Wenn aus einem eher selten genutzten Innenhof ein neuer Veranstaltungsraum für knapp 200 Besucher wird: Oberbürgermeister Christian Schuchardt hat am Samstag die Behr-Halle im Rathaus offiziell eröffnet. Der ehemalige Efeuhof ist ab sofort für die Bevölkerung zugänglich und soll unter anderem als Raum für Ausstellungen, Konzerte, Theaterstücke und Hochzeitsfeiern dienen. "Es ist so eine Art kleine Multifunktionshalle", sagte Schuchardt.
Unterschied beim Blick zum Himmel
Der Unterschied zu vorher ist nur beim Blick in den Himmel wahrnehmbar: Der ehemalige Efeuhof, in dem schon lange kein Efeu mehr wächst, hat ein unauffälliges Dach in einer transparenten Stahl-Glas Konstruktion bekommen, so dass Veranstaltungen dort ab sofort witterungsgeschützt stattfinden können. "Obwohl es sich um eine 1a-Lage handelt, fristete der Efeuhof bisher zumindest gefühlt ein Schattendasein. Die meiste Zeit war er abgeschlossen", so Schuchardt. Im Sommer diente der vom Bernatz-Bau und dem Südflügel des Rathauses eingefasste Innenhof aber bereits seit 1994 als Bühne für die Freiluft-Aufführungen von Werkstatt-Bühne und des Theater Ensemble.
Bereits 2008 gab es erste Überlegungen für eine Überdachung, möglich gemacht werden konnte sie erst durch die Finanzierung der Sparkassen-Stiftung, die 340.000 Euro der Gesamtkosten von 375.000 Euro übernommen hat.
Benannt ist der Behr-Hof nach Wilhelm Joseph Behr (1775 - 1851), der am 3. Spiel 1821 zum Ersten Bürgermeister Würzburgs gewählt wurde. In seine elfjährige Amtszeit fällt die Gründung der Sparkasse, die auf seine Initiative zurückgeht. "Es war eine der ersten städtischen Sparkassen Bayerns, die es einkommensschwachen Bürgern ermöglichen sollte, Rücklagen für das Alter und für Notfälle zu bilden", erläuterte Schuchardt.
Behr, der als liberaler Verfechter einer bayerischen Verfassung später wegen Majestätsbeleidigung und versuchten Hochverrats zu langjähriger Haft verurteilt wurde, "ist im besonderen Maße mit unserer Sparkasse verbunden", so der Oberbürgermeister. Seit 1983 verleiht die Stadt Würzburg die Behr-Medaille an Persönlichkeiten, die sich für das bürgerschaftliche Miteinander und die Demokratie einsetzen. Auf dem Hauptfriedhof gibt es ein Ehrengrab für Wilhelm Joseph Behr und im Frauenland die Behrstraße.
Maximal 199 Besucher
In der Behr-Halle sind Veranstaltungen für maximal 199 Besucher zugelassen - ab 200 Menschen hätten die Regelungen der Bayerischen Versammlungsstättenverordnung die Umnutzung des Efeuhofs deutlich schwieriger und teuerer gemacht.
"Eine Fortsetzung der Theatertradition ist hier ausdrücklich erwünscht. Wir laden ganz herzlich alle privaten Theater der Stadt ein, diese Spielstätte zu nutzen", sagte Schuchardt. Den Auftakt macht das Mainfranken Theater ab dem 23. Mai mit dem Musical "The Black Rider" von Tom Waits, einer modernen Version der Oper "Der Freischütz" von Carl Maria Weber.
Bis Ende April sind zur Premiere der Behr-Halle einige der "Menschen-Positionen" der Würzburger Künstlerin Hilde Würtheim ausgestellt. Ihre lebensgroßen Ton-Skulpturen waren im vergangenen Jahr bereits bei der Landesgartenschau zu sehen. Zur Eröffnung der Behr-Halle spendierte Ratskeller-Wirt Kurt Schubert 100 Liter Freibier, und der Chor des Mainfranken Theaters testete die Akustik seiner neuen kleinen Spielstätte mit einem kleinen Konzert.
