
Weitsichtig zeigten sich die Milchbauern aus dem Landkreis Ochsenfurt im Jahr 1956. Damals, vor 60 Jahren gründeten sie eine der ersten Milchverwertungsgenossenschaften. Der Grund dazu war die Unsicherheit, die entstand, als die Ochsenfurter Centralmolkerei Vogt in der Molkereistraße an die Gervais AG verkauft wurde. Die Bauern hielten die Gründung ihrer Genossenschaft für den richtigen Weg, weiterhin einen fairen und sicheren Milchpreis zu erhalten. Auch über ein halbes Jahrhundert später sind die Genossenschaftler mit ihrem Geschäftspartner, der inzwischen seinen Namen in Danone geändert hat, immer noch weitgehend zufrieden.
Bei der Generalversammlung gab Vorstandsvorsitzender Heinrich Dürr einen Rückblick auf die Arbeit und die Geschichte der Genossenschaft. Anhand der Entwicklung der Mitgliederzahlen zeigt sich deutlich der Strukturwandel in der Landwirtschaft. In der Gründerzeit lieferten 1648 Landwirte ihre Milch an den Sammelstellen, die es in jedem Dorf gab, in Kannen ab. Die wurden dann von Pritschenlastwagen zur Molkerei gefahren. Durchschnittlich 18 Liter Milch verkaufte ein Bauer damals täglich.
Heute wird die Milch bereits gekühlt und vorgereinigt von den Höfen abgeholt. Ganze 67 Milcherzeuger sind noch übrig geblieben, die nun mit 20 Millionen Litern jährlich das Doppelte liefern als vor 60 Jahren. Pro Hof werden von den Milchlastern nun durchschnittlich 823 Liter Milch abgeholt. Vergrößert hat sich auch der Wirkungsbereich der Genossenschaft. Zum Ochsenfurter Gau kamen noch Höfe in Ortschaften bei Geroldshausen, Marktbergel, Gerolzhofen und Schweinfurt hinzu.
Wenn auch die Vergangenheit eine Erfolgsgeschichte für die Milcherzeugergenossenschaftler war, die Zukunft sehen sie nicht in rosigen Farben. Katastrophal nennt Dürr die Aussichten. Seit Jahren fällt der Erlös der Milchviehhalter immer geringer aus, viele Milchhöfe zehren schon von der Substanz. Dabei geht es ihnen noch ein wenig besser als ihren norddeutschen Kollegen. Denn dort drücken die großen Abnehmer die Milchpreise immer weiter.
Neben Grußworten von Bürgermeister Peter Juks und Vera Krüger vom Milcheinkauf der Danone sprach als Gastredner Markus Seemüller. Er ist Geschäftsführer bei der Bayern-MEG (Milcherzeugergemeinschaften). Sie koordinieren die Milchvermarktung von 83 Gemeinschaften und Genossenschaften mit 11 000 Milcherzeugern aus sieben Bundesländern. „Aktuelles aus der Milchvermarktung“ war der Titel seiner Präsentation. Aber Positives hatte er nicht zu berichten. Seit dem Wegfall der Milchquote wird nicht nur in Deutschland 3,3 Prozent mehr produziert. Österreich erzeugt 5,3 Prozent mehr, Polen 9, die Niederlande 17,5, Irland gar 19,5 Prozent.
Weltweit steigt die Produktion an. Gerade für Europa sind einige wichtige Abnehmer weggebrochen. Stichworte: Russland-Embargo, schlechte Nachrichten aus China, die arabische Welt leidet unter dem Ölpreisverfall. Immerhin konnte die Untergrenze von 30 Cent pro Kilogramm Milch in Bayern weitgehend gehalten werden. Mit Blick auf die Danone-Vertreterin betont Seemüller die Wichtigkeit, das Markengeschäft weiter zu stärken.
Abschließend meinte er, dass das „große Rad“ des Milchmarktes am Weltmarkt gedreht wird. Viele kleine Räder werden aber an den Verhandlungstischen zwischen Erzeugern und Abnehmern bewegt. Den Schlüssel, um hier in Augenhöhe zu kommen, sieht er in kartellrechtskonformen Mengenkonzentrationen.
Seit 1988 war Hubert Morgenroth aus Ochsenfurt Geschäftsführer der Milchverwertungsgenossenschaft. Übernommen hat er das Amt vopn seinem Vater Josef. Schon von Kindesbeinen an war Hubert Morgenroth mit der Arbeit seines Vaters verbunden. Und im zarten Alter von fünf Jahren durfte er schon beim Eintüten und Abstempeln der Satzungen für die 1648 neuen Genossenschaftler mithelfen. Als Geschäftsführer ging er die bewährten Wege seines Vaters weiter. Zusammenarbeit auf Augenhöhe mit den Partnern, sachkundige Finanzverwaltung und Beratung der Mitglieder bei Fort- und Weiterbildungen. Als Rentner gibt Hubert Morgenroth sein Amt nun in jüngere Hände ab.
Der Aufsichtsrat hatte sich entschieden, den bisherigen stellvertretenden Vorsitzenden Werner Kilian in dieses Amt zu berufen, was alle Anwesenden begrüßten. Für das nun vakante Amt des stellvertretenden Vorsitzenden wurde das Aufsichtsratmitglied Armin Zehner aus Oberschwarzach vorgeschlagen und einstimmig gewählt. Auf den Aufsichtsratsposten rückt Heinz Thorwart aus Fuchsstadt nach.
Anders als die Aufsichtsräte in den Konzernen bekommen die Führungskräfte in der Genossenschaft allenfalls ihre Auslagen ersetzt. Das zeigt sich schon bei der jährlichen Kassenabrechnung. Mit allen Gebühren, Beiträgen und Prüferkosten belaufen sich die Verwaltungsausgaben der Genossenschaft auf 11 000 Euro.
Wenn ich bei den Discounter vorbeifahre, sehe ich doch hin und wieder eine Bäuerin dort einkaufen. Also macht es vor und kauft eure Produkte nicht dort ein....