
Der Münchner Zeichner, Maler und Drucker Alexander Befelein reist gern und mag Sehenswürdigkeiten, feine Striche, Filmstars und Gekrakel. Seine Ausstellung "Stadtlandschaft", die an diesem Donnerstag in der Würzburger Galerie Kunsthaus Michel eröffnet, bringt diese Elemente in ein hochinteressantes und schönes Gleichgewicht.
Der 69-Jährige sorgt dafür, dass seine Motive beim Betrachter gut ankommen. Für die Ausstellung bei Gerd und Mara Michel hat er extra einige Würzburg-Bilder geschaffen. Seine Radierung "Köln Highlights" gruppiert die Bauwerke sogar wie auf einer Ansichtskarte. Trotzdem sollte der Besucher sich das Wort "kommerziell" verkneifen und stattdessen diagonal durch den kleinen Saal zur Gouache "Roma – Piazza del popolo" schreiten. Den Platz unterm Pincio umstellen ebenfalls etliche Wahrzeichen. Ihr Arrangement scheint allerdings keiner touristischen Konvention, sondern dem Sog der Piazza unterworfen, die wie ein Schwarzes Loch den Rest der Ewigen Stadt zu verschlingen scheint.
Wer dieses Blatt als Seh-Modell ernst nimmt, gewinnt auch vor den meisten anderen Befeleins ein gehobenes Kunstvergnügen. Dem erschließt sich auch das krakelige grafische Beiwerk, das teils wie ein Netz über den Stadtlandschaften liegt. In beträchtlichem Unterschied zu den ultrafein ziselierten Architekturzeichnungen rutscht die Handschrift hier in Richtung Street Art. So wie für die Eleganz von Befeleins Blumenstücken, die es auch gibt, ein Horst Janssen Pate stand, so für diese Graffiti-Zeichen etwa der Kollege Jean-Michel Basquiat. Neben diesen Krakeln sieht man – viel ordentlicher ausgeführte – Hinweise auf Landkarten oder gar wörtliche Angaben wie zum Beispiel "Horizontlinie".

Alles zusammen führt den Betrachter auf regelrechte Stadtwanderungen. Entsprechend arrangiert Befelein seine Stadträume mit viel Freiraum einerseits, während er andererseits die abgebildeten Bauten und ihre Umgebungen hart aneinanderrückt. So mag sich die Wahrnehmung einer Stadt im Inneren des Hirns ablagern.
Beherzt gesetzte Akzente
Weitere Sehenswürdigkeiten in der Ausstellung: die Farben. In Grafiken erscheinen sie oft als sehr beherzt gesetzte Akzente. Für seine – meist überraschend kleinformatige – Malerei wählt Alexander Befelein meist die Gouache, in eiweißhaltiger Flüssigkeit gelöste Wasserfarben mit einem besonderen Seidenglanz. Zu den gut 60 Exponaten zählen auch die Drucke in der Bilderkrippe. Radierungen mit lediglich einem einzigen Motiv gibt es darin auch. Der wesentliche Befelein braucht aber mehrere Dome, Türme und Paläste, um seinen Sinn und seine Bewegung zu entfalten.
Die Ausstellung läuft vom 9. Dezember bis zum 12. Februar, Montag bis Freitag von 10 bis 18 Uhr im Kunsthaus Michel, Semmelstr. 42.