
80 Jahre nach der Zerstörung Rodheims wurde in der Kirche, am Kriegerdenkmal und mit einem Bürgertreff an die schrecklichen Ereignisse erinnert.
Es war der 3. April 1945, der Dienstag nach Ostern. Drei Viertel von Rodheim waren nach einem intensiven Beschuss der Amerikaner zerstört. "Es war eine sinnlose Zerstörung eines längst verlorenen Krieges", wie Pfarrer Florian Sassik sagte.
"Wir wissen doch, dass Krieg immer nur Leid hervorruft", mahnte Pfarrer Florian Sassik eindringlich in der Andacht in der Kirche. Die hatten die Amerikaner verschont und damit blieben die Anwesen hinter der Kirche ebenfalls verschont. Eigentlich waren die weißen Fahnen schon gehisst, doch zurückkehrende deutsche Soldaten hätten unter Androhung harter Strafen befohlen, diese wieder zu entfernen. So kam es am darauffolgenden Tag zu dem unheilvollen Beschuss, der Rodheim in ein Flammenmeer verwandelte. Zwei Menschen kamen durch den Brand ums Leben, etliche wurden verletzt.
Elfriede Geßner hat ihre Erinnerungen niedergeschrieben
Bürgermeister Michael Pfanzer hatte in der Kirche ein Friedensgebet gesprochen, bevor es zum Kriegerdenkmal ging, das ein Mahnmal sein soll. Dort gedachten die Rodheimer und Rodheimerinnen im Gebet an all jene, die im Krieg ihr Leben lassen mussten. Die Rodheimer Musikanten gestalteten die Gedenkfeier musikalisch.
Stefan Freitag hatte viele Bilder aus der Zeit vor und nach dem Zweiten Weltkrieg zusammengestellt, die er zeigte, damit nicht alles in Vergessenheit gerät. Bilder vom zerstörten Rodheim gibt es nicht, da die Amerikaner alle Fotoapparate eingesammelt und zerstört hatten.
Unter den Gästen im vollen Saal des Bürgertreffs war mit der 88-jährigen Elfriede Geßner, geborene Nun, eine Zeitzeugin. Sie wohnt mittlerweile in Ochsenfurt und hat ihre Erinnerungen niedergeschrieben, die sie vortrug.
"In unserer alten Scheune saßen wir, die Familie Nun, zusammen mit zwei ausgebombten Würzburgern im Keller. Beim Einsetzen des Beschusses durch die Amerikaner drängten uns die Würzburger dazu, den Keller zu verlassen. Sie hatten noch die schrecklichen Folgen der Phosphorbomben in Würzburg in Erinnerung. So drangen wir alle aus dem Keller, jeder hatte noch eine Habseligkeit unterm Arm." Ihr Vater, Philipp Nun, habe zusammengerollt ein großes Federbett getragen. In der Nähe, auf dem Feld, befand sich ein Hohlgraben, in den sich Menschen aus dem Dorf flüchteten.
Ein Federbett rettete dem Vater das Leben
"Auch wir wollten dorthin. Die Schüsse pfiffen über uns hinweg, die Scheune der Familie Freitag stand bereits lichterloh in Flammen. Als wir daran vorbeirannten, wurden wir beschossen. Ein Schuss landete im Federbett, das mein Vater unterm Arm trug. Nur Zentimeter fehlten und er wäre getroffen worden.", erzählte Elfriede Geßner.

"Die ganze folgende Nacht mussten wir angsterfüllt mit mehreren anderen Rodheimern im Graben zubringen. Mein Vater bereitete mir und meinen Geschwistern ein Lager aus Strohballen, auf denen wir liegen konnten. Meine Mutter stahl sich zurück ins Haus, um uns mit Tee und Essen zu versorgen. Als sie zurückkam, berichtete sie uns, dass die Trompete meines Vaters am Gartenzaun hänge. Vielleicht hatte ein amerikanischer Soldat, aus welchen Gründen auch immer, sie dorthin gehängt.
Meine Tante Käthe Spitzhirn, von den Rodheimern "die Schneideri" genannt, kauerte während des Beschusses händeringend im Graben und suchte ihre Zuflucht im lauten Gebet. Meine Mutter Kreszentia, die auch in dieser bedrängten Lage ihren trockenen Humor offenbar nicht verloren hatte, beschied ihr darauf hin: 'Wenn du nur schon früher so gebetet hättest.'"
Am nächsten Tag sei die Familie zurück ins Haus gegangen. "Amerikanische Soldaten brieten sich im Hof Eier, die sie aus unserem Stall genommen hatten. Wir blieben von ihnen unbehelligt."

Elfriede Geßner erzählte auch, dass die Leichen deutscher Soldaten im Rodheimer Wald gefunden wurden, Sie fanden ihr letzte Ruhestätte im Friedhof. In den Hohlgraben, in dem die Bürger Schutz gesucht hatten, sei das getötete Vieh gebracht und zugeschüttet worden. Die Rodheimer zeigten zähen Aufbauwillen. Sie machten sich rasch an den Wiederaufbau.