Mit dem Begriff „Ohrenschmaus“ sollte man bei einer Musikkritik vorsichtig umgehen, zu schnell driftet er ab Richtung Kitsch. Beim Konzert „Schöne Stimmen“ im Rittersaal von Schloss Grumbach, veranstaltet vom Freundeskreis Schloss Grumbach, aber ist er vielleicht der einzige Begriff, der dem Gehörten (Arien aus Oper, Operette und Musical) annähernd gerecht wird.
Zweieinhalb Stunden lang, inklusive Pause, sorgten die Stimmen von Irina Firouzi (Sopran), Thomas Fahner (Tenor) und Christian Huber (Bariton), anmoderiert und am Klavier begleitet von Arno Leicht (Professor an der Musikhochschule Nürnberg), für eine akustische Wohltat.
Gewohnt souverän und mit neuen Wortwitzen im verbalen Gepäck führte Arno Leicht die 110 Zuhörer in der kleinen Jubiläumsveranstaltung – es war das mittlerweile zehnte Konzert – durch das Programm und teilte sein Wissen mit ihnen. Etwa über das Duett der beiden Priester aus Mozarts Oper „Die Zauberflöte“. Das Libretto, also der Text, „wirkt insgesamt zusammengeschustert, und die Oper selbst ist frauenfeindlich bis in die Socken“. Dafür aber sei die Musik um so zauberhafter und die „Zauberflöte“ weltweit die am meisten aufgeführte Oper. In dieser Arie sind sich die (ägyptischen) Priester einig: „Bewahret euch vor Weibertücken“, singen sie.
Wie umfangreich ein Koloratursopran ist und wie spielerisch einfach eine Sopransängerin mit dieser Ausbildung schwindelerregende Höhen erreicht, ließ Irina Firouzi ihre Zuhörer hören. In der Arie der Norina aus „Don Pasquale“ von Gaetano Donizetti füllte sie den Rittersaal derartig voluminös, dass die Töne zum Greifen spürbar schienen. Und beim „Il Bacio“ (der Kuss) von Luigo Anditi umgarnte sie ihre Zuhörer mit sangeszärtlicher Leidenschaft.
Von zärtlich bis anklagend
Doch die „schönen Stimmen“ waren nicht nur raumfüllend und zärtlich, sie waren auch anklagend und intrigant, warnten vor den Frauen und kündigten den Betrug an Männern an, sie umgarnten, verkündeten tanzten, begleitet vom Klavier,.
Viel zu schnell war das Konzert vorbei und das Publikum, darunter viele Stammgäste der Konzertreihe, genossen den Abend fernab vom Faschingstrubel bis zum letzten Ton. „Es ist immer wieder ein toller Abend“, schwärmte der Vorsitzende des Freundeskreises Schloss Grumbach, Edwin Hamberger. Sein Ziel und das des Vereines sei es, „jungen Künstlern eine Bühne zu bieten und unverbrauchte Stimmen zu hören“. Dieses Ziel ist einmal mehr voll erreicht, auch wenn „nur“ die Sopranistin, trotz ihres italienisch klingenden Namens eine waschechte Münchnerin, zum ersten Mal in Rimpar aufgetreten ist. Thomas Fahner und Christian Huber gehören für die Stammgäste des Konzertes ebenso zum Repertoire wie auch der Moderator Arno Leicht, und schon jetzt freuen sich die Rimparer Opern-, Operetten- und Musicalfreunde auf die „Schönen Stimmen 2016“.