Die Ochsenfurter Altstadt stand in den vergangenen Jahrzehnten stets im Fokus der Planungen. „Dabei ist der Blick für andere Entwicklungsgebiete, die oft nicht so schön aussehen, verloren gegangen.“ Architekt Hartmut Holl bezieht sich dabei auf den Bereich westlich der Brunnenstraße, für den der Stadtrat nun ein Sanierungsgebiet ausgewiesen hat.
Ganz nebenbei, noch mit leiseren Tönen, wird bei den Zukunftsaussichten für die Weststadt auch von einem Hotel gesprochen, das zusammen mit einer Stadthalle auf dem Grundstück des ehemaligen städtischen Bauhofs und dem angrenzenden Flockenwerk entstehen könnte. Bislang standen die noch nicht ausgereiften Pläne eines Investors im Raum, der das Flockenwerk zu einer Veranstaltungshalle mit Restaurant umbauen will und einen Teil des Festplatzes überdachen möchte. Nun will nach Informationen der Redaktion der gleiche Geldgeber auch in ein Hotel investieren. Flockenwerk und der angrenzende städtische Bauhof, der auf das ehemalige Kindermanngelände umziehen soll, sind noch im städtischen Besitz. Der Verkauf soll aber noch in diesem Jahr über die Bühne gehen.
12,1 Hektar umfasst das künftige Sanierungsgebiet Weststadt. Neben Flockenwerk und Festplatz gehören auch Teile des Yachthafens dazu. „Nach schwierigen Verhandlungen mit der Regierung von Unterfranken, der Förderbehörde, auch die Klingentorpassage“, zeigte sich Bürgermeister Peter Juks erleichtert. Insofern gibt er auch einer nochmaligen Erweiterung des Gebietes, wie sie Stadträtin Rosa Behon (CSU) in der Stadtratssitzung ins Gespräch brachte, keine Chance. Die Brunnenstraße gehört zum bisherigen Sanierungsgebiet Altstadt und trennt dieses von der Weststadt ab.
Dass die Weststadt aus städtebaulicher Sicht den Charakter eines Sanierungsgebietes bekommt, liegt hauptsächlich am Mängelplan, den Architekt Holl in einer vorbereitenden Untersuchung aufgestellt hat. Dabei fallen die vielen Brachflächen, die ungeordneten Bebauungen und eine fehlende, quer verlaufende Erschließungsstraße auf. Um das Gebiet attraktiver zu machen, empfiehlt Holl auch einen freien Zugang zum Main. Wohlwissend, dass dies nicht einfach werden dürfte.
In einem Rahmenplan, der nicht als Bebauungsplan angesehen werden darf, hat er seine Visionen dargelegt, „um eine grobe Richtung zu haben“, so Holl weiter. Dazu gehört eine Neuordnung der baulichen Nutzung, um die Grundstücksflächen besser für die Zwecke von Dienstleistungs- oder Handelsunternehmen zu nutzen. Holl schlägt auch vor, die Floßhafenstraße und die Tückelhäuser Straße, die Haupterschließungsstraßen der Weststadt, zu verbinden. Fußwege zum Main und ein Radweg auf der Mainlände-Bahn, die mittlerweile auch der Stadt gehört, würden das Gebiet aufwerten. „Vor Ihnen liegt ein steiniger Weg“, weiß Holl um die Schwierigkeiten, die Weststadt aufzuwerten.
Bürgermeister Peter Juks hat mit der Regierung von Unterfranken auch über mögliche Fördermöglichkeiten gesprochen. Die Behörde empfiehlt, mit Alt- und Weststadt in das Programm „Soziale Stadt“ zu wechseln. Hier habe der Bund erst die Haushaltsmittel aufgestockt. „Das macht auch Sinn“, ergänzte SPD-Stadtrat Volkmar Halbleib, der dem Haushaltsausschuss des Bayerischen Landtags angehört.
Einstimmig beschloss der Stadtrat schließlich, das Sanierungsgebiet Weststadt auszuweisen. Das Sanierungsgebiet Altstadt wird um das Mainufer erweitert. Für private Bauvorhaben in Sanierungsgebieten gibt es erhöhte steuerliche Abschreibungsmöglichkeiten, für öffentliche Vorhaben kann eine Förderung bei der Regierung beantragt werden.