Spannung herrscht am heutigen Montag vor der Fortsetzung des Erlabrunn-Prozesses: Nach den Zeugen haben im Amtsgericht Würzburg nun die Gutachter das Wort. Geben ihre Fakten und Schlussfolgerungen Gewissheit, warum und wie Gisela K. in Erlabrunn am kalten Morgen des 5. Januar 2016 starb?
Die Anwälte der Nebenklage forderten den Angeklagten mehrfach vehement zu einem Geständnis auf. Doch der schüttelte nur stumm den Kopf – und hofft wohl auf Entlastung durch ein Gutachten, das sein Verteidiger während des laufenden Prozesses präsentierte wie in einem Hollywood-Justizdrama.
Rechtsmediziner und Gutachterin mit Erklärungen
Doch zunächst einmal wird ein anderer Experte wichtiges zur Aufklärung des Falles beitragen: Professor Michael Bohnert, Chef der Würzburger Rechtsmedizin, wird erklären, wie er und seine Kollegen zu der Schlussfolgerung kamen, dass Gisela K. starb, weil sie unter die Räder eines Fahrzeuges kam. Eine zweite Gutachterin soll dann darlegen, warum unter den 43 Traktoren der Gemeinde ausgerechnet das Streufahrzeug für ihren Tod verantwortlich sein soll.
Diese Gutachten wurden vom Gericht beauftragt, beide Gutachter sind im Prozess von Anfang an dabei. Das Gutachten des Verteidigers soll Zweifel an diesen zwei Expertisen wecken, hörte diese Redaktion von Prozessteilnehmern, die es bereits gesehen haben. Deshalb äußerten Staatsanwaltschaft und die Anwälte der Familie der Getöteten bereits Zweifel, was der Experte zu dem Fall beitragen will. „Da gilt häufig: wessen Brot ich ess, dessen Lied ich sing“, zitierte Rechtsanwalt Norman Jacob ein Sprichwort. „Privatgutachten stehen schnell im Geruch, zugunsten des Auftraggebers auszufallen, der sie bezahlt hat.“
Das Gericht will erst am Montag entscheiden, ob es das Gutachten überhaupt akzeptiert. Wenn der Experte nichts Wesentliches zum Fall beiträgt, würde es die Entscheidung unter Umständen nur weiter hinaus zögern.
Arbeitskalender unter der Lupe
Interessant dürfte auch noch werden, was der Arbeitskalender jenes Zeugen aussagt, den Staatsanwältin Martina Pfister-Luz vergangene Woche während des Prozesses an dessen Arbeitsplatz beschlagnahmen ließ. Er selbst hatte behauptet, in der Woche des Unfalls Urlaub gehabt zu haben. Deshalb habe er von dem tragischen Geschehen – das den ganzen Ort beschäftigte – überhaupt nichts mit bekommen.
In dieser Woche wird sich das Gericht drei Tage lang mit dem Fall beschäftigen – und möglicherweise schon am Mittwoch ein Urteil fällen.
Ich hoffe nur, dass der Prozess sauber zu Ende gebracht wird. Ein gut nachvollziehbares Urteil wird sicher die Gräben in der Ortschaft schneller schließen. Eine professionelle Meditation zwischen Täter und Opferfamilie sollte der juristischen Aufarbeitung auf jeden Fall folgen.