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Bieberehren
Ein Bildstock erzählt eine alte Geschichte
Hannelore Grimm
 |  aktualisiert: 28.10.2018 02:33 Uhr

Bei der Eröffnung des Kulturweges "Bieberehrener BilderBuch" am Sonntag, 25. Oktober um 9,30 Uhr am ehemaligen Bahnhof wird mit einem uralten Bildstock ein besonderes Kapitel Dorfgeschichte aufgeschlagen.

Das aus markante, aus Sandstein gehauene 586 Jahre alte Bildnis ist in der Kirche untergebracht. Eine Kopie die der Freudenbacher Bildhauer Adolf Vorherr geschaffen hat, steht seit nahezu 50 Jahre an der Brücke der Gollach - an dem Flüsschen, an dem sich 1432 das Drama ereignete, von dem der Bildstock erzählt.

Unter dem Wappen des Edelherrn Bernhard von Talheim, das am Sockel angebracht ist, steht folgende Inschrift: "Anno Domini 1432 uff Samstag nach Arnolfi ist der vest und gestreng Edelherr Bernhard von Talheim mit einem seiner Knechte genannt Wilhelm und einer seiner Jungfrau genannt Margreth in Wassernöten verschieden denen Gott Gnad".

Wie man sich über Jahrhunderte hinweg in Bieberehren erzählte, wollte der Edelmann mit seiner Begleitung trotz reißenden Hochwassers die Gollach überqueren. Der Legende nach soll der Ritter seinem Knecht befohlen haben, "in drei Teufels Namen" durch den Fluss zu fahren. Dass dabei der Edelherr und die Jungfrau den Tod gefunden haben, davon zeugt die Inschrift auf dem Bildstock.

Dass der Knecht allerdings das Unglück überlebt und den Bildstock gesetzt haben soll, das geht zurück auf den ehemaligen Lehrer mit Namen Marschal. Dieser hat weit über 400 Jahr später die traurige Begebenheit in folgende Verse gefasst:

" Vom Taubertal rollt ein Wagen heran, drin sitzt ein edler Rittersmann. Berthold von Dalberg im fränkischen Land, als der kühnste Ritter ja wohlbekannt. Zur Seiten die Tochter, die heut noch als Braut dem Edlen von Biberen wird angetraut.

Sie sind dem ersehnten Ziel nicht mehr weit fern, nur die Gollach trennt sie noch von Bieberehrn. Denn nach einem nächtlichen Wolkenguss ist zum reißenden Strom geworden der Fluss. Die Burg, zum Hochzeitstag festlich geschmückt, auf der Bergeshöh‘ drüben man schon erblickt.

"Gestrenger Herr Ritter", der Knappe spricht, die Furte hier passieren wir nicht. Zu tief und zu reißend ist die Flut, drum kehren wir um, nur wohlgemut". Aufgebraust der Ritter mit glühendem Gesicht: "Ha, Wilhelm, da kennst Du den Talberg nicht.

Er scheut vor keiner Gefahr und Not, wir setzen hinüber - und ging's auch zum Tod". Da bittet die Tochter mit flehendem Blick: "Ach, Vater, lass ab, kehr wieder zurück! Zwar stünde ich heute am Altare so gern, doch woll'n wir nicht frevelnd versuchen den Herrn."

"Nein, heut ist die Hochzeit! nur stille jetzt! Und rasch wird nun gleich hinübergesetzt!" "So will ich in Gottes Namen hinein -gehn wir zugrunde, eure Schuld ist‘ allein". "Wie, in Gottes Namen sagest Du? In des Teufels Namen fahr ich zu!"

Er reißt dem Knecht die Zügel aus der Faust, in der Luft schon schwirrend die Peitsche saust. Er rast nun mit wildverwegenem Mut mit dem Wagen hinein in die tobende Flut. Die Hengste schnauben, der Ritter flucht, die Wogen rauschen in furchtbarer Wucht.

Da gellt aus den Fluten ein Jammerton, und fort ist gerissen der Wagen schon. Der Herr und die Tochter, beide zumal, sie werden begraben im Wogenschwall. Der Knecht schwimmt an's Ufer mit knapper Not. Gott hat ihn errettet vom Flutentod. Und als Dank für seine Rettung hat er jetzt, hier an der Gollach diesen Bildstock gesetzt."

 
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  • clanluto
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