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LANDKREIS WÜRZBURG
Ein ganzes Zimmer voller Lego
Mit dem Pinsel gegen Flusen und Staub: Peter Bräutigam lebt seine Legomania in einem extra Zimmer aus.
Foto: Marcus Meier | Mit dem Pinsel gegen Flusen und Staub: Peter Bräutigam lebt seine Legomania in einem extra Zimmer aus.
mei
 |  aktualisiert: 03.12.2019 09:29 Uhr

Wenn bei den Kupsch-Filialen in Heidingsfeld der Postbote mit einem Päckchen ankommt, wissen die Mitarbeiter schon Bescheid. „Das ist bestimmt für den Chef“, heißt es dann. Und auch über den Inhalt der Sendung besteht kaum ein Zweifel. Der verfolgt Geschäftsführer Peter Bräutigam schon seit seiner Kindheit und hat vier Buchstaben: Lego.

„Eigentlich bin ich schon seit meiner Kindheit ein Lego-Fan“, berichtet der Einzelhandelskaufmann im heimischen Lego-Zimmer. Seine Legomania begann wie bei vielen Kindern relativ harmlos: In einer alten Waschmitteltrommel waren die Bausteine verstaut, mit denen Peter Bräutigam Fahrzeuge wie Raumschiff Enterprise nachbaute und so die kindliche Fantasie anregte. „Man hätte mir alle Spielsachen wegnehmen können, nur nicht Lego“, sagt Bräutigam. Von der Perfektion heutiger Lego-Modelle war man Anfang der 70er Jahre, um im Enterprise-Jargon zu bleiben, freilich Lichtjahre entfernt.

„Bis zur siebten Klasse habe ich noch heimlich mit Lego gespielt, dann wurde es zu peinlich“, berichtet der Vater zweier erwachsener Töchter. Die kleinen, bunten Klötzchen verschwanden für die nächsten 20 Jahre im Keller.

Die Leidenschaft des Star-Wars-Fans weckte dann Ende der 90er Jahre ein Geschenk der Kupsch-Belegschaft, die ihrem Kollegen den legendären Roboter R2/D2 in der Lego-Version schenkten. Der erneute Startschuss für die bis heute anhaltende Infektion mit dem Lego-Virus. „Ein Ende ist nicht abzusehen“, berichtet Peter Bräutigam mit Blick auf die proppevollen Regale und die vielen Kartons, die noch ungeöffnet in seinem Lego-Zimmer auf das Zusammenbauen warten.

Den Raum hatte er schon vor seinem Umzug ins Eigenheim bei Ochsenfurt für die Sammlung reserviert. Größte Herausforderung dabei: „Es gibt keine Regale zu kaufen, die für Lego geeignet sind“, berichtet Bräutigam. Für Abhilfe sorgte ein guter Bekannter, der ihm pünktlich zum Einzug maßgefertigte Regale aus Pappe einpasste. Darin sind genügend „kleine Fächli“, in denen – fast –- alle Lego-Schätze Platz haben.

Der "Todesstern" war am aufwendigsten

Am liebsten mag der Lego-Fan dabei die Gebäudeserien, die er auch „auf Halde“ kauft, um sie nach und nach entsprechend ihrem Bauplan zusammenzusetzen. Aufwendigstes Stück der imposanten Sammlung war bisher der „Todesstern“ aus Krieg der Sterne, der aus über 2000 Teilen besteht.

Seit etwa zwei Jahren sammelt er von Lego etwas Neues: Serien mit je 16 Sammelfiguren. Die Figürchen kauft man, ähnlich den Überraschungseiern, ohne den genauen Inhalt zu kennen. Klar, dass es da viele doppelte Figuren gibt, die der Sammler dann mit anderen Lego-Fans tauscht. „Ich geb?s zu, ich habe alle Serien“, sagt Peter Bräutigam mit fast schon entschuldigendem Unterton. Um mit etwas Stolz nachzuschieben: „Der Sammlerwert ist übrigens jetzt schon mega.“ Seine Lieblingsfigur unter den Figuren ist auch schnell gefunden. „Mr. Gold“ heißt der kleine Mann, den es weltweit nur in einer Auflage von 5000 Stück gibt und der auf Tauschbörsen einen ziemlichen Wert hat.

„Lego hat für mich etwas Zauberhaftes“, sagt Bräutigam. Die Herangehensweise an sein Hobby darf man dabei getrost als professionell bezeichnen. Vor dem Umzug ins Ochsenfurter Umland beispielsweise wurden alle Legosteine in der Waschmaschine gewaschen und feinsäuberlich in Beutel verpackt. Der Aufbau der nun staubfreien Sammlung erfolgt jetzt Stück für Stück im neuen Heim. Eine VIP-Karte für Lego-Einkäufe nennt Bräutigam inzwischen auch sein eigen.

Ganz besonders haben es dem Lego-Mann die Ausflüge mit seinem Neffen angetan. Gerne geht es dann mal nach Günzburg oder nach Hamburg, wo es große Lego-Ladengeschäfte gibt. „Der Bub will da halt so gerne hin“ sagt Bräutigam augenzwinkernd und lässt offen, ob er damit den großen oder den kleinen Jungen meint. Egal, denn Neffe und Onkel kommen bei den Ausflügen gleichermaßen auf ihre Kosten. Wobei der Onkel zusätzlich noch das Fachsimpeln mit den Lego-Fachleuten vor Ort schätzt.

Natürlich hat man als Lego-Fan auch Zukunftspläne: „Die neue City-Häuserserie reizt mich sehr, aber momentan habe ich zu wenig Platz“, gibt Peter Bräutigam zu. „Ich werde wohl bald ein weiteres Zimmer mit Lego verschönern“, lässt er seine Gedanken schweifen. Vorerst wird der Flur zusätzlich mit Lego belegt. Mehr und mehr liebäugelt der Lego-Begeisterte auch mit eigenen Häuserkreationen, die man am PC individuell planen und bestellen kann.

Das Hobby Lego

Die LEGO Group ist ein dänisches Unternehmen und – nach eigenen Angaben – heute der größte Spielzeughersteller der Welt. Das Wort Lego leitet sich von dänisch „leg godt“ für „spiel gut“ ab. Gegründet wurde Lego 1932 vom dänischen Tischlermeister Ole Kirk Christiansen – zunächst zur Herstellung von Holzspielzeug. Sein erstes Produkt war eine Ente. Die ersten Legosteine wurden bereits 1949 eingeführt, sie waren den heutigen Steinen sehr ähnlich. Die Oberseite war schon mit Noppen besetzt, doch die Unterseite blieb hohl. Deshalb war dieser „automatisch verbindende Stein“ noch instabil. Im Januar 1958 wurde dann der neue Stein patentiert: Statt des Hohlraums gab es an der Unterseite nun Röhren für die Stabilität. Heute soll es weltweit 600 Milliarden Legosteine geben. Seit 1962 sind alle Klötzchen aus Plastik. Die Klötzchenfabrik aus Billund machte im Jahr 2015 weltweit einen Gewinn von 9,174 Milliarden Dänischer Kronen (also ungefähr 68,195 Milliarden Euro.) Seit 1978 stellt Lego auch Minifiguren her: die „Minifigs“, die absichtlich asexuell aussehen. Mehr als fünf Milliarden Figürchen wurden seitdem produziert. Zum Vergleich: die Weltbevölkerung beträgt derzeit 7,4 Milliarden Menschen. Der Star in Peter Bräutigams Sammlung und sein Lieblingsfigur ist „Mr. Gold“.
Buchtipp: „Das Imperium der Steine. Wie Lego den Kampf ums Kinderzimmer gewann.“ Autor David C. Robertson gibt einen faszinierenden Einblick in die Welt von Lego und analysiert die wirtschaftliche Achterbahnfahrt des Unternehmens von 1932 bis heute.
Ein ganzes Zimmer voller Lego       -  Lieblingsfigur: Mr. Gold.
Foto: Marcus Meier | Lieblingsfigur: Mr. Gold.
 
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  • P. G.
    Der genannte Gewinn von 68 Mrd. Euro hat mich schon sehr verblüfft. Ich denke da ist beim Umrechnen etwas schief gegangen. 9,1 Milliarden dänische Kronen sind etwa 1,2 Milliarden Euro - auch noch sehr beachtlich.
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