Um die Wohnungsnot zu lindern, plant die Stadt in Lengfeld gleich drei neue Wohngebiete - bis zu 2500 Menschen könnten dort eine neue Heimat finden. Das hat Konsequenzen für den ohnehin vom Verkehr belasteten Stadtteil. Die Planungen und ein Verkehrsgutachten für Lengfeld waren jetzt Thema im Umwelt- und Planungsausschuss des Stadtrats (UPA) und bei einer Bürgerinformationsveranstaltung im Ökumenischen Zentrum.
Gebaut werden soll im Lengfelder Norden an der Waidmannsteige (Lengfeld Nord - Abschnitt A), auf nordöstlich davon gelegenen zehn Hektar großen landwirtschaftlichen Flächen (Lengfeld Nord - Abschnitt B) sowie auf Grundstücken zwischen der Carl-Orff- und der Georg-Engel-Straße.
Planungen sind unterschiedlich weit fortgeschritten
Die Planungen sind unterschiedlich weit fortgeschritten: Für das 1,8 Hektar große Gebiet an der Waidmannsteige hat der UPA bereits einstimmig die Änderung des Flächennutzungsplans und die öffentliche Auslegung des Bebauungsplans befürwortet. Dort sind 50 Wohneinheiten in Einfamilienhäusern vorgesehen. Der deutlich größere Abschnitt B von Lengfeld-Nord soll, aufgeteilt in zwei Bereiche, künftig bis zu 1300 Menschen Wohnraum bieten.
Relativ weit fortgeschritten sind die Planungen an der Carl-Orff-Straße: Matthias Wöber vom Architekturbüro planquadrat aus Darmstadt stellte bei der gut besuchten Info-Veranstaltung in Lengfeld drei Varianten für das 8,5 Hektar große Areal vor. Viel Grün war da zwischen Einfamilien- Mehrfamilien- und Reihenhäusern zu sehen - zwischen 240 und 310 Wohneinheiten sind je nach Variante vorgesehen. Dass dabei auch über Geschosswohnungsbau nachgedacht wird, kam nicht bei allen Gästen gut an. Positiv aufgenommen wurde dagegen die Absicht, in allen drei Varianten Mehrgenerationenhäuser zu bauen.
Wichtigstes Thema für die Lengfelder bleibt der Verkehr - kein Wunder: Ihre Straßen sind zu Stoßzeiten bereits stark ausgelastet. Aufgrund von Durchgangs- und Abkürzungsverkehren haben die Verkehrsplaner des Braunschweiger Büros WVI in verschiedenen Abschnitten der Werner-von Siemens-Straße zwischen 10000 und 15000 Fahrzeuge innerhalb von 24 Stunden gezählt.
4500 zusätzliche Kfz-Bewegungen errechnet
Laut WVI-Experte Matthias Schilde sind durch die Ansiedlung von bis zu 2500 Neu-Lengfeldern rund 4500 zusätzliche KfZ-Bewegungen täglich auf den Straßen des Stadtteils zu erwarten. Er präsentierte sein Gutachten im UPA und bei der Info-Veranstaltung, wo die Verkehrszahlen bei vielen Zuhörern für Kopfschütteln sorgten.
Schilde hat insgesamt sechs Erschließungsvarianten für die neuen Baugebiete auf ihre Auswirkungen auf den KfZ-Verkehr hin untersucht. Einige seiner Empfehlungen, um den zusätzlichen Verkehr möglichst gleichmäßig zu verteilen: Lengfeld-Nord sollte im nördlichen Bereich über einen neu zu bauenden vierten Arm an den Kreisverkehr Am Handelshof / Zum Scheibental und im Süden über die Kürnachtalstraße erschlossen werden. Das Neubaugebiet Carl-Orff-Straße soll über Stauferstraße und Carl-Orff-Straße aus Richtung Süden und Nordwesten angebunden werden.
Ausbau des Greinbergknotens wäre eine Variante
Den Durchgangs- und Abkürzungsverkehr zwischen den Bundestraßen 8 und 19 wollen die Experten unter anderem durch eine Reduzierung der Höchstgeschwindigkeit auf 30 bis 40 Stundenkilometern in der Werner-von-Siemens- und der Frankenstraße und mit zusätzlichen verkehrsberuhigten Bereichen in den Griff bekommen. Eine weitere wichtige Maßnahme wäre laut Schilde ein Ausbau des Greinbergknotens mit Optimierung der Ampelschaltungen, um den Verkehr dort künftig leistungsfähig abwickeln zu können.
Um den zusätzlichen Verkehr so gering wie möglich zu halten empfiehlt WVI außerdem, die Neubaugebiete mit Carsharing-Angeboten auszustatten und für Radfahrer gut erreichbar zu gestalten. Die WSB plant außerdem eine Optimierung der Buslinien in Lengfeld, bei der eine neue Verbindungsstraße zwischen Stauferstraße und Georg-Engel-Straße durch das Baugebiet Carl-Orff-Straße eine wichtige Rolle spielt.