Der Frankenwürfel soll Persönlichkeiten ehren, die «wendig, witzig und widersprüchlich» sind - am Sonntag wurden damit der ehemalige oberfränkische Bezirkstagspräsident Günther Denzler, der ehemalige Staatsminister Hans Maurer aus Mittelfranken (beide CSU) und Eberhard Schellenberger ausgezeichnet. Schellenberger ist Journalist beim Bayerischen Rundfunk und leitet das Studio Mainfranken in Würzburg.
Die Preise, kleine Porzellanwürfel, wurden im oberfränkischen Thurnau überreicht. Die undotierten Preise wurden zum 34. Mal verliehen. Die Geehrten kommen stets aus einem der drei Regierungsbezirke Frankens. Die Vorschläge machen fränkische Medien, doch die Entscheidung treffen die Regierungspräsidenten.
Interview: Drei Fragen an den neuen Frankenwürfel-Preisträger
Am Sonntag wurden in Schluss Thurnau (Kreis Kulmbach) wieder die „fränkischen Nobelpreise“ verliehen: die Frankenwürfel. Der von den drei fränkischen Regierungspräsidenten vergebene Porzellanwürfel soll das Prägende des fränkischen Charakters würdigen: das Wendige, das Witzige und das Widersprüchliche. Den Preis gibt es seit dem Jahr 1985, nun hat ihn auch der Radiojournalist Eberhard Schellenberger (61) aus Würzburg bekommen. Geboren in Bamberg, aufgewachsen in Zeil am Main, lebt er seit Anfang der 1980er Jahre in Würzburg und arbeitet im dortigen BR-Studio Mainfranken, das er seit 1996 auch leitet. Das Gespräch führte Daniel Staffen-Quandt (epd).
epd: Herr Schellenberger, wendig, witzig und widersprüchlich sollen die „gewürfelten Franken“ sein. Schwierig für einen Journalisten, oder?
Schellenberger: Zunächst: Witzig zu sein ist nicht einfach, aber gerade in diesen Zeiten lebensnotwendig. Wendig im Sinne dieser Auszeichnung bedeutet für mich, „wendig mit vielen verschiedenen Seiten sein, wie ein Würfel“. Also ein Wendehals bin ich bestimmt nicht. Und widersprüchlich sehe ich im Sinne von „Widerspruch“. Immer wieder auch gegen den Strom zu schwimmen, um an die Quellen zu kommen.
epd: Was bedeutet für Sie persönlich der fränkische Dialekt - und was macht daneben noch so alles die fränkische Lebensart aus?
Schellenberger: Der fränkische Dialekt in seinen verschiedenen Formen kommt oft sehr harmlos daher. Er muss nicht provinziell klingen. Er kann schlitzohrig sticheln. Und lieber hin und wieder alles weich aussprechen, als mit angeblichem Hochdeutsch „das harte d mit dem weichen t zu verwechseln“. Das geht dann schon mit der fränkischen „Idendidäd“ los, geprägt von der fränkischen Lebensart, wie ich sie genieße: Leben in einer weltoffenen Stadt wie Würzburg, an einem Fluss wie dem Main, mit gutem Essen und noch besserem Wein und viel Feierei das Jahr über. Wir Franken sind gar nicht so verschlossen, wie uns nachgesagt wird. Wen wir ins Herz geschlossen haben, den lassen wir nicht mehr los vom Schoppenglas. Das ging ja auch mir so. Ich wollte nie weg hier.
epd: Sie kommen gebürtig aus den Haßbergen, nahe der oberfränkischen „Grenze“, leben schon lange in Würzburg. Was unterscheidet die Ober-, Unter- und Mittelfranken und was eint sie?
Schellenberger: Durch meine Heimatstadt Zeil geht die Bier- und Weingrenze. Wir haben guten Wein und gutes Bier. Geeint sind die Franken meist, wenn es gegen München geht, das ist schon ein Ritual, das mir manchmal zu viel wird. Die drei fränkischen Bezirke haben ihr Selbstbewusstsein und ihren Charakter. Würzburg sieht sich als wichtige mainfränkische Provinz, das protestantische Nürnberg packt die ewige Angst, gegenüber München zu kurz zu kommen. Die „Medrobolregion“ Nürnberg reicht bis Hof, da sieht man schon kurz nach der thüringischen Grenze das braune Autobahnschild. Undenkbar, dass dieses Schild bei Würzburg stünde. Da liest der Autofahrer „Mainfranken“. Wir sind das gallische „Dorf“ zwischen den
Metropolregionen Nürnberg und Rhein-Main. Der oberste Verfechter ist Unterfrankens Regierungspräsident Paul Beinhofer - ein Münchner! So geht mainfränkische Assimilation...