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Würzburg
Ein Hauch von Un-Zeit in der Augustinerkirche
Wu Wei wusste die Zuhörer in der Augustinerkirche in Würzburg mit seinem Instrument Sheng, einer chinesischen Mundorgel, zu begeistern. 
Foto: Fabian Gebert | Wu Wei wusste die Zuhörer in der Augustinerkirche in Würzburg mit seinem Instrument Sheng, einer chinesischen Mundorgel, zu begeistern. 
Elke Tober-Vogt
 |  aktualisiert: 08.07.2022 02:41 Uhr

Als der chinesische Künstler Wu Wei in der Augustinerkirche die chinesische Mundorgel (Sheng) ansetzte, schien die Zeit stillzustehen: Ruhig schwebende Einzelklänge im Wechsel mit fülligen Akkorden ergossen sich von der Apsis aus in den Raum und versetzten das Publikum in einen meditativen Zustand, der den Abend über andauern sollte. Gewidmet war das Konzert dem Komponisten Klaus Hinrich Stahmer, der im vergangenen Jahr seinen 80. Geburtstag feierte. Dieser sah seine persönliche und musikalische Botschaft angekommen, formulierte sie als "Hauch von Un-Zeit".

Stahmer, lange Jahre Professor an der Hochschule für Musik Würzburg, Leiter des "Studios für Neue Musik" und Gründer der "Tage der Neuen Musik", hatte Werke ausgewählt, die seine Nähe zu fernöstlichem Gedankengut, seine Auseinandersetzung und Zusammenarbeit mit Bildenden Künstlern, Literatur und seine aus der Historie entwickelte pazifistische Grundhaltung repräsentieren. So verknüpft er "Inschrift der Vergänglichkeit" mit einer Gedichtzeile der jüdischen Dichterin Nelly Sachs. Alexander Fleischer oblag es als feinfühligem Pianisten, die kleinen Motivfetzen zu ertasten, wie aus einem Kosmos voller Sternenstaub zu erhaschen und sehr atmosphärisch zusammenzufügen.

Ungeheure Gestaltungskraft 

Der Cellist Wen-Sinn Yang spielte in der Uraufführung "Postscriptum" für Cello solo mit den lyrischen, elegischen, dramatischen Elementen dieses eher traditionell geprägten Werkes, das von Erinnerung und Abschied zugleich kündet. Edle Tonkultur, ungeheure Gestaltungskraft und große Gelassenheit sprachen aus seiner Interpretation.

Faszinierende Klänge auch bei "Alles hält weil alles fällt" für Klavier. Alexander Fleischers Interpretation zeugte von seiner großen Hingabe und intensivem Durchdringen der Komposition, die mit den "Gravitationskräften in der Musik" spielt.

Schier unendliche Melodie

Zuvor durfte man zwei Sätze aus Olivier Messiaens "Quatuor pour la fin du temps" erleben: Die schwedische Klarinettistin Karin Dornbusch entwickelte "Abgrund der Vögel" ansatzlos aus leisestem Piano zu einer schier unendlichen Melodie. Alexander Fleischer und Wen-Sinn Yang vereinten bei "Lobpreis der Ewigkeit Jesu" Weite und Tiefe.

Den Höhepunkt des Abends bildete jedoch "Der Weg" für Sheng, Klarinette und Cello, ebenfalls eine Uraufführung von Stahmer, der mit diesem Werk eine beeindruckende Verschmelzung der Instrumente und ein Kaleidoskop an fesselnden Hörerlebnissen ermöglichte. 

 
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