Das Mainfränkische Museum konnte eine besondere Skulptur neu erwerben: einen Grabchristus mit Sarkophag im Miniaturformat von Johann Benedikt Witz aus dem Jahr 1775.
Bei der Sonderausstellung „Kleine(e)Plastik von Johann Benedikt Witz“ des Mainfränkischen Museums Würzburg sind bis 19. Juni etwa 40 Arbeiten von Johann Benedikt Witz ausgestellt. 2015 erwarb das Museum durch die finanzielle Hilfe von den Freunden Mainfränkischer Kunst und Geschichte die aus Obstbaumholz geschnitzte Skulptur des Grabchristus. Nicht nur die neu erworbene Skulptur, sondern alle Arbeiten der Ausstellung symbolisieren den Glauben an die Erlösung der Menschheit, die nach christlichem Glauben durch den Kreuzestod Jesu begründet wurde.
Der als Autodidakt lernende Künstler Johann Benedikt Witz war Soldat und Büchsenmeister beim Militär und seit 1742 in Königshofen, ab 1753 dann auf der Würzburger Festung stationiert. Schnitzen war seine Passion. In seiner Freizeit schuf er zahlreiche Kleinbildwerke, die in der Bevölkerung sehr beliebt waren. Geschnitzt wurde der Grabchristus, als der Künstler die Artillerie-Kompanie auf der Würzburger Festung als Pensionär wohl schon verlassen hatte.
Der Schnitzer bediente sich vieler Vorbilder aus unterschiedlichen Zeiten und beschränkte sich bei seinen Skulpturen auf kleine Formate. „Bis heute fesseln uns diese kleinteilig gearbeiteten Skulpturen und Reliefs, die mit Symbolik beladen Geschichten erzählen“, so Museumsleiterin Claudia Lichte.
Zweidrittel der im Mainfränkischen Museum verwahrten Werke von Witz sind immer in der Schausammlung zu sehen. Die restlichen seiner Arbeiten befinden sich im Depot. In der Reihe „Blicke hinter die Kulissen“ werden nun auch die im Depot befindlichen Werke von Johann Benedikt Witz präsentiert. „Sie helfen, die Neuerwerbung des kleinen Grabchristus einzuordnen und zu würdigen und machen den Besuchern die Arbeit der Museumsleute anschaulich“, so Lichte.
Hebt man bei der Neuerwerbung den Deckel von dem etwa 24 Zentimeter langen Kasten, dann fällt der Blick auf einen nackten, nur mit einem Lendentuch bekleideten Christuskörper. Er hat die Hände vor dem Bauch zusammengelegt, das Gesicht wird von Strahlen bekrönt. Offensichtlich wird hier der Bildtypus des „Grabchristus“, einer Skulptur eines Leichnams Christi, die in den Kirchen am Karfreitag zu Grabe getragen wurde, in ein Miniaturformat übertragen.
Durch die Skulptur klingt gleichzeitig die Bildtradition des „Tödleins“ an. Die Kleinplastiken von verwesenden bis skelettierten menschlichen Leichnamen wurden oftmals in einem Miniatursarg aufbewahrt und in Privathaushalten aufgestellt – als memento mori: zur Warnung vor der Vergänglichkeit und dem allgewärtigen Tod. Passend zum Gedenken an die Passion Christi in der Karwoche wird der neu erworbene Grabchristus von Johann Benedikt Witz nun zu Ostern erstmalig der Öffentlichkeit präsentiert.