten von Flüchtlingen mitgebracht, die von deren Angst, Hilflosigkeit und Sprachlosigkeit handelten. Und sie stellten Ideen vor, wie konkrete Unterstützung in Bergtheim aussehen könnte.

Ein freundliches Grüßen und Lächeln auf der Straße wäre ein guter Anfang für alle, meinten sie. Für ein erstes Willkommen hat der Arbeitskreis in der Unterkunft einen Begrüßungsflyer in englischer und französischer Sprache mit wichtigen Adressdaten ausgelegt. Ein Dorfplan weist auf den Bahnhof, Einkaufsmöglichkeiten, Arzt oder Apotheke hin. In russischer Sprache und in Hindi sind Flyer in Bearbeitung. Begrüßungsflyer in weiteren Sprachen sollen noch erstellt werden.

In Zusammenarbeit mit Alexandra Kauschka als „Wirtin“ der Asylanten möchte der Arbeitskreis praktische und konkrete Hilfe leisten und nicht ins Blaue hinein agieren. Im Herbst seien etwa Büchertaschen für Abc-Schützen gesammelt worden. Begleitungen zum Arzt oder zu Veranstaltungen im Dorf sind gewünscht. Und Dolmetscher-Dienste, obwohl „man sich mit Händen und Füßen auch verständigen kann“.

In der Informationsversammlung wurden Ideen gesammelt: Man könnte einen gemeinsamen Stammtisch einführen, miteinander kochen, spielen, musizieren, singen, basteln oder handarbeiten, Übersetzer organisieren, miteinander Sport treiben, Ausflüge zum Tierpark machen oder zum Einkaufen in spezielle Geschäfte fahren.

„Wir haben uns gegründet, damit wir derartige Begegnungen organisieren“, sagen die Verantwortlichen des Arbeitskreises Asyl. Im Dorf gebe es schon etliche private Initiativen, aber gemeinsam und strukturiert sei konkrete Hilfe sicherlich leichter. „Wir drei schaffen es nicht allein“, baten die organisierenden Frauen um weitere Unterstützer. Elf Namen mit Adressen standen am Ende auf einer aufgelegten Liste.

Zum Info-Abend in Bergtheim waren auch Frauen aus Prosselsheim gekommen. In Prosselsheim wohnen aktuell 24 Asylsuchende in einer dezentralen Unterkunft. „Bei uns werden viele Fahrdienste gebraucht“, wies Gemeinderätin Petra Schmid auf ihren Schwerpunkt hin. Es sei jedoch wichtig und hilfreich, um die Aktivitäten in Bergtheim und in der Pfarreiengemeinschaft zu wissen, um sich vernetzen zu können.

Isabell Schätzlein vom Caritasverband für die Diözese Würzburg hatte Flyer mitgebracht, die Informationen, Fakten und Hilfsmöglichkeiten für Pfarrgemeinden, Ehrenamtliche und Helferkreise beinhalten. Die Leiterin der Flüchtlingsberatung der Caritas in Würzburg wies auch auf eine Reihe von Kursen für Ehrenamtliche hin und bot sich als kompetente Ansprechpartnerin an.

Konkret äußerte sich Georg Lutz als Vorsitzender des SV Bergtheim. „Ich bin aufgeschlossen dafür, dass Kinder im Verein mittrainieren“, meinte er. Dazu gebe es bereits Richtlinien vom Bayerischen Landessportverband. Auch ein gemeinsamer Kochtermin zum Kennenlernen der gegenseitigen Kulturen kam gut an. Dazu könne man die Küche des evangelischen Gemeindezentrums benutzen. Vielleicht wird's ja gar schon was damit zu Ostern?

 
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