Im Sport bezeichnet man einen Scout als einen Mitarbeiter, der Talente sichtet, andere Ligen beobachtet und gezielt Informationen seiner Sparte sammelt. Dass sich ein Würzburger Jung-Unternehmen „Scoutbee“ nennt und ähnlich wie die „Spürbiene“ die beste Nahrung für ihr „Bienenvolk“ sucht, kommt also nicht von ungefähr. Genau das macht Scoutbee in seinem Sektor als Einkaufsberater, und zwar in wirklich großem Stil.
„So etwas wie uns gab es noch nicht. Wir haben mit unserer künstlichen Intelligenz eine ganz neue Technologie entwickelt. Wir werden das klassische Industrieleben weltweit verwandeln. Wir sind vor allem für Unternehmen interessant, die eine Milliarde Euro Umsatz im Jahr haben.“ Das sind Aussagen von Prof. Dr. Christian Heinrich und von Gregor Stühler bei einem Besuch in der Gründerwerkstatt des Vogel Business Media in Würzburg. Dort hat die 2015 gegründete Firma ihren Sitz.
Bescheiden klingt das ja nicht gerade
Bescheiden klingt das ja nicht gerade in den Ohren von Otto Normalverbraucher. Dabei wirken die jungen Männer überhaupt nicht abgehoben. Sie gehören zusammen mit Lee Galbraith aus Nordirland zu den drei Gründern von Scoutbee. Die jungen Männer haben „auf der ganzen Welt“ studiert oder gearbeitet und sich über Freunde kennengelernt. Die Zusammenführung ihrer Talente und Schwerpunkte betrachten sie als „das perfekte Match“.
Heinrich ist in Berlin Professor für „Digitale Transformation“. Er hat in Würzburg und Ulm studiert und bereits weltweit Unternehmen beraten. Dementsprechend ist er bei Scoutbee für die Einkaufsberatung und die Niederlassung des digitalen Unternehmens in Nevada (USA) zuständig.
Gregor Stühler liebt das Sammeln von Daten
Gregor Stühler stammt aus dem beschaulichen Ortsteil Erbshausen-Sulzwiesen in der Gemeinde Hausen nördlich von Würzburg. Er hat in Los Angeles Automatisierungstechnik und danach „MBA International Sales Leadership“ studiert. Er liebt das Sammeln von Daten und die neue Datenwelt. Zusammen mit den Angestellten füttert er den Computer mit Zahlen und Informationen oder stellt Fachleuten seine Firma vor.
Scoutbee hilft dem klassischen Einkäufer in der Industrie. Ihm gibt die Firma bedarfsorientierte Empfehlungen für seine Lieferanten. Sie vermittelt also keine Geschäftsbeziehungen, sondern verkauft Datenwissen. „Wir können unseren Kunden in kürzester Zeit eine Auswahl passgenauer preisgünstiger Lieferantenfirmen nennen“, erklären die Inhaber.
Dazu hat man früher Jahre gebraucht
In einer Stunde werden knapp 40 000 Datensätze analysiert. Dazu habe man früher Jahre gebraucht, sagen sie. Die Firma verschafft ihren Einkaufskunden aber nicht nur Zeit. Ihre Einmaligkeit liegt im Wissen der globalen Lieferantenbeziehungen. Diese Datenspeicherung mindert für den Kunden in vielfältigen Aspekten das Unternehmerrisiko.
Wenn eine Firma in der Lieferkette pleitegeht, wenn die Politik die Wirtschaft beeinflusst oder wenn ein Hersteller von einer Naturkatastrophe wie einem Erdbeben oder einer Überschwemmung betroffen ist, schlägt das System von Scoutbee Alarm. Die Einkäufer haben dann die Möglichkeit, darauf zu reagieren. Wenn der Lieferant eines Lieferanten nicht mehr zustellen kann, trifft es bald die eigene Firma.
Als bestes Startup Würzburgs ausgezeichnet
„Wir erregen mit unserer Datenbank schon Interesse auf dem Markt“, freut sich Gregor Stühler. Scoutbee hat bereits Gründerpreise bekommen. Die Firma gehört zu den vier Siegern des diesjährigen BayStartUP des Bayerischen Wirtschaftsministeriums und im Juni wurde sie von der „Initiative@Gründen Würzburg“ als bestes Startup Würzburgs ausgezeichnet. „Wir haben sechsstellige Beträge in unsere Firma gesteckt, aber nun verdienten wir schon Geld“, schmunzeln die beiden Gründer.
Das Herzstück von Scoutbee nennen die Inhaber „Artimis“. Das ist die Abkürzung von „Artificial Manifold Intelligence System“, also eine künstliche Vielfalt einer intelligenten Gesamtheit von Beziehungen. Die künstliche Intelligenz Artimis wird immerzu mit Daten gefüttert. Über 100 Millionen Unternehmen weltweit haben die Jungunternehmer schon in etlichen 80-Stunden-Wochen eingespeichert. Und sie verknüpft mit relevanten wirtschaftlichen, politischen und elementaren Daten.
Das Verhalten eines Kunden imitieren
Scoutbee besteht nicht nur aus einem einzigen Computer, sondern aus vielen vernetzten Maschinen. Aus ihnen, den Datensätzen und neutralen, logischen Algorithmen bauen die Inhaber ihre künstliche Intelligenz. Ihr Ziel ist es, das Verhalten eines Kunden zu imitieren. Die tägliche Arbeit eines Einkäufers in der Industrie soll erleichtert und automatisiert werden.
Zunächst hat sich Scoutbee auf die Autoindustrie spezialisiert. Hier ist es den Akteuren am leichtesten gefallen, Grundlagenforschung zu betreiben und an Daten zu kommen. Aber die Ziele sind weit größer. Scoutbee will parallel auch andere Industriezweige angehen wie den allgemeinen Maschinenbau, die medizinische Technik, die Chemie-Industrie oder die Luftfahrttechnik.
Die Digitalisierung schreitet voran
„Es macht uns einmalig, dass wir von den globalen Lieferbeziehungen wissen“, bringen die beiden Gründer ihre Idee auf den Nenner. Die neue Technologie sei ausbaufähig. Die Digitalisierung schreite voran. Und ihre Plattform von heute könne beständig erweitert werden.
Deshalb sucht das junge Start-Up stetig nach neuen Kollegen, die so datenverrückt und optimistisch ist wie seine Gründer. Entwickler, Ingenieure und IT-Spezialisten haben eine gute Chance bei Scoutbee.
Wenn man den Glanz in den Augen von Christian Heinrich und Gregor Stühler sieht und ihren Eifer und ihre Überzeugung zu den Potentialen ihrer künstlichen Intelligenz mitbekommt, kann man sich gut vorstellen, wie sich Menschen wie Marc Zuckerberg, Steve Jobs oder Bill Gates in den Anfangsjahren von facebook, apple und windows gefühlt haben mögen. Vielleicht erobert und revolutioniert Scoutbee wirklich von Würzburg aus die ganz Welt.