Schweiß und harte Arbeit prägen auch heuer die Vorbereitungen für das 36. Backhäuslesfest in Eisingen.
Eigentlich hätten die Frauen in den grasgrünen T-Shirts jetzt erst mal eine Pause. Denn alle Teiglinge für das legendäre Sauerteigbrot sind bereits im Ofen. Seit 4.30 Uhr stehen die Vier in der „Backstube“ bei etwa 35 Grad und leisten Schwerstarbeit. Auf dem Rücken ihrer Shirts ist mit wenigen Worten zu lesen, was sie da tun: „Dääg rau und nei die Näpf.“
Doch die Pause nutzen sie, um die nächste Eisinger Spezialität für das bevorstehende Backhäuslesfest zu backen: Riebels- und Kaas-Blaatz. Zunächst einmal nur jeweils einen zur Probe. Hilde Menning rollt den hellen Hefeteig auf dem alten, schwarzen Blech aus. Elastisch ist er und wirft wunderbare Luftblasen.
Nicht zu dick und nicht zu dünn darf er ausgewellt werden, für den schweren Belag, den er bekommt. „Die Käsemasse besteht aus Quark, süßer und saurer Sahne, Vanillepudding, Zucker, Eier, Zitronenschale und –saft, Butter oder Öl, und Rosinen“, erklärt Waltraud Eschbach. In der alten Teigmaschine wird die Masse angerührt. Schon roh schmeckt sie „einfach lecker“, sagt Kerstin Leicht vom Backteam.
„Meine Mutter hat statt des Quarks nur Schichtkäse genommen“, meint Eschbach. Warum, das kann sie nicht sagen und einen Geschmacksunterschied hat sie auch noch nicht festgestellt. Und dann kommt die Krönung auf den Kuchen: die sogenannte Blume. Hilde Mennig erklärt das Geheimnis, während sie die etwas dunklere Masse vorsichtig und dünn aufträgt: „Saure und süße Sahne, dunkles Mehl, Eigelb und Zucker, das ergibt eine schöne Farbe.“
Und jetzt heißt es noch den Riebels-Blaatz fertig machen. Aber warum sind die Riebele so dunkel? „Die brauchen gar nicht mehr in den Ofen“, witzelt Werner Leicht, der für das Backen im Holzofen aus dem Jahr 1855 zuständig ist. Waltraud Eschbach schmunzelt: „Ich hab aus Versehen dunkles Mehl genommen.“ Macht nichts, ist ja nur ein Probestück.
Derweil erinnert sie sich an ihre Kindheit in Retzstadt, als Blaatz noch zu Hause vorbereitet und beim Dorfbäcker gebacken wurde. „Wir Kinder mussten die Bleche zum Bäcker tragen, dabei haben wir natürlich von den süßen Streuseln genascht und eine Frau hat uns immer bei meiner Mutter verraten“, erzählt sie. Das gab Ärger. Wohl deshalb sagt sie jetzt zu Werner Leicht: „Es wern aber ke Riebele runner gesse.“
Überhaupt, weiß Eschbach noch so einiges aus der guten alten Zeit. Zum Beispiel, dass die Emaille-Schüssel, die sie gerade verwendet, eine Spülschüssel war. Und dass man damals zur Hochzeit einen weißen Eimer aus Emaille, eine Wanne, einen Sterilisier- und einen Windel-Hafe, zu deutsch Topf, geschenkt bekam.
Seit vergangenen Freitag schon glühen die Öfen in Eisingen, rund 1400 Leibe Brot werden gebacken, sagt Hugo Röder, Vorsitzender des Festausschusses. Entstanden ist das Fest im Jahr 1977, weil damals das wertvolle Riemenschneider-Kreuz in der katholischen Kirche restauriert werden musste. „Durch das Fest konnten wir der Kirchengemeinde Gelder für die Restauration spenden“, so Röder, der von Anfang an mit dabei ist.
Ab diesem Freitagmittag werden die Eisinger Blaatz-Spezialitäten gebacken: Rund 200 Grieben- und Zwiebelblaatz sowie 380 Riebeles- und Käsekuchen finden ihre Liebhaber beim Fest. Grieben- und Zwiebelkuchen gibt es backfrisch und warm aus dem Ofen. Da stehen die Menschen Schlange, um ein Stück zu ergattern. Und drinnen beim Backteam geht es richtig rund. Bis Sonntagabend. Dann sind die Öfen wieder aus – bis zum nächsten Jahr.
Festprogramm
Freitag, 28. Juni: 19 Uhr offizieller Bieranstich mit Bürgermeisterin Ursula Engert und Festausschussvorsitzenden Hugo Röder, es spielt die Country-Band „Nashville. Festbetrieb: 18 bis 2 Uhr,
Samstag 29. Juni: Blaskapelle „Die Eisinger“, Kinderprogramm mit Hüpfburg von 16 bis 19 Uhr; Festbetrieb: von 16 bis 2 Uhr.
Sonntag, 30. Juni: Blaskapelle „Die Eisinger“, Kinderprogramm mit Hüpfburg von 13 bis 17 Uhr. Festbetrieb: von 11 bis 22 Uhr,
Essen: Holzofenbrot solange Vorrat reicht, Blaatz, fränkische, italienische und französische Spezialitäten, Crepes, Nudel- und Schnitzelgerichte und Pizza. 1500 überdachte Sitzplätze stehen zur Verfügung.
Helfer: Über 100 Ehrenamtliche sind an allen drei Tagen im Einsatz.