Vor wenigen Wochen feierte das Theater Sommerhaus seinen 20. Geburtstag. Einen runden Geburtstag feierte auch die Autorin, Literaturkritikerin und Moderatorin Elke Heidenreich im Frühjahr dieses Jahres. Fast zeitgleich mit ihrer ausverkauften Lesung beim Literaturfestival "MainLit" hatte jetzt im Theater Sommerhaus Heidenreichs Zwei-Personen-Stück "Alte Liebe" Premiere.
Der Bühnentext beruht auf dem gleichnamigen Bestsellerroman aus dem Jahr 2009, den sie gemeinsam mit ihrem zweiten Ehemann Bernd Schroeder verfasst hatte, von dem sie allerdings bereits seit 1995 getrennt lebte. Von einem Ehepaar, dessen Liebe in die Jahre gekommen ist, erzählt auch "Alte Liebe".
Seit 40 Jahren leben Lore und Harry zusammen, das Haus ist abbezahlt, er kümmert sich liebevoll um die diversen Rittersporn-Sorten im Garten, sie arbeitet, den Ruhestand schon fest im Blick, in einer Bibliothek. Sie haben sich eingerichtet im Leben, allein die gemeinsame Tochter Gloria sorgt für Turbulenzen. Nach zwei gescheiterten Ehen will sie ein drittes Mal heiraten - den Erben eines Hamburger Immobilien-Tycoons, der in Leipzig mit fragwürdigen Geschäftsmethoden ein riesiges Vermögen angehäuft hat. Geld spielt also keine Rolle, die Hochzeit soll mit einem Acht-Gänge-Menü im ganz großen Stil gefeiert werden, sogar Peter Maffay wird als Sänger erwartet. Über die Umstände dieses "großen Brimboriums" kommt es zum Streit zwischen Lore und Harry. "Mutter bleibt Mutter", sagt sie, egal auf welchen Abwegen sich das Kind bewegt; für ihn als Alt-68er ist es Verrat an seinen Idealen, sich mit "diesen Leuten" einzulassen oder sich gar gemeinsam in einem Raum zu befinden. Der Konflikt eskaliert und erweitert sich zur Grundsatzdebatte um die Frage "Was ist Glück?" Wann ist eine Frau glücklich? Was ist ein geglücktes Leben? Reichen ein Haus, ein Garten und eine gelingende Ehe aus? Und was ist es, was über das materielle Glück hinausweist?
Brigitte Obermeier (Lore) und Heiko Schnierer (Harry) sind die beiden Glückssucher, die sich suchen, zu verlieren scheinen, wieder finden und in temperamentvollen Dialogen einem hier nicht verratenen Ende entgegen parlieren. Iwona Jera hat diese geistreichen und kurzweiligen Szenen einer Ehe mit großem Gespür für Situationskomik und Tempowechsel inszeniert. Die beiden Darsteller veredeln den von Lebenserfahrung gesättigten Text mit ihrem genauen Spiel zu einem gleichermaßen unterhaltsamen wie nachdenklich stimmenden Abend.
Die nächsten Vorstellungen sind vom 27. bis 29. Oktober sowie vom 3. bis 5. November, Karten gibt es unter Tel.: (09333) 90 49 867.