Eigentlich hätte das Abschiedskonzert von Kurt Faber und Harald Fuchs, besser bekannt als "2Again", bereits im vergangenen Jahr stattfinden sollen. Seit 42 Jahren stehen die Beiden auf der Bühne, viele Jahre als "Sweetwater" zusammen mit Gunter Jüttner, Andy Vaas und Volkmar Kreisel. Schon damals waren sie in der Höchberger Kulturszene ein ständiger Gast. Als Reinhard Klinger im Jahr 1996 das Amt des Kulturreferenten übernahm, waren Sweetwater Stammgäste für ein begeistertes Publikum. Nach Auflösung der Band wollten Faber und Fuchs ihre musikalische Karriere nicht beenden und gründeten "2Again". In dieser Formation waren sie jedes Jahr auch im Kulturstüble zu hören, meist als Jahresabschlusskonzert, denn beide lieben die leisen Töne. Nur mit Gitarre und Gesang und kleiner Rhythmusgruppe passte das Duo perfekt in die Adventszeit. Die Konzerte waren immer ausverkauft, was dafür spricht, dass Reinhard Klinger ein glückliches Händchen hatte, als er Faber und Fuchs fragte, ob sie nicht immer wieder kommen wollen. Auch dank der beiden Musiker entwickelte sich das Höchberger Kulturleben zusehend.
Lange Zeit war das Kulturstüble im Lamm-Komplex für einen Abend Heimat vieler bekannter und unbekannter Künstler. Namen wie Urban Priol, Harald Schmidt, Michl Müller, H. G. Butzko oder Sebastian Reich seien genannt. Seit kurzem hat die Kulturscheune diese Aufgabe übernommen. Hier hat man mehr Platz und mehr Möglichkeiten und die neue Kulturmanagerin Franciska Bouma und ihr Team konnten nahtlos auf dem aufbauen, was Reinhard Klinger seit 1996 geschaffen hatte, Höchberg als Kulturstandort zu etablieren und über die Grenzen des Landkreises bekannt zu machen.
Lobende Worte des Bürgermeisters
Klinger war mittlerweile ebenfalls aus dem aktiven Dienst ausgeschieden, eine würdige Verabschiedung konnte allerdings bisher nicht stattfinden, bedauerte Bürgermeister Alexander Knahn. Jetzt, beim Abschiedskonzert von 2Again, war der würdige Rahmen gefunden. Die Kulturscheune war ausverkauft, alles gerichtet für ein tolles Konzert und so begann der Abend auch. Doch vor der Zugabe ergriff der Bürgermeister das Wort und holte Reinhard Klinger auf die Bühne. Der war sichtlich gerührt, als ihm Knahn einen "Höchberger Krack" überreichte. Genau diese Preisform hatte Klinger ins Leben gerufen, als Auszeichnung für Künstler, die sich um die Kultur im Kulturstüble verdient gemacht hatten – auch 2Again hatte solch eine Höchberger Krack schon erhalten -, nun bekam er selbst einen.
Knahn lobte Klingers Einsatz für die Kleinkunst und vor allem seine Leidenschaft, mit der er seine Aufgabe erfüllte. Über 750 Veranstaltungen hatten Klinger und das Wirtsehepaar Marlis und Ernst Härtel seit 1996 durchgeführt, nannte Knahn überraschende Zahlen. Viele Stammgäste hätten dadurch das Kulturstüble als ihr "Wohnzimmer" bezeichnet und dieses Stammpublikum habe schließlich auch zum Bau der Kulturscheune animiert, um die Kultur auf noch breitere Füße zu stellen. Auch hier habe Klinger sofort mitgeholfen, damit der Übergang erfolgreich wurde.
Feuchte Augen beim Geehrten
"Ich habe mich gerne für die Kultur eingesetzt", sagte Reinhard Klinger mit feuchten Augen, denn der Abschied ging im sehr zu Herzen. Das Einzige, was er am letzten Abend vermisst habe, war der Satz: "Hau dir den Kopf nicht an", den Ernst Härtel jedes Mal im Kulturstüble gesagt hatte, weil sich die Dachbalken so knapp über den Gästen und Künstlern befanden. Klinger bedankte sich bei Knahns Vorgänger im Amt, Peter Stichler, der ihn einfach hätte gewähren lassen und so für eine Marke der Kultur in Höchberg gesorgt habe. Für das Jubiläumsjahr von Höchberg – im Jahr 2023 feiert man 1275 Jahre erste urkundliche Erwähnung –hat Reinhard Klinger nochmals seine Kontakte spielen lassen und herausragende Künstler verpflichten können, seine letzte Amtshandlung für Höchberg.
Kurt Faber und Harald Fuchs spielten noch ein paar Zugaben, doch dann war auch für sie Schluss. Drei herausragende Persönlichkeiten haben an diesem Abend die Bühne verlassen.