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RANDERSACKER
Ein fränkisches Gewächs feiert
100 Jahre Müller-Thurgau:  Einen Stand widmeten die Randersackerer Winzer beim Weinfrühling dieser Rebsorte. Im Bild Wolfram König und Gästeführerin Christine Lörner.Foto: wilma wolf
| 100 Jahre Müller-Thurgau: Einen Stand widmeten die Randersackerer Winzer beim Weinfrühling dieser Rebsorte. Im Bild Wolfram König und Gästeführerin Christine Lörner.Foto: wilma wolf
Von unserer Mitarbeiterin Wilma Wolf
 |  aktualisiert: 16.03.2013 12:03 Uhr

Seinen 100. Geburtstag feiert der Müller-Thurgau in diesem Jahr. Für den 81-jährigen Winzer und Hobbyhistoriker Wolfram König aus Randersacker Grund genug, sich mit dem Gewächs näher zu befassen.

Erstmals erwähnte August Dern, ein Mitarbeiter von Professor Hermann Müller in Geisenheim im Rheingau, die Rebsorte. Beide waren vorher Assistenten beim bekannten Botaniker Julius Sachs in Würzburg, bei dem der aus dem Schweizer Kanton Thurgau stammende Müller 1874 promovierte. Danach ging er an die Forschungsanstalt in Geisenheim und züchtete die Rebsorte Müller-Thurgau, die ein „Zufallsprodukt“ gewesen sei, weiß König.

1913 schließlich brachte Dern, inzwischen Hofrat und Landesinspektor für Weinbau in Bayern, 400 Müller-Thurgau-Rebstöcke nach Bayern. 100 wurden in Oberwinzer bei Regensburg angepflanzt und 300 in Sendelbach bei Lohr. Doch zunächst war die Müller-Rebe nicht so beliebt, sagt König. Bis Josef Kuhn, Kellermeister in der Landesanstalt für Wein- und Gartenbau in Veitshöchheim, herausfand, dass sie „wunderschöne Weine“ ergibt, wenn man sie schnell von der Hefe abfiltriert.

„Wenn der Müller-Thurgau zu lange auf der Hefe liegt, verliert er das für ihn typische wunderschöne Muskat-Bouquet“, erläutert König. Das Geheimnis ist also das schnelle Klären. Mit dieser Erkenntnis trat die Rebsorte ihren Siegeszug an und eroberte in den 1980er Jahren rund 40 Prozent der fränkischen Rebfläche. Heute sind es noch 28 Prozent. Auch in Randersacker besitzt der „Müller“ nach wie vor einen hohen Stellenwert, und 2012 sei auch für ihn ein tolles Jahr gewesen.

Viele Kinder hat der Müller-Thurgau, dessen Vater erst 1998 mit gendiagnostischen Verfahren als königliche Madeleine Royale identifiziert wurde, hervorgebracht, unter anderem Faber, Gloria, Goldriesling, Kanzler, Optima, Ortega, Perle, Regent, Septimer, Tamara und Würzer.

Eine Rarität ist der Würzer, den Georg Scheu 1932 an der Landesanstalt für Rebenzüchtung in Alzey aus Gewürztraminer und Müller-Thurgau kreuzte. In ganz Franken wird er nur auf einem Hektar angebaut. Doch in Randersacker hat er im Winzerkeller und beim Weingut Arnold Freunde gefunden.

Bruno Arnold kultiviert ihn bereits seit 1974 und ist begeistert. „Für uns kombiniert der Würzer perfekt die Aromatik des Traminers, der oft recht üppig und mächtig ist, mit der finessenreichen Frucht und dem Säurespiel des Müller-Thurgau“, sagt er. Weil die Rebstöcke zu alt waren, wurde der Weinberg 2003 gerodet und nach einer Brachezeit 2008 neu angelegt. 2011 wurde zum ersten Mal geerntet, etwa 3000 Bocksbeutel erwartet Familie Arnold nun jedes Jahr.

„Da der Würzer bei den Kunden sehr gut ankam, haben wir ihn beim internationalen Weinwettbewerb Wine Challenge AWC Vienna zur Verkostung eingereicht“, erklärt Diana Arnold. Auf Anhieb wurde er mit Gold ausgezeichnet. „Das zeigt das große Potenzial dieses noch jungen Weines“, meint sie. Und so heißt es in der Expertise: „Der typisch elegante Wildrosenduft des Traminers wird von feinen würzigen Aromen begleitet mit Lebendigkeit und Frische im Abgang.“

Ein Frauenwein also? Auf jeden Fall der Lieblingswein der ehemaligen Weinprinzessin Kerstin Heitzenröther aus Heidingsfeld. „Der Würzer ist sehr selten und hat das Leichte vom Müller-Thurgau gepaart mit dem blumig-rosigen Aroma des Traminers“, schwärmt sie.

 
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