Wenn es vor Palmsonntag im Bauhof in Waldbüttelbrunn nach Tannengrün, Lorbeer und Eibe duftet, dann hat sich der Weihnachtsmann nicht im Datum geirrt. Mehr als Zweidutzend Osterbrunnen-Schmücker binden seit vielen Jahren zwei Wochen vor Ostern Girlanden für den Osterschmuck.
Mit Handschuhen, Baumscheren, Draht und viel Geschick werden Buchs, Tanne, Eibe, Koniferen, oder Lorbeer gebunden und zu Bögen, Kronen oder Kugeln gebunden. Im Vorfeld haben die Gemeindearbeiter die Zweige zusammengetragen. Das Material, womit Ursula Böhm, Leiterin der Frauengruppe, die Zweige meint, bekommen die Osterbrunnen-Schmücker von Hobby-Gärtnern aus dem Dorf.
Viele warten mit dem zurückschneiden ihrer Hecken bis kurz vor Palmsonntag, erzählt Birgit Salzmann, damit sie das Schnittgut nicht auf den Wertstoffhof sondern in den Bauhof zum Schmücken der Osterbrunnen bringen können. Die Gemeinde bietet den „Wedel-Spendern“ auch die kostenlose Abholung durch die Mitarbeiter des Bauhofes an.
Gelacht wird viel, erzählen die Frauen. Immerhin stehen sie an vier Tagen viele Stunden am Arbeitstisch und später nochmal einen halben Tag an den Brunnen, um die gut 2500 handgemalten Ostereier zusammen mit bunten Bändern und in diesem Jahr auch einem goldenen Hasen, in die Girlanden zu stecken. Gut 370 Meter Girlanden brauchen die Frauen zum Schmücken und alle werden frisch gebunden.
Seit 1991 haben die Frauen den Brauch des Osterbrunnenschmückens wieder aufgenommen. Die Vielzahl der Brunnen rund um das Rathaus und in der August-Bebel-Straße verdankt die Gemeinde dem Engagement der Ortsvereine die über Jahrzehnte die Erlöse aus dem Reichengassen Fest zur Ortsverschönerung verwendet haben.
Klangvolle Namen wie: „Spatzenbrunnen“, „Ziegenbrunnen“ oder „Spätzbrunnen“ stehen in direkter Verbindung mit der Geschichte Waldbüttelbrunns. Gebaut und gestaltet wurden die Brunnen von den Künstlern Lothar Forster und Theobald Steinbrenner. Aber auch in den Ortsteilen Mädelhofen und Roßbrunn werden Osterbrunnen geschmückt und spiegeln den Respekt vor dem wertvollem Trinkwasser wieder. Eine Tradition die erstmals Anfang des vergangenen Jahrhunderts in der Fränkischen Schweiz gepflegt wurde. In Aufseß wurden 1909 mit dem Osterbrunnenschmücken begonnen. Nach der Einführung der zentralen Wasserversorgung in den frühen 50er Jahren des vergangenen Jahrhunderts geriet dieser Brauch in Vergessenheit.