58 Jahre lang lebte ein Beamter der Stadt Würzburg ein unauffälliges Leben. Dann, im Juli 2015, missbrauchte er im Geisbergbad in Veitshöchheim (Lkr. Würzburg) zwei kleine Mädchen, wurde festgenommen, kam in U-Haft, wurde gekündigt und verlor seinen Beamtenstatus. Nun muss sich der ehemalige Mitarbeiter des Jugendamts vor dem Landgericht Würzburg verantworten.
„Schweren sexuellen Missbrauch von Kindern“ wirft die Staatsanwaltschaft ihm vor. Und der Angeklagte räumt alles ein. Damit ist klar, was er getan hat: Am 7. Juli schnappte er sich im Nichtschwimmerbereich ein sechsjähriges Mädchen, schob es auf dem Schoß durch das Becken und missbrauchte es dabei. Als die Mutter, die ganz in der Nähe war, ins Becken kam, ließ der heute 58-Jährige von dem Mädel ab. Während die Kleine ihrer Mutter erzählte, was der Mann gemacht hatte, hatte er sich schon ein neues Opfer gegriffen. Auch dieses fünfjährige Mädchen hat er missbraucht. Dann kam der Bademeister dazu, die Polizei wurde eingeschaltet – und der 58-Jährige legte sofort ein Geständnis ab.
Das wiederholt er auch jetzt vor Gericht. Seit seiner Jugend sei er pädophil, hat der Angeklagte dem psychiatrischen Gutachter erzählt. Allerdings habe er seine kriminelle Neigung bis zum 7. Juli 2015 nie ausgelebt. Im Geisbergbad sei er „wie ausgeschaltet“ gewesen. Er habe spüren wollen, wie ein Kind sich „da unten anfühlt“.
In seiner Eigentumswohnung in einer Gemeinde am Würzburger Stadtrand fand die Kripo einen Ordner mit Fotos von kleinen Mädchen in Unterwäsche, die der Mann aus Katalogen ausgeschnitten hat, selbst geschriebene Gedichte pädophilen Inhalts – und mehrere neue Mädchenslips. „Die habe ich gesammelt“, sagt der Mann vor Gericht, „ich habe sie gekauft, um mir vorzustellen, wie ein Kind damit aussieht“. Und dann, ganz sachlich: „Mein Interesse ist nur auf Mädchen ausgerichtet“.
Kinderpornos fanden sich nicht bei der Durchsuchung. In seiner Vernehmung habe der Angeklagte gesagt, dass er solche Sachen nicht haben wolle, weil er „ein gläubiger Mensch“ sei, erzählt ein Kripobeamter im Zeugenstand.
Auf jeden Fall ist der 58-Jährige ein ängstlicher Mensch, ohne Freunde, ohne Bindungen. Sein ganzes Leben lang hatte er keine Partnerin, nie hat er sexuelle Erfahrungen gemacht. Seine einzigen Kontakte seien seine Schwester und eine Nichte, hat dem Psychiater erzählt. Und ein Friseur aus Oberbayern, den er jedes Jahr besucht.
Hinter Gittern habe er sich „abgeschottet“, sagt der Angeklagte vor Gericht, die meiste Zeit verbringe er allein in seiner Zelle. Er weiß, dass Kinderschänder im Gefängnis gefährlich leben. Deshalb nimmt er nicht mal am Hofgang teil.
Im Würzburger Jugendamt, wo der Mann seit 1981 bis zur Kündigung im August 2015 arbeitete, hat er 2400 Euro netto verdient. Einen Schreibtisch-Job habe er da gehabt, erzählt er, ohne Kontakt zu Kindern.
Der Angeklagte wisse „seit seiner Jugend“ um seine pädophilen Neigungen, sagt der psychiatrische Sachverständige in seinem Gutachten. „Aber er hat sie 40 Jahre lang gut kontrolliert.“ Hilfe habe er nie gesucht – weil er nicht habe reden wollen über seine abartige Veranlagung.
Im Prozess beteuert der 58-Jährige, der mit auffallend abgetragener Kleidung zur Verhandlung kam, dass er therapiebereit sei. „Ich möchte nicht, dass so was noch mal passiert.“ Allerdings will er, zumindest so lange, bis sein Verteidiger Nikolaus Gwosdeck interveniert, auch seinen Ordner mit den Bildern von kleinen Mädels in Unterhosen zurück haben.
Das Gericht verurteilt den 58-Jährigen, wie von Staatsanwältin und Verteidiger gefordert, zu drei Jahren Haft. Eine vorzeitige Entlassung ist unwahrscheinlich, weil der Mann im Gefängnis eine Therapie machen muss. Das Urteil ist rechtskräftig.