Wer in den kommenden Wochen die Schwimmwettkämpfe bei den Olympischen Spielen in London im Fernsehen anschaut, wird dabei sicher mehrmals auch den Namen von Zaha Hadid hören. Die weltberühmte, aus Bagdad stammende und in London lebende Architektin hat das neue Schwimmstadion in der Olympiastadt geplant und gebaut. Hadids Gebäude stehen in zahlreichen Metropolen der Welt. Und eines entsteht gerade auch in Würzburg: der Neu- und Erweiterungsbau des Fraunhofer-Instituts am Neunerplatz.
Dass ein Büro wie das der Stararchitektin Hadid in Würzburg baut, ist eine Sensation. Zaha Hadid hat sich als Baumeisterin mit ihrem eigenwilligen Stil nicht nur in einer von Männern dominierten Welt durchgesetzt, sie hat darüber hinaus in den vergangenen Jahren auch alles an Architekturpreisen erhalten, was es überhaupt zu gewinnen gibt.
Da fragt man sich natürlich, wie kommt ein solcher Superstar der Architektur nach Würzburg? Hat Frau Hadid den Würzburger Entwurf höchstpersönlich entwickelt und gezeichnet? Wir fragten nach bei Marie-Lusie Righi, der Pressereferentin des Fraunhofer Instituts, und ihrem Kollegen Michael Martin, der für die Bauabwicklung zuständig ist.
Nach Würzburg kam das Büro von Zaha Hadid, weil das Fraunhofer-Institut es zu einem Architektenwettbewerb eingeladen hatte. Die weltweit tätige Architektin hat in mehreren Städten Niederlassungen. Für Würzburg ist ihr Hamburger Büro zuständig. Dieses stimmt sich natürlich mit der Zentrale in London ab. „Die Grundstrukturen für die Entwürfe entstehen sehr weit oben in der Büro-Hierarchie“, erklärt Michael Martin. Man kann also davon ausgehen, dass nichts entsteht, ohne dass die Chefin es gesehen und begutachtet hat und schaut, ob es ihren Ansprüchen genügt.
Vor zwei Jahren, im Juli 2010, wurde der Grundstein für den neuen Blickfang am Eingang zur Zellerau gelegt. Inzwischen ist der elegant geschwungene, knapp 19 Millionen Euro teure Bau in Form und Volumen deutlich erkennbar. Die transparente Fensterfassade ist fertiggestellt; im Herbst wird darauf in den betonierten Bereichen eine gestalterische, nicht transparente Glasfassade montiert. Zwei Musterteile sind zu Testzwecken an der Frontseite des Gebäudes bereits angebracht.
Im Gebäudeinneren sind Handwerker mit dem Einbau von technischen Einrichtungen beschäftigt. Bis Frühjahr 2013 soll alles fertig sein. Im Moment sieht es so aus, dass dieser Plan auch eingehalten wird. Immerhin müssen hochkomplexe Forschungslabors eingerichtet werden. Im Keller werden beispielsweise Räume mit eigenen Fundamenten gebaut, die von der statischen Konstruktion des Gebäudes entkoppelt sind, damit die schwingungsempfindlichen Elektronenmikroskope nicht durch äußere Einflüsse gestört werden.
Überhaupt wird im und am Bau nur modernste Technik eingesetzt – auch solche, die im Fraunhofer-Institut selbst entwickelt wurde. So werden die Glasscheiben der Fassade mit Piezosensorik-Verfahren überwacht, mit der frühzeitig auch sehr kleine Risse erkannt und somit größere Schäden vermieden werden können. Auch witterungsbeständige Glasabdeckungen für Solaranlagen werden eingebaut, die die Energieeffizienz erhöhen. Der Bau selbst wird also ebenso innovativ wie die Forschung, die in seinem Inneren betrieben wird.
Und im dritten Obergeschoss hat das Gebäude, in dem insgesamt 2500 Quadratmeter neue Laborflächen entstehen, noch ein ganz besonderes Schmankerl zu bieten. Vor den Fenstern eines Konferenzraumes liegt zum Greifen nahe die Festung Marienberg.