Entscheidend, aktiv in die Politik einzusteigen, war für Gunther Ehrhardt die Episode mit dem "Geisterzug". Der Zug aus dem Badischen fuhr bis nach Geroldshausen, wo er die Fahrgäste aussteigen ließ, wendete und zurückfuhr. Einen Anschlusszug gab es nicht. Von seinem Vater, Heinz Ehrhardt, einem erfolgreichen Streiter für einen Taktverkehr auf der Bahnstrecke Würzburg-Lauda und einen Radweg zwischen den Ortsteilen, darauf hingewiesen, fand sich eine Gruppe junger Leute, die verkleidet als Geister in die Waggons stiegen. "Die Resonanz war enorm", erinnert er sich. Damals habe er gesehen, dass sich mit Einsatz und Witz einiges erreichen lässt.
Gunther Ehrhardt wohnt seit 1992 in Geroldshausen, wo er auch größtenteils aufgewachsen ist. Beruflich hat er verschiedene berufliche Stationen als Justizassistent, Kaufmann und IT-Berater, unter anderem bei dem Würzburger Anwalt Wolfgang Baumann, hinter sich gebracht, bis er sich vor 14 Jahren als Freiberufler selbstständig gemacht hat. Dazu gehören einige der größten Firmen im Tauberkreis. In den vergangenen Jahren hat er dort etwa für den Verein "Fabi" ein Schulungszentrum für Flüchtlinge aufgebaut. Familie und Beruf ließen ihm für das Bürgermeisteramt die nötige Zeit: Die drei Kinder sind bereits aus dem Haus. Bei seiner Arbeit würde er auf die wichtigsten Auftraggeber verzichten.
Erfahrung in der Verwaltung gesammelt
Seit 2008 ist er im Geroldshäuser Gemeinderat, seit 2014 als dritter Bürgermeister. In dieser Rolle hat er Erfahrungen in der Verwaltung eines Ortes gesammelt. Ein Fall ist Gunther Ehrhardt besonders in Erinnerung geblieben: Während des Urlaubs des Amtsinhabers kam es zu einem vom Architekten unentdeckten Wasserschaden im soeben erst neu renovierten Kindergarten mit starkem Schimmelbefall. Hier galt es, rasch zu entscheiden: Kurzerhand ließ er den Kindergarten in das evangelische Pfarrheim auslagern. Auch seitdem der Amtsinhaber im vergangenen Herbst ausgefallen ist, steht er wieder abwechselnd mit dem zweiten Bürgermeister als Vertreter in der Verantwortung, seit Anfang Februar durchgehend.
Auf Wahlversprechen verzichtet Gunther Ehrhardt bewusst. Er verspricht jedoch, "sich ganz reinzuhängen und mit Herz und Seele dabei zu sein." Auch erkennt er an, dass mit der Einrichtung eines Dorfladens seinem Konkurrent Armin Gardill eine besondere Leistung für Geroldshausen gelungen ist. "Der Laden ist eine richtig gute Sache", erklärt er. Es sei dort gelungen, mit vielen Spenden ein durchdachtes Finanzierungskonzept vorzulegen. Auch deshalb habe er die Förderung durch die Gemeinde unterstützt. Seit einiger Zeit ist Gunther Ehrhardt selber dort ehrenamtlich aktiv – in der Frühschicht ab 5.30 Uhr.
Infoveranstaltungen in beiden Ortsteilen
Deutlichen Bedarf sieht Ehrhardt in einer transparenteren Vermittlung der Themen. Dafür möchte er neben den festen Sprechzeiten etwa auch über WhatsApp für die Bürger erreichbar sein. Er hat darum auch keine Wahlkampfveranstaltung organisiert, sondern bietet zwei "Infoveranstaltungen" in beiden Ortsteilen an, die eher eine Art Sachstandsbericht sein sollen. Klar ist jedoch, dass er auf weitere Baugebiete setzt, die zunächst im Innenort, etwa am Birkenweg, entstehen könnten. Besonders dringlich sei auch eine Erweiterungsbau für den Kindergarten. Auch kann er sich einen Rathausneubau, dem die Gaststätte "Zur Eisenbahn" weichen müsste, vorstellen. Hier könnte zudem die Feuerwehr unterkommen. Wichtig sei auch ein Mehrgenerationen-Zentrum für Senioren. Offene Fragen und die letzte Entscheidung möchte er jedoch im Dialog mit den Bürgern klären.