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SOMMERHAUSEN
Ein kleiner Laden behauptet sich
So etwas hätten anderen Dörfer auch gern: ein Lebensmittelgeschäft in der Ortsmitte, das von der Sauerkrautkonserve über das Sonntagsbrötchen bis hin zum Weichspüler alle Waren des täglichen Bedarfs feilbietet. Sommerhausen hat so ein Geschäft.
Anlaufstelle für Touristen und Einheimische: Der Laden „Ums Eck“ in Sommerhausen wird fünf Jahre alt. Im Bild Inhaberin Irene Eggers und Vermieter Walter Hirth.
Foto: CLAUDIA SCHUHMANN | Anlaufstelle für Touristen und Einheimische: Der Laden „Ums Eck“ in Sommerhausen wird fünf Jahre alt. Im Bild Inhaberin Irene Eggers und Vermieter Walter Hirth.
Claudia Schuhmann
 |  aktualisiert: 19.10.2020 11:05 Uhr

Noch nach dem Zweiten Weltkrieg gab es in Sommerhausen fünf Lebensmittelgeschäfte. Walter Hirth, der den Laden an Irene Eggers vermietet hat, erinnert sich noch an diese Zeit. Auch daran, dass es mehrere Bäcker und Metzger im Ort gab. Walter Hirth wird demnächst 80 Jahre alt. Lange Zeit führte er das Lebensmittelgeschäft in der Hauptstraße selbst, gemeinsam mit seiner fleißigen Frau. Sein Großvater hatte dort noch eine Bäckerei betrieben. Allerdings nicht in den heutigen Verkaufsräumen. Die entstanden erst nach dem Krieg anstelle der beiden kleinen Bauernhäuser, die beim Angriff auf die Sommerhäuser Brücke im April 1945 zerstört wurden.

Davor befand sich die Bäckerei im Nebenhaus. Dort, wo Walter Hirth mit seiner Frau noch heute lebt. Schmunzelnd erzählt der Rentner, dass es sein Vater gewesen war, der in den 1920er Jahren aus der elterlichen Bäckerei einen Kaufmannsladen machte. Sein Vater habe keine Sympathie für die Arbeitszeiten eines Bäckers aufbringen können, sagt Walter Hirth. Deshalb erlernte er den Kaufmannsberuf. Und der Sohn trat in seine Fußstapfen.

In den 1960er Jahren zog das Geschäft ins Nebenhaus um, wo statt der ursprünglich nur 45 Quadratmeter Verkaufsfläche nun etwas mehr als 100 zu Verfügung standen. „Wir waren ein Mini-Kaufhäuschen“, erzählt der Rentner. „Bei uns gab es Lebensmittel, Hemden, Stoffe, Getränke.“ Und Line Hirth, die gute Seele des Geschäftes. Walter Hirths Mutter musste während der Kriegsjahre zusehen, wie sie den Laden allein am Laufen hielt. „Da gab es Marken und Bezugsscheine“, erinnert sich der Sohn. „Es waren harte Jahre. Aber meine Mutter war eine resolute Frau.“

Und eine personifizierte Rechenmaschine obendrein. Kaum jemanden gab es, der so schnell und so präzise kopfrechnen konnte wie Line Hirth, die bis zu ihrem 91. Lebensjahr im Laden ihres Sohnes an der Kasse saß. Mit 92 Jahren und fünf Monaten starb sie. Im Jahr 2000 tat Walter Hirth, was alle anderen Sommerhäuser Kaufleute der Reihe nach auch schon getan hatten: Er ging in Rente und gab sein Geschäft auf. Der Laden sei bis zum Schluss rentabel gewesen, da es in unmittelbarer Nähe keine Konkurrenz gab, erzählt der Rentner.

Allerdings hätten die kleinen Dorfläden mit der Zeit an Attraktivität verloren. Deshalb vermietete er in den Folgejahren den Laden der Reihe nach an zwei Bäcker. Aber 2010 zog sich der letzte Mieter zurück. Was nun? Walter Hirth hatte von Irene Eggers, die für eine diese Bäckereien als Verkäuferin gearbeitet hatte, einen guten Eindruck gewonnen. Deshalb bot er ihr das Geschäft zur Miete an. Irene Eggers, gelernte Einzelhandelskauffrau, nahm das Angebot an.

Als selbstständige Einzelhändlerin führt sie den Laden unter der Bezeichnung „Ums Eck“, einer Kooperative von Lebensmittelgroßhändlern, der auch die LebensmittelhandelsgmbH & Co.KG (LHG) in Eibelstadt angehört. Von dort bezieht Irene Eggers ihre Waren, aber auch von Hofläden in Sommerhausen. Das Geschäft ist heute Anlaufstelle für Handwerker und andere Berufstätige, die sich hier verpflegen. Denn Irene Eggers macht morgens schon um 6 Uhr auf. Mit dem Umsatz ist sie durchaus zufrieden. Daher muss sich um den Laden niemand Sorgen machen. Zumindest nicht für die nächsten zehn Jahre. So lange ist es noch hin bis zur Rente von Irene Eggers.

Weil in Sommerhausen zahlreiche Touristen bei ihr einkaufen, darf Irene Eggers ihr Geschäft auch sonntags öffnen. Davon profitieren auch die Einheimischen. „Ich habe sehr viele Stammkunden“, erzählt die Händlerin. Deshalb darf man bei ihr auch schon mal anschreiben lassen, wenn der Geldbeutel zu Hause liegen geblieben ist. „Ich kenne ja meine Kunden“, sagt sie und schmunzelt.

 
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