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Würzburg
Ein Banker, der den Armen hilft
Setzen sich dafür ein, dass Menschen in Not neue Perspektiven entwickeln können: Günther Purlein (links) und Nadia Fiedler (3. von links) von der Geschäftsführung der Christophorus-Gesellschaft sowie Miriam Meder und Erwin Schlereth als Beiratsmitglieder.
Foto: Fredy Arnold | Setzen sich dafür ein, dass Menschen in Not neue Perspektiven entwickeln können: Günther Purlein (links) und Nadia Fiedler (3.
Bearbeitet von Stefan Pompetzki
 |  aktualisiert: 02.02.2020 02:10 Uhr

Viele tausend Menschen aus Würzburg  hätten in den vergangenen 20 Jahren von einem ökumenischen Verbund profitiert, der am 17. April 2000 unter dem Namen „Christophorus-Gesellschaft“ an den Start ging. Was die Einrichtungen der gemeinnützigen Gesellschaft für Männer und Frauen in Not geleistet hätten und leisteten, präsentierte Geschäftsführer Günther Purlein dem Beirat der Gesellschaft. Der trifft sich in der Regel zweimal im Jahr, um über aktuelle Themen zu diskutieren, heißt es in einer Pressemitteilung.

Die Christophorus-Gesellschaft kümmert sich um soziale Outsider – um Menschen also, die nicht oder nicht mehr mithalten könnten, die auf die schiefe Bahn oder durch einen Schicksalsschlag akut in große Not geraten seien. Dabei agieren die Mitarbeiter in einem verzweigten Netzwerk, das weit über den sozialen Bereich hinausgehe. So steht an der Spitze des Beirats auch kein Sozialarbeiter, sondern ein Banker: Erwin Schlereth war bis zu seinem Ruhestand bei der Sparkasse Mainfranken als Gebietsdirektor für das Stadtgebiet Würzburg zuständig.

Wenn sich Banken querstellen, sei es für überschuldete Menschen schwer, ein Pfändungsschutzkonto zu eröffnen. Trotz Rechtsanspruches. Bei der Sparkasse Mainfranken existierten tausende sogenannter P-Konten, so Purlein. Diese P-Konten bedeuteten für die Bank einen erheblichen Aufwand ohne Aussicht auf Gewinn.

„Ohne uns würde das Würzburger Stadtbild völlig anders aussehen.“
Nadia Fiedler, Geschäftsführung Christophorus-Gesellschaft

Als Non-Profit-Organisation sei die Christophorus-Gesellschaft auf Unterstützer wie Erwin Schlereth angewiesen. Der Kreditexperte bringe finanziellen Sachverstand ein. Gerade überschuldete Menschen benötigten Anlaufstellen wie die Christophorus-Gesellschaft, denn Kanzleien, die Schuldnerberatung anbieten, gehe es in erster Linie ums Geld.

Menschen, die nicht wissen, wie sie über die Runden kommen sollen, könnten sich keine kostspielige Beratung leisten. Sie sind auf Angebote angewiesen, die sie unentgeltlich und unbürokratisch in Anspruch nehmen können. Gefördert werden diese Angebote vom Staat und den Kommunen. Aus diesem Grund sind die Beiratsmitglieder Hülya Düber und Miriam Meder wichtige Kooperationspartnerinnen. Hülya Düber ist Sozialreferentin der Stadt Würzburg. Miriam Meder verantwortet im Würzburger Landratsamt den Geschäftsbereich Jugend, Soziales und Gesundheit. 

Wer mutlos ist, sich am Ende seiner Kräfte sieht und keine Perspektive mehr vor Augen hat, dem reicht kein einmaliger Zuspruch und keine singuläre Hilfe. Viele Menschen nehmen die Angebote der Christophorus-Gesellschaft seit etlichen Jahren wahr, für manche gibt es kaum einen Tag im Jahr, in dem sie nicht entweder die Wärmestube oder die Bahnhofsmission aufsuchen. Der Hilfebedarf ist immens und könnte allein durch die Hauptamtlichen niemals gedeckt werden. „In der Wärmestube helfen 40 Ehrenamtliche mit“, berichtete Purlein. Weitere Freiwillige sind in der Bahnhofsmission tätig: „In beiden Einrichtungen werden sie in den Dienstplan eingebunden.“

Menschen, die tief in Schulden stecken, werde nicht nur in der Schuldner- und Insolvenzberatung geholfen. Mitarbeiter der Zentralen Beratungsstelle für Straffälligenhilfe der Christophorus-Gesellschaft gehen regelmäßig ins Würzburger Gefängnis. Viele der 600 Inhaftierten hätten einen hohen Schuldenberg abzutragen. Dies könne den Resozialisierungserfolg beeinträchtigen. Weshalb es wichtig sei, noch während der Haftzeit an der Schuldenregulierung zu arbeiten.

Das Team der Christophorus-Gesellschaft hat inzwischen langjährige Erfahrung in der Arbeit mit Menschen in prekären Lebenslagen. Die Mitarbeiter entwickelten seit der Gründung im Jahr 2000 immer wieder neue Projekte, um noch besser helfen zu können. So gibt es seit wenigen Jahren eine Online-Beratung für Angehörige von Inhaftierten.

Könnten sie nicht täglich in die Wärmestube oder in die Bahnhofsmission gehen, müssten sie sich im öffentlichen Raum aufhalten. Am Bahnhof zum Beispiel oder im Park. „Ohne uns“, so Nadia Fiedler, „würde das Würzburger Stadtbild völlig anders aussehen.“

 
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