Das Beispiel aus Tückelhausen hat im ganzen Landkreis Schule gemacht. Dort war vor zwei Jahren ein ehrenamtlicher Helferkreis ins Leben gerufen worden, nachdem bekannt wurde, dass 30 Asylsuchende im kleinen Ortsteil untergebracht werden soll.
Die Stadt Ochsenfurt steht vor einer ähnlichen Herausforderung. Mitte des Monats wird im Bärental eine Gemeinschaftsunterkunft für 32 Asylsuchende eröffnet. Voraussichtlich im April sollen 15 Flüchtlinge in einem Wohnhaus in Kleinochsenfurt einziehen, das derzeit noch für deren Bedürfnisse umgebaut wird. Dann ist da noch das ehemalige Verwaltungsgebäude der Firma Kindermann in der Tückelhäuser Straße. Drei Ochsenfurter Investoren haben es mit dem Ziel gekauft, dort eine Gemeinschaftsunterkunft für bis zu 100 Flüchtlinge einzurichten. Wie die Regierung von Unterfranken mitteilt, werde derzeit der Bauantrag für den Umbau des Gebäudes geprüft.
Außerdem wird seit kurz vor Weihnachten ein Wohnhaus nahe der Realschule von zehn Jugendlichen bewohnt, die ohne Begleitung ihrer Eltern nach Deutschland gekommen sind. Der Landkreis hat dort frühere Hausmeisterwohnungen zur Verfügung gestellt. „Unbegleitete Jugendliche“ – so der amtliche Begriff – sollen in Kürze auch im Kolpinghaus am Rande der Altstadt einziehen, wie die Sozialverwaltung des Landratsamts bestätigt. Kolping übernimmt im Auftrag des Jugendamts auch die Betreuung der nicht selten traumatisierten jungen Menschen.
Bürgermeister Peter Juks hatte sich frühzeitig um die Gründung eines ehrenamtlichen Helferkreises bemüht. In einer Info-Veranstaltung und zwei nachfolgenden Treffen haben sich inzwischen rund 50 Helfer bereitgefunden. Die Vorbereitungen auf die Ankunft der ersten Asylbewerber laufen inzwischen auf Hochtouren, wie die beiden Sprecher des Helferkreises, Sylvia Asmodena Kurtar und Josef Grieb berichten.
Kurtar, im Hauptberuf Yoga-Lehrerin, hatte sich schon beim ersten Treffen zur Mitarbeit bereit erklärt. Josef Grieb hat als ehemaliger Stadtrat die Aufgabe des Integrationsbeauftragten übernommen und sieht im Aufbau des Helferkreises die erste große Herausforderung in seinem Amt.
Inzwischen verwalten sie lange Listen mit den Adressen von Ochsenfurtern, die bereit sind verschiedene Aufgaben im Helferkreis zu übernehmen. Es sind welche darunter, die nur wenige Stunden im Monat Zeit haben, um etwa einen Fahrdienst zu übernehmen. Andere wollen sich intensiver in die Arbeit einbringen, bieten sich an, beim Einkaufen oder bei Behördengängen zu helfen oder das Erlernen der deutschen Sprache zu unterstützen.
In Gesprächen mit Gruppen in Tückelhausen, Würzburg, Winterhausen und Sonderhofen haben sich die Helfer auf ihre Aufgabe vorbereitet. Ein Soforthilfeplan für die ersten Stunden nach Ankunft der Flüchtlinge wurde ausgearbeitet und eine Infomappe mit den wichtigsten Adressen angelegt. Dazu gehören Übersetzer in den unterschiedlichsten Sprachen und die Ärzte, die bereit sind, die Flüchtlinge zu behandeln.
Auch einen kleinen Notvorrat mit Lebensmitteln, die mit den möglichen kulturellen und religiösen Sitten des Asylbewerber vereinbar sind, wollen die Helfer anlegen, sagt Josef Grieb. Schließlich sei nicht auszuschließen, dass Flüchtlinge auch am Abend oder am Wochenende der Unterkunft zugewiesen werden.
„Wir haben versucht, uns im Vorfeld auf alle Eventualitäten vorzubereiten. Damit sind wir schon wahnsinnig weit,“ sagt Sylvia Kurtar.
Trotzdem bleibt ein Rest an Ungewissheit und Unbehagen darüber, ob sich die Vorbereitungen später auch in der Praxis bewähren, gesteht Josef Grieb. Und es bleibt die Frage, warum sich staatliche Stellen auf die Arbeit der Ehrenamtlichen stützen müssen.
Dieses Thema hatte der Ochsenfurter Stadtrat kurz vor Weihnachten zum Anlass für eine Resolution an das Landratsamt, die Regierung von Unterfranken und das bayerische Sozialministerium gemacht. Eine professionelle Unterstützung der Helferkreise und ein dichteres Netz von Asylsozialberatern hatten die Stadträte darin angemahnt.
Nach gut vier Wochen habe noch niemand der Adressaten auf die Resolution reagiert, heißt es aus dem Rathaus. Nach den Richtlinien des Sozialministeriums ist ein Asylsozialbetreuer für 150 bis 180 Asylbewerber zuständig. Eine Betreuung der Helferkreise ist darin nicht vorgesehen. Auch Thomas Kipple, Fachbereichsleiter für Migration beim Caritas-Diözesanverband und Koordinator für die Asylsozialbetreuung, sieht dies als Schwachstelle. Die Caritas stehe den Helfern deshalb beratend zur Seite und leiste auch Unterstützung in Konfliktfällen, sagt Kipple.
Der Ochsenfurter Helferkreis sucht derweil weiter nach weiteren Mitgliedern. „Wir müssen die Arbeit auf möglichst viele Schultern verteilen, um zu verhindern, dass sich jemand überfordert fühlt“, sagt Sylvia Asmodena Kurtar.
Auch ein Spendenkonto hat die Stadt Ochsenfurt inzwischen für den Kreis eingerichtet. Am Samstag, 7. Februar, um 10 Uhr kommt der Helferkreis im Gemeindesaal der Pfarrei St. Thekla zusammen. Die Begrüßung der Asylbewerber und die Erstbetreuung stehen dort im Vordergrund des Treffens.
Wer mithelfen will im Helferkreis Asyl, Ideen oder Sachspenden anbieten kann, wird gebeten, sich unter folgender folgende E-Mail-Adresse zu melden: helferkreis.asyl.ochsenfurt@gmx.de Das Spendenkonto lautet: Stadt Ochsenfurt, Konto 500 100 367, Sparkasse Mfr. (BLZ 700 500 00), IBAN DE30790500000500100367, Stichwort: Helferkreis Asyl Bärental.