Während in nahezu allen Orten im Ochsenfurter Gau die Zeiten längst vorbei sind, als noch das Fest zu Ehren des Kirchenpatrons gefeiert wurde, geht der Bürgerverein und die Freiwillige Feuerwehr in dem rund 175 Einwohnerinnen und Einwohner zählenden Büttharder Ortsteil einen neuen Weg, um den Namensgeber ihrer Kirche, den Erzengel Michael, nicht in Vergessenheit geraten zu lassen.
Anders allerdings kocht und backt nicht, wie es früher üblich war, die Hausfrau, um die, zu diesem "Fresstag" anreisende Verwandtschaft zu bewirten, sondern hier wird gemeinsam für die Dorfgemeinschaft und die auswärtigen Besucher groß aufgekocht. So war es auch am vergangenen Wochenende.
Auf der Speisekarte standen neben dem beliebten Fränkischen Hochzeitsessen, bestehend aus Rindfleisch, Meerrettich, Nudeln und Preiselbeeren auch Geschnetzeltes und vegetarisches Pilzragout.
Alle Arbeiten Hand in Hand
Während die Vorsitzende des Bürgervereins, Beatrix Floth, mit Claudia Kraft und Ute Düchs dem Meerrettich, bei dessen Zubereitung auch Elisabeth Steinmetz und Karin Keidel geholfen haben, den letzten Pfiff gab, waren zirka 18 aktive Feuerwehrleute und Kommandant Christian Kollert damit beschäftigt, in und um das Zelt herum letzte Hand anzulegen.
Nachdem es bereits das fünfte Mal ist, dass "Micheli" auf diese Art gefeiert wurde, gingen am Feuerwehrhaus und in dem angebauten Bürgerheim alle Arbeiten Hand in Hand.
Beatrix Floth, die ihre Freude darüber ausdrückte, dass alle mit anpackten, erinnerte an den Beginn der Veranstaltung, die von ihrer Vorgängerin Helga Dürr und wie es die Vorsitzende sagte, "dem Motor, dass sich im Dorf was bewegt", ins Leben gerufen wurde.
Seit Beatrix Floth nach dem plötzlich Tod von Helga Dürr im Jahre 2016 deren Nachfolge angetreten hat, findet das "Herbstfest Micheli" in gewohnter Weise alle zwei Jahre statt.
60 Kilogramm Rindfleisch und 45 Pfund Nudeln
"Das Fest wird von den Frauen für die Einwohner des Ortes und die Besucher gemacht", berichtet der Vorsitzende der Feuerwehr, Hans-Dieter Floth. Dass es für die Köchinnen allerlei zu tun gab, um die zu erwartenden, zirka 200 Gäste satt zu bekommen, das zeigte sich an den Mengen von Zutaten, die allein für das Hochzeitsessen notwendig waren. Da landeten an Micheli 60 Kilogramm Rindfleisch und 45 Pfund Nudeln ebenso auf den Tellern, wie fünf Kilogramm Preiselbeeren.
Während die Vorsitzende sich eine kurze Pause gönnte, betrat Maria Kuhn, beladen mit Eimer und Töpfen, das Gebäude. Die 72-jährige "Chefin der Nudelküche" kümmerte sich zusammen mit Beate Nagengast um das Kochen der Teigwaren. In den Händen von Johanna Kemmer (89) lag die Überwachung des großen Kessels, der hinter dem Haus angeheizt wurde und in dem das Rindfleisch gekocht wurde.
Während die Männer von der Feuerwehr, die als "Durstlöscher" im Einsatz waren, an der Theke die Gläser polierten und Anna Dürr im Bürgerhaus die Spielecke für die Kinder einrichtete, waren die Gaurettersheimerinnen in ihren heimischen Küchen mit backen beschäftigt. Unter den rund 20 Torten und Kuchen, die zur Kaffeezeit im Angebot waren, war auch eine Schwarzwälder Kirschtorte, die die 89-jährige Adelgunde Balling höchstpersönlich beisteuerte.
Für die Helferinnen und Helfer von Bürgerverein und Feuerwehr zählen nicht die Stunden, die sie mit den Vorbereitungen und der Bewirtung verbringen. Für alle zählte nur, dass es am Sonntag ihren Gästen schmeckte, dass sie sich wohlfühlten und auch beim nächsten Mal wieder zum Gaurettersheimer Patroziniumsfest kommen werden.