Wer am Würzburger Hauptbahnhof sein Fahrrad diebstahlsicher anketten möchte, braucht viel Geduld. Denn die Suche nach einem Stellplatz könnte sich als schwierig erweisen. Am Bahnhof bietet sich eine chaotische Situation: Bauarbeiten in und um das Hauptgebäude, hunderte Räder und viel zu wenig Stellplätze.
„Fahrräder abstellen verboten“ – so warnt ein Hinweisschild vis-a-vis der Empfangshalle des Hauptbahnhofs. Darauf machte Zeitungsleser Hilmar Hopfengart aus Kitzingen die Redaktion aufmerksam. Wer aber den Blick über den Bahnhofsvorplatz schweifen lässt, merkt nichts von einem Parkverbot: Dutzende Räder parken hier kreuz und quer.
Fahrräder soweit das Auge reicht
„Ich bin zwar selten am Würzburger Bahnhof, aber immer wenn ich da bin, stehen rund 80 bis 90 Räder im gleichen Parkverbot“, berichtet der Kitzinger. Gemeint ist das Stellverbot rund um das Schienenrondell der Straßenbahn direkt vor dem Haupteingang. Doch nicht nur dort häufen sich die Räder, auch links und rechts der Empfangshalle.
Das Stellplatzproblem am Bahnhof ist kein Neues. Seit rund einem Jahr ist das Thema im Stadtrat virulent. Es sieht allerdings so aus, als würde der Bedarf an Stellplätzen immer schneller wachsen. „Es scheint, als hätte die Anzahl der Fahrräder am Bahnhof zugenommen“, sagt Elmar Hirsch, der Würzburger Bahnhofsmanager. Und: „Die Fahrradnutzung nimmt zu“, bestätigt Hans-Jürgen Beck, Vorstandsmitglied des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) Würzburg.
Stellplatz kann Bedarf nicht abdecken
Eine Zählung des ADFC vom Juli zeigt, dass der umfunktionierte Pkw-Stellplatz links vom Bahnhof den Bedarf bei weitem nicht decken kann. Auf der 120 Quadratmeter großen städtischen Fläche ist Platz für rund 70 Räder. Insgesamt zählte der Verein aber rund 500 Räder auf dem Gelände vom Busbahnhof, über den Bahnhofsvorplatz bis zur Fahrrad-Abstellanlage am Kaisergärtchen.
Angesichts der derzeitigen Lage schlussfolgert Beck: „Da selbst in der momentan verheerenden Situation 400 bis 500 Räder abgestellt sind, kann man davon ausgehen, dass die Bedarfssituation deutlich höher als 500 zu veranschlagen ist.“ Der ADFC fordert daher ein Angebot von 1000 Stellplätzen mit ausreichenden Sicherungsmöglichkeiten. „Das Rad muss diebstahlsicher angeschlossen werden können und der größte Teil dieser Stellplätze sollte auch überdacht sein, wie in einem Fahrradparkhaus“, so Beck über die Vorstellungen des Vereins.
Keine geeigneten Flächen bisher gefunden
Eine solche Ideallösung konnte bisher nicht in Angriff genommen werden. Weder auf städtischem Gebiet noch auf dem Grundstück der Bahn konnte eine geeignete Fläche erschlossen werden. „Die Federführung liegt im Grunde bei der Stadt, die Bahn unterstützt allerdings eine Lösung. Eventuell muss die Bahn auch Stellplätze zur Verfügung stellen“, so Hirsch.
„Wir werden nicht für alle Fahrräder auf städtischem Gebiet Platz finden“, sagt Stadtsprecher Christian Weiß. Seit 2006 steht das Thema auf der Agenda im Stadtrat. SPD-Vertreter Hans Werner Loew stellte im Juli eine weitere Anfrage. Die Antwort aus dem Baureferat von Ende September brachte keine befriedigenden Lösungen. Die Überlegung, die Fahrräder direkt hinter dem Bahnsteig 1 unterzubringen, würde die Verlegung der dort befindlichen ICE-Stellplätze notwendig machen. Solange keine Ersatzfläche gefunden werden kann, ist die Ideallösung mit Platz für 2400 Fahrräder allerdings nicht umsetzbar.
Alter Tunnel als Fahrradparkplatz?
Auch der Vorschlag, den verbleibenden Alt-Erschließungstunnel der Bahn nach den Umbauarbeiten für Stellplätze zu nutzen, hat Stadtbaurat Christian Baumgart in seiner Antwort eine Absage erteilt. Die Unterhaltungskosten seien auf Dauer zu hoch, heißt es in der schriftlichen Bekanntgabe.
Bahnhofsmanager Hirsch weist auch auf die aktuellen Bauarbeiten und Abhängigkeiten hin, weswegen sich eine Stellplatzalternative als schwierig erweise. „Der Bedarf ist da, das ist unstrittig. Es finden aktuell Gespräche zwischen Stadt und Bahn statt, es gibt aber noch kein konkretes Konzept“. Die Entfernung der Fahrräder hält die Bahn für nicht angemessen. Eine konkrete Lösung ist zumindest im Moment nicht in Sicht. Hirsch: „Die Situation ist nicht so einfach, sie wird sich nicht klären können in den nächsten Wochen.“
Wenn ein Auto steht - und das ist bei Privatfahrzeugen die meiste Zeit - belegen diese immer einen Parkplatz. Und auch Wenigfahrer zahlen die gleiche KfZ-Steuer und haben gleiche Rechte. Sind wir doch froh, dass diese Generation (Studenten, die Sie meinen) nicht mehr so autofixiert ist.
Und genauso sehe ich das Abstellen von Fahrrädern. Wenn ich mein Fahrrad für die Urlaubszeit am Bahnhof oder sonstwo abstelle und es danach wieder abhole, ist das doch ok. Weg sollten natürlich die Schrotträder. Dafür wird sich eine Lösung finden. Aber insgesamt sollten wir froh über die Zunahme des Fahrradverkehrs sein. Damit verbunden ist aber natürlich auch die Anzahl an Fahrrädern.
Aber das ist besser, als immer mehr Autos.