
Franz Müller liegt im Bett und sieht fern, als Joachim Krämer sein Zimmer betritt. Joachim Krämer ist Mitglied bei den Grünen Damen und Herren (GDuH). Die GDuH sind Ehrenamtliche der Kranken- und Alten-Hilfe, die in Krankenhäusern Menschen besuchen, sich Zeit für sie nehmen und auch kleine Dienste übernehmen. Sie nehmen sich Zeit für die Dinge, für die Pflegerinnen und Pfleger keine Zeit haben. Der Name der Grünen Damen und Herren leitet sich von der Farbe ihrer Kleidung ab. Sie kommen immer in Grün gekleidet, so können sie vom Krankenhauspersonal deutlich unterschieden werden. In Würzburg ist die Arbeit der Grünen Damen und Herren unter dem Dach der Caritas organisiert.
Es passiert nicht selten, dass die Besuchten ihre ganze Lebensgeschichte erzählen
Heute besucht Joachim Krämer im Rahmen seines Ehrenamtes den 79-jährigen Franz Müller im Universitätsklinikum Würzburg. Franz Müller spricht gerne aus seinem Leben, das zeigt sich sofort. Direkt beginnt er zu erzählen, von seiner Krankheit und wie er im Uniklinikum gelandet ist. Dann erzählt er weiter. Von seiner Frau, die im März gestorben ist. Fast 16 Jahre seien sie verheiratet gewesen. "Als ich sie das erste mal sah, hab ich gesagt: Entweder die, oder keine!", erinnert er sich. Joachim Krämer hört zu, antwortet, zeigt Interesse an Müllers Geschichten. Wenn Müller husten muss, schenkt Krämer ihm ein Glas Wasser ein. Der Senior hat viel zu erzählen, die Zeit vergeht. Nach ungefähr einer Stunde merkt Krämer, dass Franz Müller langsam die Kraft ausgeht, und verabschiedet sich. "Wir setzen uns immer ein Zeitlimit", sagt er, "sonst könnte es passieren, dass wir stundenlang bei manchen Patienten sind."
Es passiert nicht selten, dass die Besuchten ihre ganze Lebensgeschichte erzählen. Sie freuen sich, wenn jemand zuhört. "Wir schenken den Patienten Zeit", beschreibt Albert Fischer, Vorsitzender der Bundesarbeitsgemeinschaft Katholische Krankenhaus-Hilfe (BAG), sein Ehrenamt. Die durchschnittliche Dauer eines Besuchs liegt bei ungefähr 50 bis 60 Minuten. Wen die GDuH besuchen können, erfahren sie von den Krankenpflegerinnen und -pflegern. Einmal die Woche fragen sie am Empfang der Stationen nach, wer sich vielleicht über einen Besuch freuen könnte. "Selbstverständlich passiert nichts ohne die Zustimmung der Patienten", betont Gernot Hornberger, der ebenfalls bei den GDuH tätig ist.
Nach den Besuchen muss man "den Hut absetzen"
Fischer erinnert sich an ein Schlüsselerlebnis, das ihm im Kopf geblieben ist: "Ich habe ein krebskrankes Mädchen zur Bestrahlung gefahren. Sie sagte mir, sie esse am liebsten Brötchen mit einem Mars-Riegel drauf. Ich bin daraufhin zum Bäcker und habe ihm das beschrieben. Er konnte es mir tatsächlich machen. Das Mädchen hat sich so über das Brötchen gefreut, danach wollte sie nur noch von mir gefahren werden." Nach den Besuchen sei es wichtig, die Geschichten und Erlebnisse abzulegen. "Den Hut absetzen", nennt es die grüne Dame Helga Silbermann. Auf die Frage, ob das das Schwerste am Ehrenamt sei, sagt sie: "Schwierig ist daran gar nichts. Es ist das Schönste, was man machen kann." Und auch Krämer bestätigt: "Man weiß, man konnte einem Menschen etwas Gutes tun. Das überdeckt alles."
Aktuell suchen die Grünen Damen und Herren Zuwachs. 27 Grüne Damen und Herren gibt es aktuell in Würzburg. Bei Interesse sollte man neben der nötigen Zeit auch Einfühlungsvermögen mitbringen und gut mit Menschen umgehen können. Ansprechpartner ist Albert Fischer. Erreichbar ist er unter Teleon (0151) 64038280 oder unter albertfischer08@gmail.com.