Bei der Absicherung eines havarierten Frachtschiffs auf dem Main an Weihnachten und in der Silvesternacht konnten beim Bayerischen Roten Kreuz (BRK), bei der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) und beim Technischen Hilfswerk (THW) ehrenamtlich tätige Menschen zuletzt im Einsatz beobachtet werden. Zwölf Ehrenamtler der drei Organisationen wurden für ihr langjähriges Engagement von Oberbürgermeister Christian Schuchardt mit dem Ehrenzeichen des Freistaats Bayern ausgezeichnet.
Die Übergabe der staatlichen Ehrenzeichen für mehr als 25, 40 oder 50-jährige ehrenamtliche Dienstzeit bei einer freiwilligen Hilfsorganisation übernimmt der OB regelmäßig in Vertretung von Innenminister Joachim Herrmann. 14 Auszeichnungen galt es zu auszuhändigen, vier Frauen und acht Männer konnte er am Montag persönlich im historischen Wenzelsaal des Rathauses begrüßen.
Teilweise seit mehr als sechs Jahrzehnten engagiert
Sie alle seien "Vorbilder für gelebten Gemeinsinn", betonte Schuchardt. Von den bayernweit rund 450.000 Einsatzkräften bei Feuerwehren und Hilfsorganisationen seien es die rund 430.000 Ehrenamtler, die alles am Laufen halten: "Das sagt aus, wie sehr die Gesellschaft vom Ehrenamt abhängt und auf dessen Engagement angewiesen ist", betonte Schuchardt.
Acht der zwölf Ehrenzeichen am Bande gingen an Menschen, die sich teilweise seit mehr als sechs Jahrzehnten im Würzburger Ortsverband der weltweit größten Wasserrettungsorganisation engagieren. Allen voran Karl-Heinz Reith, der bereits 1958 in die DLRG eingetreten ist und vom OB als "Urgestein und Pionier im Tauchwesen" bezeichnet wurde. Reith hat die Würzburger DLRG-Tauchgruppe aufgebaut und steht als Ausbilder mit Rettungsbefähigung auch heute noch bei den Kursen im Schwimmbad am Beckenrand. Auf sechs Jahrzehnte ehrenamtliche Tätigkeit in der DLRG kommt auch Elke Reith als Tauchausbilderin und "Gedächtnis des Tauchwesens".
Leiter eines Hochwasserrettungszugs bei der Flutkatastrophe in NRW
Joachim Gerhard, der Vorsitzende des DLRG-Ortsverbands, kommt inzwischen auf 50 Jahre, unter anderem als leitender Ausbilder der Anfängerschwimmkurse. Mehr als vier Jahrzehnte in der DLRG aktiv sind Christoph Graf-Hadry, Ute Ebert-Wittstadt, Barbara Keller, Norbert Keller, und Wolfgang Keller, für 25-jähriges Engagement ging das Ehrenzeichen an Sonnhild Schiöberg und Lisa Schädle da Cruz.
Seit einem Vierteljahrhundert ist auch Björn Rausch ehrenamtlich aktiv, und zwar bei der BRK Wasserwacht. Derzeit ist er Einsatzleiter für den Wasserrettungsdienst und Vorsitzender der Kreiswasserwacht Würzburg. In den vergangenen drei Jahren war er nicht nur Mitglied des gemeinsamen Corona-Krisenstabs von Stadt und Landkreis Würzburg, sondern häufig auch als Helfer im Corona-Testbus vor Ort im Einsatz.
Die Kombination aus eigenen Einsätzen, unter anderem als Leiter eines Hochwasserrettungszugs bei der Flutkatastrophe in Nordrhein-Westfalen im Sommer 2021, der Tätigkeit als Ausbilder und die Übernahme von Führungsfunktionen zeichne Rausch "in besonderer Weise als vorbildliches Mitglied der Wasserwacht aus", betonte Schuchardt.
Alle im Jahr 1972 in das Technische Hilfswerk eingetreten
Die drei Geehrten aus der Würzburger THW-Ortsgruppe haben gemeinsam, dass sie alle im Jahr 1972, also vor 51 Jahren, in das Technische Hilfswerk eingetreten sind und einen ihrer wichtigsten Einsätze beim Würzburger Hochwasser 1982 hatten. Günter Müller hatte bereits 1980 als damals jüngster Ortsbeauftragter im Alter von 27 Jahren die Verantwortung für den Ortsverband übernommen und übte dieses Amt 21 Jahre lang aus.
Sein Nachfolger als Ortsbeauftragter ist seit 2002 Peter Zimmer, der beim Hochwasser 1982 die Versorgung der Bewohner der überfluteten Karmelitenstraße mit dem Boot übernahm. Zimmers derzeit wichtigstes Anliegen sei eine neue und zeitgemäße Unterbringung für die Fahrzeuge und Gerätschaften seines Ortsverbands, so Schuchardt.
Reiner Schieder hatte seit 1985 nicht nur zahlreiche Einsätze als Fahrer des Radladers in der Räumgruppe des Bergungszuges, sondern sei als "engagierter und hilfsbereiter Helfer" auch bei Transportfahrten immer zur Stelle, sagte der OB. Das war auch schon 1992 so, als das THW nach dem Fall der Sowjetunion Hilfstransporte in die ehemaligen Mitgliedsstaaten durchführte.